Bensberg, 22. Oktober 2008 - Facelift? Was für ein Facelift? Gut, dass ich mir während der Pressekonferenz eifrig Notizen über die kosmetischen Maßnahmen an der C4-Karosserie gemacht habe. Ansonsten nämlich hätte ich die äußerst zurückhaltenden Retuschen glatt übersehen können. Ein Blick auf den Notizblock frischt mein Gedächtnis auf. Stimmt: Das Gesicht mit dem deutlich größeren, zentralen Lufteinlass ist neu. Zusätzlich ist der Kennzeichenhalter aus dem unteren Drittel der C4-Front auf einen Quersteg im Kühlergrill gewandert - so ähnlich sieht das auch bei den aktuellen Audi-Modellen aus. Ach ja: Und die Nebelleuchten sitzen jetzt in neu gestalteten, chromblitzenden Einfassungen. Viel mehr gibt's denn aber auch nicht zu sagen über das Lifting, das die Franzosen ihrem Golf-Konkurrenten haben angedeihen lassen.
Gegensteuern
Das sind einerseits natürlich gute Nachrichten für Besitzer des bisherigen Modells. Schließlich lässt das Facelift den "alten" C4 nicht über Nacht wie ein Auto von gestern aussehen. Fraglich allerdings ist, ob die wenig radikale Schönheitskur ausreichen wird, den aktuellen C4-Absatzrückgang in Deutschland zu bremsen. Fairerweise wollen wir aber nicht verschweigen, dass uns die wichtigsten Neuigkeiten nicht über, sondern unter dem Blech des kompakten Franzosen erwarten. In Zeiten von Downsizing und Klimabewusstsein will natürlich auch Citroën nicht hinten anstehen. In unserem Testwagen etwa sorgt der brandneue Top-Benziner mit 150 Turbo-PS für Vortrieb, der sich laut Hersteller im kombinierten Zyklus mit 6,9 Liter auf 100 Kilometer zufrieden gibt und dabei gerade mal 169 Gramm CO2 in die Umwelt entlässt. Die 1,6-Liter-Maschine ist aber keineswegs eine komplette Neuentwicklung. Mini-Fahrer etwa kennen den Vierzylinder seit längerem aus dem Cooper S, unter dessen Stummelhaube er allerdings 175 PS leistet.
Aus dem Drehzahlkeller
Im avantgardistisch gestylten C4 überzeugt das Triebwerk vor allem durch seinen guten Durchzug: Die tafelbergförmige Drehmomentkurve erreicht bereits bei 1.400 Touren ihr Maximum von 240 Newtonmeter und flacht erst bei 4.000 Umdrehungen wieder ab. Wer moderne Turbodiesel gewöhnt ist, wird sich mit dieser Motorcharakteristik und dem daraus resultierenden schaltfaulen Fahrstil schnell anfreunden können. Es bleibt ihm aber auch nichts anderes übrig, denn oberhalb von 5.000 Touren wirkt der 1,6-Liter-Motor zäh und unwillig. Dies schlägt sich auch bei den Fahrleistungen nieder: Mit 9,2 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 und einer Höchstgeschwindigkeit von 212 km/h ist man sicher nicht untermotorisiert, nach sportlichem Fahrspaß klingen diese Werte allerdings auch nicht. Trotz des gut abgestuften und knackig schaltbaren Sechsgang-Getriebes und trotz der leicht sportlichen Ausrichtung unseres VTS-Modells: Ein GTI-Konkurrent ist dieser C4 ganz sicher nicht.
Weich und hart
Gleiches gilt auch für das Fahrwerk. In der Top-Ausstattungslinie VTS ist der C4-Unterbau zwar etwas straffer abgestimmt, der grundsätzlich entspannte, komfortable Charakter bleibt aber unverändert. Das Resultat ist eine merkwürdige Kombination aus wankendem, nickendem Aufbau und teilweise stuckerigem Abrollverhalten. Auch die Lenkung will nicht so recht zum sportlichen Auftritt passen: Der C4 lenkt zwar zackig und präzise genug ein, insgesamt aber fühlt sich das System zu synthetisch an, um auf Anhieb genug Vertrauen fürs gnadenlose Kurvenräubern aufzubauen. Hinzu kommt die Tatsache, dass das - zugegeben recht sanft regelnde - ESP zwar deaktivierbar ist, sich oberhalb von 50 km/h aber selbstständig wieder einschaltet. Wesentlich stimmiger ist der Franzose mit dem Turbo-Benziner in der Nobel-Ausstattung "Exclusive", inklusive weicherem Fahrwerk. Die zum Vergleich Probe gefahrene Variante liefert Citroën-typischen Komfort und hält selbst grobe Fahrbahn-Unebenheiten erfolgreich von den Passagieren fern. Lieferbar ist diese Kombination allerdings nur für die C4-Limousine.
