Unglaublich aber wahr: Die Anfänge der Internationalen Automobilausstellung (IAA) gehen zurück bis ins vorletzte Jahrhundert. Im Jahr 1897 fand die Veranstaltung noch in einem Berliner Hotel statt, und es waren gerade mal acht Autos zu sehen - die damals allerdings noch als Motorwagen bezeichnet wurden. All die Wirren von Weltkrieg, