Designer Martin Leprince hat eine Neuauflage der Ikone entworfen
Wie sähen die legendären Autos aus der 125-jährigen Geschichte von Skoda aus, wenn sie von zeitgenössischen Designern gestaltet würden? Etwa der Skoda Felicia? Nein, nicht der Nachfolger des Favorit, sondern dessen historischer Namensgeber.
Eines der schönsten tschechoslowakischen Cabriolets wurde in den Jahren 1959-1965 im Werk Kvasiny gefertigt. Der Felicia basierte sowohl optisch als auch technisch auf dem damaligen Modell Octavia. Knapp 15.000 Einheiten wurden von dem bis heute letzten in Serie gefertigten Skoda-Cabriolet hergestellt.
Draußen mag es kühl sein, aber eine Fahrt im Sonnenschein in einem schönen Cabrio ist immer ein Vergnügen. Die Verbindung zwischen Auto, Fahrer und der Umgebung ist perfekt. Und diese drei Elemente so nah wie möglich zusammenzubringen, das wollte der französische Designer Martin Leprince von SkodaDesign mit seiner modernen Cabrio-Version des Skoda Felicia erreichen.
Wenn Martin im Skoda-Museum hinter dem Steuer des türkisfarbenen Prachtexemplars des originalen Felicia Cabriolets sitzt, freut er sich vor allem an den Details und fährt mit den Händen über verschiedene Merkmale des historischen Autos. "Ich fasse gerne Materialien an", gibt er zu. Das macht ihn zu einem idealen Innenarchitekten, und genau das ist auch sein Job bei Skoda.
Seine Leidenschaft für Interieurs ist in seiner Studie offensichtlich. Er wählte das Felicia Cabriolet wegen seines Interieurs. "Die Wahl eines Cabriolets war für mich wichtig, weil man das Äußere und das Innere gleichzeitig sehen kann. Die Leute kaufen Autos vielleicht wegen ihres äußeren Aussehens, aber meistens sehen sie das Auto von innen, und in einem Cabrio lassen sich die beiden wunderbar kombinieren", sagt Martin.
Und er entschied sich für ein ungewöhnliches und auf den ersten Blick vielleicht unpraktisches Detail an der Schnittstelle zwischen Innen- und Außenraum: eine "schwebende" Windschutzscheibe, die einige Zentimeter über der Karosserie schwebt und sich nach innen wölbt, um als Instrumententafel und Infotainment-Display zu dienen. Damit gibt es keine Grenze mehr zwischen dem Exterieur und dem Interieur. Dieses Gefühl der Einheit wird durch die Polsterung, die bis zu den Karosserieblechen reicht, noch verstärkt.
"Ich nenne das Auto Bohe Vita, weil es für mich von einem böhmischen Lebensstil spricht, eine Art tschechische Version von La Dolce Vita", erklärt Martin. Was ihn am Originalmodell am meisten inspirierte, waren die eleganten Linien und Proportionen. Der Insassenraum befindet sich wie beim Original zwischen den Rädern, und auch der lange hintere Überhang und die Länge der Motorhaube erinnern an das Original.
Sein Felicia ist aber mehr als nur eine Retrostudie. "Ich habe versucht, Skodas aktuelle, klare Designsprache zu nutzen, um eine moderne und einzigartige Interpretation des alten Modells zu schaffen", sagt Martin.
Er verwendete, wie er es nennt, "starke Merkmale", um auf das schöne Cabrio zu verweisen. Dazu gehören die ursprünglich gestalteten "Flossen" am Heck, die größtenteils von den Rückleuchten aufgegriffen werden. Das Kunststofflogo des Autobauers, das die gesamte Lenksäule zu bilden scheint, ist eine weitere Anspielung auf die Geschichte und gleichzeitig eine Referenz an die Bildhauerei, eine Disziplin, die Martin sehr am Herzen liegt.
Er begann die Arbeit an der Studie mit einigen kleinen Skizzen. "Wenn man in einem kleinen Maßstab arbeitet, kann man sich schnell ein Bild von den grundlegenden Proportionen machen. Man verschwendet keine Zeit mit Details, sondern interessiert sich vor allem für die Hauptlinien, die dem Auto seine Identität geben", beschreibt er seine Arbeitsweise.
Nach einer Reihe von kleinen Skizzen auf Papier nimmt er sein Tablet zur Hand. "Wenn man die Grundlinien hat, kann man sich an die Details machen. Aber die erste starke Vision ist außerordentlich wichtig", erklärt Martin Leprince. Für die ersten Skizzen brauchte er einen halben Tag, für den detaillierteren Entwurf dann noch einmal vier Tage.
Er gibt zu, dass die Idee mit der gebogenen, schwebenden Windschutzscheibe eine harte Nuss war. "Ich habe Glasstatuen studiert und mit Hilfe von Fotos und Bildern versucht, einen Weg zu finden, ein 3D-Glasobjekt so zu zeichnen, dass das Ganze nachvollziehbar ist und realistisch aussieht. Das hat mich einige Tage lang beschäftigt", räumt er ein.
Das Resultat sieht jedenfalls sehr gut aus. Und wir fragen uns: Wie wäre es denn mal wieder mit einem Cabrio von Skoda? Auch jetzt könnte der Octavia die Vorlage für einen neuen Felicia liefern. Solch ein Modell würde die Modellpalette der Marke fraglos krönen. Also: Bitte bauen!