Kleiner Motor, großer Kombi: Geht das gut?
In der heutigen Zeit mag man sich von SUVs umzingelt fühlen. Was wurde eigentlich aus den großen Familienkombis vergangener Tage? Klar, BMW 5er Touring und Co. gibt es natürlich noch, aber diese Fahrzeuge spielen in einer anderen Liga. Uns geht es jedoch um das Segment eines VW Passat Variant oder Skoda Superb Combi: Viel Platz in einigermaßener finanzieller Reichweite. Hier tritt seit 2015 der Kia Optima Sportwagon an, im August 2018 erhielt er ein Facelift. Wir haben ihn als 1.6er-Diesel mit Siebengang-DKG (bei Kia: DCT) getestet.
Äußerlich zum Glück nicht allzuviel, denn der Kia Optima Sportswagon steht immer noch ansehnlich da. Bei der Überarbeitung wurden unter anderem der Frontstoßfänger, die Nebelscheinwerfer und der Kühlergrill neu gestaltet. Zu den exklusiven Designelementen der von uns gefahrenen GT Line und des GT gehören ein spezieller Kühlergrill, hochglanzschwarze Spiegelkappen und Seitenzierleisten, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, Heckdiffusor und eine Auspuffanlage mit zwei Endrohren (beim GT Line als Doppelendrohr rechts).
Innen präsentiert sich das überarbeitete Modell mit einem neuen Lenkrad und neuen Chromeinfassungen an Startknopf und Rundinstrumenten. Die Motoren erfüllen allesant die Abgasnorm Euro-6d-Temp, zum Modelljahr 2019 ist außerdem ein Müdigkeitswarner hinzugekommen.
Nicht wirklich, doch das ist auch gut so. Innen glänzt der Optima durch eine leicht verständliche Bedienung, gerade weil die vorhandenen Knöpfe nicht in den Untiefen eines vermeintlich superschlauen Infotainmentsystems verschwunden sind. Man mag das Ambiente für überfrachtet halten, doch jeder Knopf und Schalter macht sofort klar, wofür er gut ist. Der Touchscreen in der Mitte ist "nur" acht Zoll groß, das kann Kia in brandneuen Modellen wie dem e-Soul besser. Und da wir schon beim Meckern sind: Die Vordersitze könnten trotz GT-Line-Sportsitzen insgesamt bequemer sein und mehr Beinauflage bieten. Ach ja, etwas mehr Tiefenverstellung für das Lenkrad wäre auch nett.
An der Materialauswahl im Cockpit gibt es nichts zu meckern, hingegen verschlechtert eine fette D-Säule die Sicht nach hinten. Nicht gerade optima(l) bei einem 4,85 Meter langen Auto. Tipp: Gönnen Sie sich die Rundumsichtkamera, die es leider nur in Paketen gibt. Wahrhaft gigantisch ist das Raumangebot des Kia Optima Sportswagon: Im Fond kann man beinahe die Beine übereinanderschlagen, der Kofferraum fasst sehr gute 552 bis 1.686 Liter Gepäck.
Nun, er ist ein wenig die Achillesferse. Der Diesel präsentiert sich zwar gut gedämmt, doch beim Anfahren könnten das 136 PS starke 1,6-Liter-Aggregat und das Siebengang-DKG geschmeidiger agieren. (Gleiches gilt für die Hinterachse auf groben Querfugen.) Schnell zeigt sich: In dieser Kombination ist der Optima mehr gemütlicher Familiendampfer denn flottes Sportboot. Im schmalen Drehzahlbereich zwischen 2.000 und 2.250 Touren steht das maximale Drehmoment von 320 Newtonmeter an, doch es trifft auf gut 1,7 Tonnen Leergewicht. Spätestens auf der Autobahn merkt man, dass die Beschleunigung beileibe nicht brachial ist, sondern eher als "okay" durchgeht. Eine Zahl verdeutlicht das: 11,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Ein VW Polo mit 95 PS starkem Turbobenziner schafft das eine Sekunde flotter.
Tut es. Mit einer Tankfüllung (70 Liter) sind Reichweiten von 1.000 Kilometer erzielbar. Wir füllten nach 944 Kilometern exakt 63,79 Liter Diesel nach, das ergibt einen Durchschnittsverbrauch von rund 6,8 Liter. Ein guter Wert, wenn man bedenkt, dass wir mit wechselnden Fahrern unterwegs waren und den Eco-Modus weitgehend vernachlässigt haben.
Die Einstiegsversion Edition 7 (sie gibt es beim Diesel nur mit manuellem Getriebe und kostet 28.790 Euro) bot schon bisher eine umfassende Serienausstattung mit 7-Zoll-Kartennavigation und Smartphone-Integration, Geschwindigkeitsregelanlage, elektronischer Parkbremse, elektrisch anklappbaren Außenspiegeln und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen. Hinzugekommen sind zum Modelljahr 2019 noch folgende Dinge: Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Regensensor, selbstabblendender Innenrückspiegel, USB-Ladebuchse im Fond, wasserabweisende Seitenscheiben vorn und Solarverglasung.
Bauchschmerzen bereitet dennoch der Testwagenpreis von 43.550 Euro für unseren Kia Optima Sportswagon mit gar nicht so großem Diesel, Doppelkupplung und GT-Line-Ausstattung. Klar, im Gegenzug liefern die Koreaner de facto volle Hütte inklusive vieler Assistenzsysteme und sogar belüftbarer Vordersitze. Aber bei anderen Anbietern gibt es dafür (mit Abstrichen bei der Ausstattung) auch deutlich stärkere Diesel, zum Beispiel 190 PS im Skoda Superb.
Prinzipiell ist der Kia Optima Sportswagon ein feines Auto mit viel Platz und guter Gestaltung. Unserer Meinung nach lohnt sich der Diesel aufgrund seiner Leistungscharakteristik aber nur für Vielfahrer. Normalnutzer sollten sich einmal den 1,6-Liter-Turbobenziner mit 180 PS und DCT näher ansehen.