Habemus papam: Kardinal Bergoglio ist der neue Papst Franziskus. Bisher ist der Kirchenmann für seine Fahrten mit der U-Bahn bekannt. Das wird zukünftig wohl nicht mehr gehen. Macht nichts, für Franziskus stehen genügend Autos zur Verfügung. Bereits seit Jahrzehnten setzt der Vatikan bevorzugt auf Autos aus Deutschland. Doch es gibt auch Ausnahmen. Wir zeigen Ihnen die interessanten Papst-Autos der letzten Jahrzehnte.
Der erste Mercedes für den Papst entstand im Jahr 1930 auf Basis des Nürburg 460. Hier sehen wir den Wagen auf dem Petersplatz. Schon seit 1909 waren edle Kraftwagen in den Kirchenstaat gekommen, zum Beispiel von Fiat. Das Problem: Sie nutzten dem Papst nicht viel im nur 44 Hektar großen Vatikan, den man bequem in einer Stunde zu Fuß begehen kann. Zudem war das Territorium von 1870 bis 1929 kein souveräner Staat. In diesem Zeitraum verließen die Päpste aus Protest gegen die ungelöste "Römische Frage" die Vatikanstadt nicht mehr.
Nürburg und Engelsburg: Anlässlich der Übergabe des ersten Papstwagens von Mercedes-Benz entstand eine Serie von Aufnahmen des Fahrzeugs im Vatikan - unter anderem auch dieses Bild des Nürburg 460 vor der Engelsburg. Die Idee zum Papst-Mercedes hatte ein Werbespezialist des Unternehmens, der deutsche Botschafter in Rom vermittelte den Kontakt zur Kurie.
Zur Übergabe in den Vatikan reiste die Pullman-Limousine auf eigener Achse. Der damalige Papst Pius XI. zeigte sich angetan und sprach von einem "Meisterwerk".
Jeder Papstwagen trägt das jeweilige Wappen des entsprechenden Kirchenoberhaupts auf der Karosserie, hier zum Beispiel das von Johannes XXIII. (1958-1963). Einer seiner Nachfolger, Papst Johannes Paul II. (1978-2005), bat übrigens darum, die Sonderfahrzeuge nicht mit dem Begriff "Papamobil" zu bezeichnen. Das sei der Würde und dem Zweck nicht angemessen.
Nach einer Laufleistung von rund 40.000 Kilometern wurde der Nürburg 460 in den Ruhestand geschickt. Nach langer Zeit im Museum des Vatikan wurde er 1984 restauriert und von Papst Johannes Paul II. entgegengenommen. Heute ist er mit anderen Fahrzeugen wieder in der Sammlung "Museo delle Carozze" zu sehen, in der sich auch päpstliche Sänften und Kutschen befinden.
Heiliger Stuhl: Für den Papst entstand 1930 ein einzelner Thronsitz im Fond des Nürburg 460. Das Sitzmöbel ist mit feinem Seidenbrokat überzogen.
Presto, Adagio: Wie eine Opernpartitur liest sich die Beschriftung des Bedienfeldes, mit welchem der Papst im Nürburg 460 seinem Chauffeur Befehle übermittelte. Die Kommandos von oben nach unten: links (Sinistra), rechts (Destra), schnell (Presto), langsam (Adagio), wenden (Volta), nach Hause (Casa) und Halt (Alt).
Natürlich war Mercedes nicht die einzige Marke, welche den Papst umgarnte. Praktisch parallel erhielt Pius XI. im Jahr 1930 einen Citroën Lictoria. Auffallend sind der Farbton namens "Amaranth" und die vergoldeten Zierelemente. 2,4 Liter Hubraum aus sechs Zylindern sorgten für eine Spitze von 105 km/h. Allerdings wurde der Wagen nur selten genutzt, lediglich 156 Kilometer stehen auf dem Zähler.
Ein interessantes Detail sind die Leuchten an den Seiten. Der Fahrer des Papstes saß im Freien, nur geschützt durch ein leichtes Verdeck.
Am Kühlergrill des Citroën Lictoria prangt das Wappen des Vatikans: zwei gekreuzte Schlüssel, die mit einer Kordel zusammengebunden sind, darüber die Tiara genannte Papstkrone.
Dreißig Jahre nach der Übergabe des Nürburg 460 schuf Mercedes einen modernen Nachfolger. Der neue Papstwagen basierte auf dem Typ 300 d mit verlängertem Radstand. Die Übergabe an Johannes XXIII. fand im Winter 1960 statt.