Alles im Blick?
Aber zurück zum Facelift: Neben den leichten Änderungen an der Karosserie und der erweiterten Motorenpalette haben die Citroën-Techniker nämlich auch im Innenraum dezent Hand angelegt. So wurde etwa der bandförmige Digitaldrehzahlmesser hinter dem Lenkrad über Bord gekippt. Folglich fällt der Blick durch das charakteristische Volant mit der fest stehenden Nabe nun auf ein gänzlich leeres Stück Armaturenbrett-Plastik: Wer Tacho, Tourenzähler oder Tankanzeige sucht, muss die Augen zur Mitte der Bedientafel und auf das Zentraldisplay richten. Wirklich glücklich ist diese Lösung nicht, da die LCD-Anzeige erstens zu weit abseits der zentralen Blickachse der Fahrers liegt, und da zweitens das Display mit zu vielen, zu kleinen Anzeigen überfrachtet ist. Der neue, kreisförmige Drehzahlmesser und die Temperaturanzeige in Thermometerform etwa sind zu klein und fuzzelig, um sie auf einen Blick schnell ablesen zu können.
Schicker Arbeitsplatz
Der allgemeine Eindruck im Interieur fällt durchaus positiv aus, auch wenn die verbauten Kunststoffe einen Tick weicher sein dürften. Die (optionalen) Ledersitze unseres VTS-C4 bieten guten Seitenhalt und Komfort - die nicht-stufenlose und daher fummelige Lehnenverstellung per Zughebel hingegen hätte Citroën im Rahmen des Facelifts gerne wegrationalisieren dürfen. Auf den hinteren Plätzen ist genügend Knieraum vorhanden, über den Köpfen der Passagiere wird die Luft allerdings schnell eng. Bis 1,80 Meter passt man gerade noch so unter die abfallende Dachlinie, darüber wird's kritisch. Dies gilt übrigens sowohl für das Coupé als auch für die fünftürige Limousine, in der wir ebenfalls Probe sitzen konnten. Trotz Easy-Entry-Sitzen ist der Einstieg in die dreitürige Version konzeptbedingt beschwerlich, aber das ist bei einem VW Golf oder Opel Astra bekanntlich auch nicht anders.
Nicht wirklich billig
Auch bei den Kosten ähnelt der kompakte Franzose dem Klassenbesten von Volkswagen: Für den sehr gut ausgestatteten C4 VTS sind mit dem 150-PS-Turbomotor 23.300 Euro fällig. Ein vergleichbarer VW Golf VI Highline mit 1,4-Liter-TSI, 160 PS und Sechsgang-Schaltgetriebe kostet nackt 23.450 Euro. Auf ein ähnliches Ausstattungsniveau gehoben, sind für den Wolfsburger 24.296 Euro zu berappen. Dafür allerdings bekommt man von VW nicht nur das neuere und kräftigere, sondern auch das sparsamere Auto: Nach Norm liegt der Golf mit 6,3 Liter Gesamtverbrauch pro 100 Kilometer 0,6 Liter günstiger als der C4. Doch der Niedersachse setzt noch einen drauf und sticht den Franzosen auch bei den Fahrleistungen aus: Mit 8,0 Sekunden für den Sprint auf 100 Sachen und 220 km/h Spitze liegt er auch beim Thema Fahrdynamik deutlich vor dem C4.
Gesamtwertung
Grundsätzlich ist der C4 in der Kompaktklasse eine interessante Alternative. Mit dem neuen Turbo-Benziner bietet er TDI-mäßigen Durchzug, flotte Fahrleistungen sowie moderaten Verbrauch und der in Details skurille Innenraum erfreut die Fans französischer Exzentrik. Zudem fällt der Wagen aufgrund seiner Seltenheit und der cool gestylten Karosserie auf deutschen Straßen durchaus auf - in der Golfklasse keine Selbstverständlichkeit. Ein echtes Killerargument gegen den Citroën ist allerdings seine im Fond stark eingeschränkte Kopffreiheit. Wer häufig Erwachsene chauffiert, sollte sich besser woanders umsehen.
