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Es gab kaum etwas, was der VW Käfer in seinem langen Leben nicht war: Propagandaobjekt, Aufbauhelfer, Millionenseller, Filmstar oder Sportgerät. Vor 75 Jahren wurde der Grundstein für das Volkswagen-Werk in Wolfsburg gelegt. Für uns Grund genug, die Karriere des knubbeligen Krabblers in Bildern zu verfolgen.
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Die Ursprünge des VW Käfer reichen bis in die frühen 1930er-Jahre zurück. 1933 fordert Adolf Hitler einen preisgünstigen Wagen fürs Volk, ein Jahr später erhält Ferdinand Porsche den Entwicklungsauftrag. 1936 rollen die ersten Fahrzeuge des so genannten "Porsche Typ 60" auf die Straße. Die Grundform des späteren Käfer ist schon erkennbar, aber die Scheinwerfer sind noch in der Mitte zusammengefasst. Hinzu kommen hinten angeschlagene Türen, ein Heckfenster fehlt.
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Bereits bei den ersten Versuchswagen ist auch ein Cabriolet am Start, eine Karosserieform, die seinerzeit noch alltäglich war. Auf dem Bild ist Ferry Porsche am Steuer zu sehen.
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Nach guten Testerfahrungen entstehen Anfang 1937 bei Daimler-Benz in Sindelfingen 30 Vorserienfahrzeuge. Dieser weiterentwickelte VW Typ 30 hat zwar immer noch hinten angeschlagene Türen, kommt nun aber mit Scheinwerfern in den Kotflügeln dem späteren Serienmodell näher. Auffallend ist der weit oben angesetzte Griff der Kofferraumhaube.
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Bei den 30 Testexemplaren arbeitet ein 22-PS-Motor im Heck, der in seinen Grundzügen schon dem späteren Aggregat entspricht: vier Zylinder und ein Liter Hubraum. Auf gut 2.500 Meter Höhe muss die luftgekühlte Maschine zeigen, was sie drauf hat. Spätere Käfer-Besitzer werden überrascht registrieren, wie mühelos ihr Wagen den Brenner überquert.
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1938 ist der spätere VW Käfer fertig. Was damals wohl keiner ahnt: Die Form des nun 24,5 PS starken Wagens wird Jahrzehnte Bestand haben. Für seinen ersten Namen gilt das nicht. Der "KdF-Wagen" ist nach der Nazi-Organisation "Kraft durch Freude" benannt. Sie will nicht nur jedem eine Urlaubsreise, sondern auch ein Auto ermöglichen.
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Die Pläne für den KdF-Wagen klingen vielversprechend: Nur 990 Mark soll das Gefährt kosten, auf Sparkarten können die Interessenten pro Woche eine Fünf-Mark-Marke kleben. 340.000 Deutsche sparen eifrig, doch einen VW sieht keiner von ihnen. Mit Kriegsausbruch 1939 wird die Produktion auf Militärversionen umgestellt, darunter der allradgetriebene Typ 87 (Bild). Nur 630 "zivile" Fahrzeuge entstehen.
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Mehr oder minder unfreiwillig kommen nur die Soldaten an der Front dazu, einen VW fahren zu können. Am bekanntesten ist der Kübelwagen, während der Schwimmwagen vom Typ 166 selten bleibt. Nach dem Krieg werden Prozesse geführt, ob VW für eine volle Sparkarte ein Auto zu liefern hat. Erst 1961 kommt es zu einer Einigung, die einen Rabatt von 600 Mark beim Kauf eines Neuwagens gewährt.
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Nach Kriegsende besetzen britische Truppen die "Stadt des KdF-Wagens" und benennen sie in Wolfsburg um. Major Ivan Hirst, hier am Steuer des tausendsten Volkswagens, versucht der britischen und amerikanischen Automobilindustrie den Käfer schmackhaft zu machen, doch die lehnt ab.
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Nur sieben Monate nach dem tausendsten Käfer wird im Oktober 1946 die Nummer 10.000 produziert. Doch Mangel bestimmt die Produktion. Auf das Plakat im Vordergrund haben die Arbeiter ihre Träume von einer besseren Verpflegung gezeichnet. Ihr Spruch: "10.000 Wagen, nichts im Magen".
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Markantestes Merkmal aller frühen VW Käfer ist das so genannte Brezel-Heckfenster. Bis 1953 wird auf diese Lösung zurückgegriffen, weil es noch keine gebogenen Scheiben in voller Größe gibt.
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Viel Handarbeit herrscht bei der Käfer-Produktion in Wolfsburg vor. Ab den 1950er-Jahren kommen die Verkäufe richtig in Schwung, zunehmend spielt der Export eine wichtige Rolle.
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Mit großem Prunk begeht VW im Jahr 1955 den einmillionsten Käfer, hier in der Mitte zu sehen. Der besondere Käfer ist goldfarben lackiert, die Stoßstangen sind mit Straßsteinen versehen, innen gibt es Brokatpolster. Gut zu sehen: Über die Jahrzehnte hat sich der gut vier Meter lange Käfer zwar in Details wie Stoßstangen oder Scheinwerfern geändert, bleibt aber dem Grundkonzept treu.