Ein Verdeck für den Rücksitz: Der Mercedes 300 d war als Landaulet ausgeführt. Durch die Verlängerung des Radstands um 450 Millimeter wuchs die Gesamtlänge des Wagens auf 5,60 Meter.
Wie gehabt befand sich auch im Fond des Mercedes 300 d ein einzelner Sessel für den Papst. An der Trennwand zu den Vordersitzen waren zwei Klappsitze montiert. Von seinem elektrisch verstellbaren Sitz aus konnte der Heilige Vater zum Beispiel die Klimaanlage und den Sprechfunk zum Fahrer bedienen.
Auch Paul VI. nutzte nach seiner Wahl 1963 den päpstlichen Mercedes. Der Wagen konnte zügig unterwegs sein, dafür sorgten 160 PS und eine Spitze von 160 km/h. Meist wurde der 300 d aber im gemessenen Tempo bewegt. Zu diesen Gelegenheiten konnten die Seitenscheiben im Fond bei geöffnetem Verdeck komplett herausgenommen werden. Stabile Griffe an der Zwischenwand gaben dem Papst Halt, wenn er während der Fahrt stehend den Segen erteilte.
Bewährtes System: Auch der 1966er-Papstwagen aus Stuttgart, ein Mercedes 300 SEL, wurde als Landaulet ausgeführt. Auf diesem Bild erkennt man das Kennzeichen der Papstwagen: SCV 1. Rund 60 Fahrzeuge mit dieser Kennung soll es insgesamt geben. Die drei Buchstaben stehen für "Status Civitatis Vaticanae", die lateinische Bezeichnung für den Staat der Vatikanstadt. Das Foto zeigt Papst Johannes Paul II. im 300 SEL Landaulet bei der ersten Ausfahrt nach seiner Wahl 1978.
Basis des Mercedes 300 SEL Landaulet war eine Limousine mit normalen Radstand von 2,85 Meter. Der päpstliche Einzelsitz im Fond konnte nach rechts verschoben werden, um einem Beifahrer auf einem Klappsitz Raum zu schaffen. Das Fahrzeug wurde lange Jahre genutzt und 1981 nachträglich gepanzert.
Zwei solcher Pullman-Limousinen des Typs 300 SEL mit langem Radstand und verbreiterten Fondtüren erhielt der Vatikan im Jahr 1967. Die sechssitzigen Wagen dienten jedoch nicht zu Repräsentationszwecken, schließlich fehlte das hintere Verdeck. Im 300 SEL wurden hochrangige Gäste des Vatikans chauffiert und der Papst zu seiner Sommerresidenz nach Castel Gandolfo gebracht.
Bereits im Herbst 1965 erhielt der Papst mit dem 600 Pullman Landaulet einen Wagen der Extraklasse. Die Fondtüren hatten die Stuttgarter um gut 26 Zentimeter verbreitert, die Portale schlossen direkt an die vorderen Türen an. Das Dach wurde zugunsten der Kopffreiheit um sieben Zentimeter erhöht.
Unter der Haube des heiligen 600 arbeitete der serienmäßige 6,3-Liter-V8 mit einer Leistung von 250 PS. Pikant: Nicht nur der Papst fuhr Mercedes 600, sondern auch seine Erzfeinde im Ostblock, darunter Leonid Breschnew und Mao Tse-tung.
Praktisch der gesamte Mercedes-Vorstand hatte 1965 das viertürige Landaulet zur Übergabe begleitet. Zwar konnten auch andere 600-Kunden ein Landaulet bestellen, doch bei dem Serienmodell befand sich zwischen den Vorder- und Hintertüren noch ein Blechteil. Seit 1985 steht der Papst-Benz übrigens im Mercedes-Museum.
Schöner sitzen: Zur Sonderausstattung des päpstlichen 600ers gehörten unter anderem eine Kühlanlage, eine Gegensprecheinrichtung für den Kontakt zum Fahrer und natürlich der Einzelsessel im Fond.
Nicht immer ist der Papst in Vatikan-eigenen Karossen unterwegs. Bei seinem USA-Besuch im Jahr 1965 saß Paul VI. im Fond des Lincoln Continental von US-Präsident Lyndon B. Johnson (dritter von links). Es handelt sich um die Version mit gepanzertem Dachaufsatz, die nach der Ermordung John F. Kennedys 1963 zum Einsatz kam.