Zudem ist die hier getestete VTS-Version die schlechtere Wahl, da ihr mild sportlicher Anspruch im krassen Gegensatz zur grundsätzlich ultrakomfortablen Auslegung des C4 steht. Wir meinen: Wer sich für einen größeren Citroën interessiert, hat mit Grenzbereichsabenteuern eh nicht viel am Hut und sollte sich für die Limousine in der entspannten Luxus-Ausstattungslinie "Exclusive" entscheiden, die in diesem Test vier Sterne erhalten hätte.
Modell |
Citroën C4 VTS THP 150 |
Motor
|
Bauart |
Otto- Reihenmotor mit Turbolader, DOHC |
Zylinder / Ventile |
4 / 4 |
Antrieb |
Frontantrieb |
Getriebe |
Schaltgetriebe |
Gänge |
6 |
Hubraum |
1.598 cm³ |
Leistung |
110 kW bei 5.800 U/min |
max. Drehmoment |
240 Nm bei 1.400 U/min |
Fahrwerk
|
Bremsen vorn |
Scheiben, innenbelüftet |
Bremsen hinten |
Scheiben |
Lenkung |
Zahnstangen- Lenkung mit elektrischer Unterstützung |
Radaufhängung vorn |
McPherson mit unterer Dreiecksschwinge |
Radaufhängung hinten |
Pseudo- Einzelradaufhängung |
Räder vorn |
205/50 R17 auf 17-Zoll-Alufelgen |
Räder hinten |
205/50 R17 auf 17-Zoll-Alufelgen |
Spurweite vorn |
1.505 mm |
Spurweite hinten |
1.510 mm |
Wendekreis |
10,7 m |
Maße
|
Länge |
4.260 mm |
Breite |
1.773 mm |
Höhe |
1.456 mm |
Radstand |
2.608 mm |
Leergewicht |
1.351 kg |
max. Zuladung |
412 kg |
Anhängelast (gebremst) |
1.650 kg |
Dachlast |
75 kg |
Kofferraumvolumen |
320 l |
Tank |
60 l |
Kraftstoffart |
Super |
Messwerte
|
Höchstgeschwindigkeit |
212 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) |
9,2 s |
Verbrauch gesamt |
6,9 l/100 km |
Verbrauch innerorts |
9,8 l/100 km |
Verbrauch außerorts |
5,3 l/100 km |
CO2-Emission |
164 g/km |
Schadstoffklasse |
Euro 4 |
Kosten
|
Steuer pro Jahr |
108 € |
Haftpflicht Klasse |
17 |
Teilkasko Klasse |
23 |
Vollkasko Klasse |
20 |
Stand: Oktober 2008
Modell |
Citroën C4 VTS THP 150 |
Grundpreis |
23.300 € |
Ausstattung
|
ABS |
Serie |
Beifahrerairbag |
Serie |
Fahrerairbag |
Serie |
ASR |
Serie |
Automatikgetriebe |
- |
Navigationssystem |
2.650 € (inkl. Bluetooth-Schnittstelle) |
CD-Radio |
Serie |
elektr. Fensterheber vorn |
Serie |
elektr. Schiebedach |
710 € (Panorama-Glasdach) |
elektr. verst. Außenspiegel |
Serie |
ESP |
Serie |
Klimaautomatik |
Serie |
Kopfairbag hinten |
Serie |
Kopfairbag vorne |
Serie |
Lederausstattung |
1.690 € (inkl. Sitzheizung) |
Leichtmetallfelgen |
17-Zöller Serie |
Metalliclackierung |
480 € |
MP3-Radio |
Serie |
Nebelscheinwerfer |
Serie |
Seitenairbag vorne |
Serie |
Sitzhöheneinstellung |
Serie |
Tempomat |
Serie |
Xenonlicht |
990 € (inkl. Kurvenlicht) |
Zentralverriegelung |
Serie |
Einparkhilfe (vorne und hinten) |
Serie |
Stand: Oktober 2008