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Als die Polizei noch im Cabrio kam: 1949 startet Karmann den Bau des offenen Käfers. Noch bis in die 1970er-Jahre ist der VW bei der Polizei verbreitet, jedoch mehrheitlich als geschlossene Limousine. Mit einem speziellen Handgriff müssen die Ganoven hier auf die Rückbank bugsiert werden. Wirklich schnell ist der Blaulicht-Käfer auch nicht, doch in den Anfangszeiten reichen 115 km/h Spitze, wie man auf diesem Bild an der fast leeren Autobahn erkennt.
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Schon früh dient der Käfer als Basis für teils spektakuläre Umbauten. 1947 stellt Kurt Volkhart seinen "V2 Sagitta" vor. Volkhart hatte Anfang der 1940er-Jahre angefangen, windschnittige Sportversionen des VW Käfer zu entwickeln, dessen cW-Wert übrigens bei 0,46 liegt. Vollendet wurde aber nur das Sagitta-Projekt mit einer leichten Aluminiumkarosserie auf einem Stahlrohr-Gitterrahmen. Der cW-Wert beträgt sensationelle 0,22.
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Zwar bekommt der Käfer im Lauf seines Lebens immer mehr Leistung verpasst, doch Mitte der 1950er-Jahre sind 30 PS das höchste der Gefühle. Speziell für die Mille Miglia wird ein 1,6-Liter-Aggregat mit 75 PS von Porsche ins Heck verpflanzt.
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Prägnant auf den Punkt gebracht: Die VW-Werbung der 1960er-Jahre setzt Maßstäbe. Am berühmtesten ist ein Satz: Er läuft und läuft und läuft...
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Mehr Sicht: 1953 löst endlich ein großes Heckfenster die Brezel-Lösung ab. Käfer-Kenner identifizieren übrigens die Baujahre auch mittels der Anzahl der Entlüftungsschlitze.
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Der Käfer erobert den Globus: Von Australien bis Venezuela wird er gebaut und in noch mehr Länder verkauft. Zugute kommt ihm seine überschaubare Technik, die sich in allen Klimazonen bewährt.
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Ob "Käfer im Frack" oder "Sekretärinnen-Porsche", der VW Karmann-Ghia hat viele Spitznamen. Von 1955 bis 1974 entsteht der bildhübsche Wagen bei Karmann in Osnabrück. Unter der Hülle arbeitet solide, aber nicht unbedingt rasante Käfer-Technik.
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Ein weiterer offizieller Käfer-Ableger ist der Transporter, vom Werk "Typ 2" genannt, denn "Typ 1" war der Käfer. Der Begriff Käfer bürgerte sich relativ spät ein. Noch 1960 war klar: Wer sich einen "Volkswagen" kauft, bekommt das kleine rundliche Auto.
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Gewissermaßen ein Cousin des Käfers ist der von 1948 bis 1965 gebaute Porsche 356. Dessen frühe Versionen übernahmen noch viele Teile von VW, auf dieser Basis wurde stetig weiterentwickelt und sich vom Original entfernt.
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Anfang der 1960er-Jahre ätzte nicht nur Franz Josef Strauß, wo denn neue Entwicklungen von VW blieben. Für eine Titelgeschichte des Spiegel öffnete VW seine Schatzkammer, um zu beweisen, dass man nicht untätig war. Ein Prototyp war der so genannte Entwiclungsauftrag 48, kurz EA 48, von 1955. Dieser greift rudimentär schon die Formensprache des Mini auf. Geplant war ein Zweizylinder-Frontmotor mit 700 Kubik, der Wagen sollte unterhalb des Käfer plaziert werden. Das Projekt wird begraben, nachdem Wirtschaftsminister Ludwig Erhard in Wolfsburg interveniert. Angeblich soll ihn Carl F.W. Borgward darum gebeten haben, der Hersteller der Lloyd-Kleinwagen.
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Was für eine Zahl: Bis 1974 laufen in Wolfsburg fast zwölf Millionen Käfer vom Band. Speziell in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren entwickelt sich der VW zum Exportschlager. In den besten Jahren werden in den USA pro Jahr eine halbe Million Fahrzeuge verkauft.
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Großer Bahnhof am 17. Februar 1972 in Wolfsburg: Käfer Nummer 15.007.034 läuft vom Band und löst damit das Ford T-Modell als meistgebautes Auto der Welt ab.
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Wozu ein Käfer alles gut sein kann, demonstrierten clevere Köpfe schon früh. Dieses Modell hier durchquerte erfolgreich den Ärmelkanal.
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Ein beliebter Studenten-Ulk der 1960er-Jahre: Wie viele Personen passen in einen Käfer? Wirklich komfortabel sieht diese Lösung nicht aus. Sie würde auch nicht als Rekord zählen, da alle Türen offen sind. Die geschlossene Bestmarke liegt bei 17 Personen.