Im Jahr 1965 entstand zudem ein Spezial-Lincoln auf Anfrage des Vatikans. Für den Besuch von Papst Paul VI. in New York beauftragte die katholische Kirche die Lincoln-Mutter Ford, ein Fahrzeug herzustellen, mit dem das damalige katholische Oberhaupt Friedensgrüße an das amerikanische Volk richten konnte. Von der Anfrage des Vatikans bis zur Parade am 5. Oktober 1965 in New York hatte der amerikanische Autokonzern nur zwei Wochen Zeit, um ein geeignetes Fahrzeug zu bauen. Als Basis wurde ein Lincoln Continental verwendet, den die Firma Lehmann-Peterson modifizierte.
Einer der bekanntesten Papstwagen ist sicherlich der Fiat Campagnola aus den späten 1970er-Jahren, im Bild die zivile Version. Traurige Berühmtheit erlangte der Geländewagen, als 1981 darin Papst Johannes Paul II. niedergeschossen wurde.
Auch so etwas hat es gegeben: Für den Papst-Besuch 1982 in Spanien baute Seat ein Papamobil auf Basis des Panda, der später zum Marbella wurde. Überraschend ist das Fehlen jedweder Panzerung ein Jahr nach dem Attentat.
Eine schlichte Metallkonstruktion auf dem Heck des Seat reichte, damit sich der Heilige Vater den Massen zeigen konnte, um den Segen zu spenden.
Der spanische Papstwagen blieb ein Einzelstück und befindet sich heute in der Seat-Sammlung. Das Auto wurde nur einmal eingesetzt, um das Kirchenoberhaupt zur Messe durch das Stadion "Camp Nou" in Barcelona zu fahren.
Viele Jahre war dieses Fahrzeug der Papstwagen schlechthin: Den im Farbton Perlmutt lackierte Mercedes 230 G wurde dem Papst ursprünglich für seinen Deutschlandbesuch im Jahr 1980 zunächst leihweise zur Verfügung gestellt. Goldfarben eloxierte Zierteile und Messingprofile sorgten für eine besondere Optik. Im Innern kamen weißes Wollvelours und weißes Leder zum Einsatz.
Der päpstliche 230 G besaß eine Kunststoffkuppel, die bei schönem Wetter abgenommen werden konnte. Seit dem Attentat auf den Papst im Jahr 1981 fuhr der Heilige Vater in dem Wagen nur noch mit aufgesetzter Kuppel.
Premiere im G: Erstmals wurde hier statt des klassischen Einzelsessels eine durchgehende Sitzbank verbaut. Im Boden und dem Dach der Kuppel befanden sich verschiedene Scheinwerfer, um den Papst bei Dunkelheit ins rechte Licht zu rücken. Mit dem Spezialaufbau ist das Fahrzeug übrigens rund 2,80 Meter hoch.
Das 1980 gebaute G-Modell schenkte Mercedes dem Vatikan im Jahr 1982. Außerdem entstand ein zweites, identisches Fahrzeug auf Basis des 230 GE. Der neuere Papstwagen hatte das Kennzeichen SCV 6, sein älterer Bruder das Nummernschild SCV 7. Beide Wagen erhielten eine besonders komfortable Federung für eventuelle Geländefahrten.
Das Konzept des Papst-G griff Range Rover auf: Zum Großbritannien-Besuch des Heiligen Vaters im Jahr 1982 entstand ein Spezialmodell mit Kabine. Die Trittbretter und Griffe an den Türen waren für die Bodyguards gedacht.
Im Jahr 1985 schenkte Mercedes dem Papst einen 500 SEL in verlängerter Sonderschutzausführung. Trotzdem war es möglich, dass sich Johannes Paul II. der Öffentlichkeit zeigte. Dazu war vor dem Fondsitz ein vergrößertes Schiebedach eingebaut. Unter dem Dachfenster installierte man zwei elektrisch betriebene, kleine Plattformen. Sie konnten zu einem Podest ausgefahren werden. Zum Schutz des Papstes vor Fahrtwind klappte ein Schild auf. Mit geöffnetem Dach und ausgefahrenem Schild fuhr die Limousine maximal 30 km/h schnell, ansonsten waren 160 Sachen drin.
Wie einst im Nürburg 460 waren die Sitze im Mercedes 500 SEL angeordnet. Der Papst logierte auf einem Einzelsitz, von dem aus er unter anderem Telefonate führen konnte.
