Bei Suzuki getestet: Verschiedene Vierradsysteme für jeden Typ
Obertauern (Österreich), 22. Dezember 2011 - Der Winter naht mit großen Schritten. Sobald Schnee fällt, rücken Autos mit Allradantrieb in den Mittelpunkt. Doch Allrad ist nicht gleich Allrad, wie wir am Steuer verschiedener Suzuki-Fahrzeuge feststellen konnten. Wir erläutern die Unterschiede der jeweiligen Technik.
Verschiedene Systeme
Derzeit sind rund fünf Prozent aller in Deutschland zugelassenen Pkw mit einem Allradantrieb ausgerüstet. An der Spitze liegt hierbei das bergige Bayern, aber auch Hamburg liegt noch über dem Durchschnitt. Durch die immer beliebteren Kompakt-SUVs liegt der Vierradantrieb im Trend. Bei Suzuki sind inzwischen etwa 40 Prozent aller Neuzulassungen damit ausgerüstet. Je nach Aufwand und Kosten gibt es diverse Ansätze, um Grip an allen Rädern zu haben.
Permanter Allradantrieb
Im Grand Vitara kommt ein permanenter Allradantrieb mit sperrbarem Mittendifferenzial (auch Zentraldifferenzial genannt) zum Einsatz. Kenner sprechen hier von "richtigem Allrad". Dieses System lässt bei schnellen Kurvenfahrten Drehzahlunterschiede an den einzelnen Rädern zu. Über einen Drehknopf stehen dem Fahrer eine Mittendifferenzialsperre und eine Geländereduzierung zur Verfügung. Im normalen 4H-Modus wird der Vortrieb zu 47 Prozent an die Vorderachse geschickt, nach hinten kommen 53 Prozent. Zusätzlich kann das Mittendifferenzial elektrisch bei jeder Geschwindigkeit gesperrt werden. In diesem "4H-Lock"-Modus sind beide Achsen fest miteinander verbunden, das Drehmoment wird 50:50 verteilt. Diese Gleichmäßigkeit sorgt für optimalste Traktion. Hinzu kommt bei Bedarf eine Geländereduzierung. Sie halbiert die Gangübersetzungen, sodass früher eine höhere Drehzahl zur Verfügung steht. Das ist am Berg praktisch, denn so stirbt der Motor nicht ab und man hat schnell viel Kraft zur Verfügung.
Permanenter Allradantrieb mit Viskokupplung
Eine preiswerte Allradlösung kommt im Suzuki Swift 4x4 zum Zuge: die Viskokupplung. Sie besteht aus zwei Sätzen ringförmiger Metallscheiben (auch Lamellen genannt), die in einem zähen Ölbad rotieren. Durch sie werden die Vorder- und die Hinterachse miteinander verbunden, während die Antriebskraft permanent auf alle vier Räder übertragen wird. Dabei sind die Außenlamellen mit dem vorne liegenden Motor verbunden, die Innenlamellen mit der Hinterachse. Durch die bei Schlupf entstehenden Scherkräfte im Öl wird das Drehmoment übertragen. Zugleich übernimmt die Viskokupplung die Aufgabe eines Mittendifferenzials. Dieses benötigen Autos mit permanentem Allradantrieb, um bei zügigen Kurvenfahrten Verspannungen im Antriebsstrang zu vermeiden.
Zuschaltbarer Allradantrieb
Im kleinen Suzuki Jimny kann der Allradantrieb manuell während der Fahrt bis 100 km/h zugeschaltet werden, standardmäßig ist man mit Heckantrieb unterwegs. Ermöglicht wird das durch eine spezielle Synchronisierung im Verteilergetriebe und eine so genannte Klauenkupplung. Auch hier werden die beiden Achsen starr miteinander verbunden und das Drehmoment fest verteilt. Mit an Bord ist eine Geländereduzierung.
Automatischer Allradantrieb
Als "intelligenten Allradantrieb" bezeichnet Suzuki das System im SX4 und Kizashi, einige Ingenieure reden lieber von einem "hochentwickelten Zweiradantrieb". Hier kann der Fahrer per Schalter zwischen 2WD-Modus (Frontantrieb) und einem Auto-Modus wählen, bei dem man auch zunächst mit Frontantrieb fährt. Sobald das elektronische System über die ABS-Radsensoren Schlupf an der Vorderachse erkennt, wird die Hinterachse zugeschaltet. Ein Elektromagnet presst dann ein Lamellenpaket zusammen und schafft so einen Kraftschluss zwischen den Achsen. Die Kraft wird dann zwischen Frontantrieb und einem Verhältnis von 50 zu 50 frei verteilt, allerdings ist die exakte Verteilung nicht vorhersehbar. Hinzu kommt, dass speziell bei Fahrzeugen mit elektromagnetischer Lamellenkupplung ein leichter Druck aufs Gaspedal hilft, das Auto einzufangen. So kann Grip aufgebaut werden, wenn das Heck durch Gaswegnahme zu "leicht" wird.
Keine Hektik!
Beim Fahren auf Schnee gewinnen wir weitere wertvolle Erkenntnisse. Der 2,25 Meter kurze Radstand des Jimny sorgt dafür, dass man sich beim zügigen Spurwechsel bereits früh dreht, zumal auch kein ESP an Bord ist. Doch gerade in der weißen Pracht und am Berg kann es sinnvoll sein, ESP auszuschalten, um Grip aufbauen zu können. Von größerer Bedeutung ist ABS, hier ist die Devise im Extremfall: hart bremsen und nicht wild am Lenkrad kurbeln. Hektische Lenkbewegungen machen das Auto schnell unkontrollierbar. Falls man doch einmal driftet oder sich gar dreht: Immer in die Richtung schauen, wohin man will. Anders ausgedrückt: Schaue ich die Leitplanke, lande ich ganz sicher dort. Unser Tipp, unabhängig ob Allrad oder nicht: Fahren Sie bei Schnee auf einen großen, leeren Parkplatz und testen Sie, wie ihr Auto beim Bremsen oder in Kurven reagiert.