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Dieses Exemplar dürfte wohl zu den schnellsten Käfern weltweit gehören. Wirklich original ist der Antrieb dann aber nicht mehr.
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Heutzutage können Autos von selbst den Notruf anwählen. Wie die Verbindung mit diesem zum Telefon mutierten Käfer ist, bleibt unbekannt.
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Der Käfer bot und bietet vielerlei Möglichkeiten für mehr Leistung. Ab Werk gab es nie mehr als 50 PS. Die Motorsportabteilung von Porsche Salzburg etwa frisierte den VW 1302 S und 1303 S und setzte ihn in der Rallye-EM ein. 15 Siege lautete die Bilanz, 1971 und 1972 holten die bis zu 128 PS starken Käfer die österreichische Meisterschaft.
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Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) kam Ende der 1960er-Jahre schwer in Mode. Mit Hilfe von Käfer-Chassis machten sich viele Firmen daran, die aufkeimende Buggy-Welle zu Geld zu machen. Der Karmann GF entstand gemeinsam mit der VW-Hauspostille "Gute Fahrt". Er wurde zwischen 1971 und 1977 rund 1.200-mal verkauft.
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Hinter dem Buchstabenkürzel GSR verbirgt sich ein legendärer Krabbler: der auf dem Käfer 1303 S basierende "Gelb-Schwarze Renner". Der mit 50 PS bestückte Flitzer entstand nur 3.500 Mal. Vor genau 40 Jahren debütierte dieser sportlichste Serien-Käfer aller Zeiten.
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Die Beschränkung der Modellpalette auf den Käfer und mit ihm verwandte Derivate hatte VW Anfang der 1970er-Jahre in die Krise schlittern lassen. Das veraltete Heckmotorkonzept fand immer weniger Freunde. Die Rettungswagen hießen Golf (zweite Reihe von unten, Mitte) sowie Passat und Scirocco (dritte Reihe, von links).
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Im Jahr 1978 endet die Käfer-Fertigung in Deutschland endgültig, fortan wurde der Kultwagen aus Mexiko importiert. 1985 konnte man zum letzten Mal offiziell über den VW-Händler einen Käfer kaufen, der inzwischen auch im Prospekt so genannt wurde.
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Platz für bis zu zehn Personen bietet dieser extralange Käfer. Er kam in den 1970er-Jahren bei Werksführungen zum Einsatz.
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Der Briefmarken-Käfer entstand 1997 anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Wolfsburger Philatelisten-Vereins. Insgesamt 50.350 Briefmarken wurden kreuz und quer auf dem Wagen verklebt. Seit 2011 kann man ihn im VW-Museum bewundern.
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Der vorletzte Käfer-Rekord: Im Mai 1981 läuft im mexikanischen Puebla der 20-millionste Käfer vom Band. Im Hintergrund kündigt sich mit Golf-Rohkarossen aber schon die Zukunft an.
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Bei 21.529.464 Exemplaren stoppt im Juli 2003 die Käfer-Uhr im VW-Werk Puebla. In Mexiko ist der "Vocho" zwar bis heute beliebt, aber strenge Abgasvorschriften und steigende Versicherungsklassen machten die Fertigung unrentabel.
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Als Sonderserie "Ultima Edicion" brachte VW die letzten 3.000 Käfer auf den Markt. Das besondere Fahrzeug hat sogar in Deutschland einen eigenen Fanclub. Ein Exemplar bekam Papst Johannes Paul II., der allerletzte Käfer steht im VW-Museum.
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Wären nicht das moderne Radio und das Kunststofflenkrad, könnte man das Cockpit der "Ultima Edicion" auch in einen Käfer von 1970 wiederfinden.
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Noch vor dem Ende seiner Bauzeit wird der Käfer von der Deutschen Post geehrt. Eine 2002 erschienene Briefmarke zeigt ein Export-Modell von 1949.
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Dass der VW Käfer der mit Abstand beliebteste Oldtimer in Deutschland ist, dürfte kaum verwundern. Zum Filmstart des neuesten "Herbie"-Films trafen sich 2005 insgesamt 3.000 Käfer und New Beetle.
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Wer seinen Käfer liebt, der pflegt ihn. Oftmals wird der Krabbler auch verfeinert und umgebaut. Beim Fantreffen ist ein luftgekühlter VW-Bus die stilgerechte Schlafmöglichkeit.
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Wie könnte ein moderner Käfer-Nachfolger aussehen? 1994 sorgte die Studie Concept 1 für Aufsehen. Aus ihr entstand der 1997 präsentierte New Beetle. Er wirkte aber nicht mehr so harmonisch wie das Konzept.
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Mit dem 2011 vorgestellten Beetle knüpft VW im Design wieder stärker an das historische Original an. Hier sehen wir ihn beim Klassentreffen mit einem Käfer von 1938.
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Zum beliebtesten Zubehör im Käfer avancierte die Blumenvase. Beim New Beetle wurde die Idee erneut aufgegriffen, um im Beetle wieder abgeschafft zu werden.