1997 nahm Papst Johannes Paul II. persönlich ein neues Landaulet auf Basis des Mercedes S 500 in Empfang. Auf Basis der Version mit verlängertem Radstand war eine Limousine mit elektrisch betriebenem Verdeck entstanden. 320 PS aus fünf Liter Hubraum sorgten für den Vortrieb.
Im Fond waren gegenüber dem weißen Polstersessel des Papstes zwei klappbare Notsitze montiert. Den päpstlichen Sitz hatte Mercedes mit einem besonders großen vertikalen Verstellweg ausgerüstet, damit der Heilige Vater leichter aufstehen konnte. Vor der Trennwand zum Fahrerraum befand sich in der Täfelung eine Ikone der heiligen Maria.
1999 baute Cadillac einen Papstwagen auf DeVille-Basis für den Mexiko-Besuch von Johannes Paul II. Auffallend war der weit oben montierte Einzelsitz hinten.
Zum Weltjugendtag in Toronto 2002 zeigte sich der Papst erstmals in dem neuen Mobil auf Basis des Mercedes ML 430. Der Sonderaufbau orientierte sich an den Vorgängern der G-Klasse. Die Sichtkuppel war nun aber nicht mehr ein kantiger Aufsatz, sondern von vornherein in die Karosserie integriert.
Der Papst-ML wurde gerne für die Generalaudienzen auf dem Petersplatz genutzt. Dafür lassen sich die Fenster der Kabine herunterfahren, obwohl sie aus Panzerglas sind. Eine spezielle Getriebeübersetzung garantiert das Fahren in Schrittgeschwindigkeit. Am Heck befinden sich Haltegriffe für die Bodyguards.
In gewisser Weise ist auch das hier ein Papstfahrzeug: 2005 erhielt die Feuerwehr des Vatikans einen neuen Leiterwagen vom Typ Mercedes Econic. Bei der Übergabe war Papst Benedikt XVI. persönlich anwesend.
Auch Benedikt XVI. vertraute auf eine Mercedes G-Klasse, jedoch auf ein neueres Modell ohne Kuppelaufbau. So zeigt sich der Papst den Gläubigen im Vatikan. Der G 500 entstand Ende 2007 und ersetzt den bisherigen Fiat Campagnola. Bemerkenswert ist die Fülle von Leibwächtern neben dem Fahrzeug.
Darüber hat man sich in Wolfsburg sicherlich gefreut: An seinem ersten Arbeitstag steigt Papst Franziskus in einen VW Phaeton. Der wurde nicht extra angeliefert, sondern gehörte schon vorher zum vatikanischen Fuhrpark.
Die Stammmarke im Vatikan ist Mercedes. Noch Ende 2012 bekam der damalige Papst Benedikt XVI. ein neues Papamobil auf Basis der M-Klasse. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche übergab den ML mit Sonderaufbau persönlich im Vatikan. Gegenüber dem Vorgängerfahrzeug wurde die Kuppel deutlich vergrößert, was dem Papst ein verbessertes Raumangebot und einen komfortableren Einstieg ermöglicht. Auch wurde die Sicht auf Seine Heiligkeit durch eine erheblich größere Glasfläche und einen beleuchteten Innenhimmel verbessert.
Der Einstieg erfolgt im neuen Papamobil über eine große Hecktür. Der Thron in dem Glasaufbau ist mit dem gestickten Wappen des Heiligen Vaters versehen.
Schon seit September 2012 sind zwei elektrisch betriebene Renault Kangoo Maxi Z.E. im Papst-Fuhrpark. Die beiden Fahrzeuge wurden zusammen mit dem französischen Karosseriespezialisten Gruau speziell für die Anforderungen des katholischen Kirchenoberhaupts umgebaut.
Das 4,60 Meter lange und 1,80 Meter breite Elektro-Papamobil ist weiß lackiert und trägt links und rechts an den Türen jeweils das Papstwappen. Zwei extra angefertigte Einzelsitze ersetzen die serienmäßige Rücksitzbank. Die seitlichen Schiebetüren wurden durch hinten angeschlagene Portale ausgetauscht. Elektrisch ausfahrbare Trittstufen erleichtern dem Pontifex den Zugang zum Fond. Weitere Extras sind ein weit öffnendes Schiebedach sowie herausnehmbare Seitenscheiben. Aufgrund der begrenzren Reichweite empfiehlt sich das Fahrzeug für Transportdienste innerhalb des Vatikans. Vielleicht weckt das Elektro-Geräusch des Speziel-Kangoo ja bei Franziskus Erinnerungen an die U-Bahn.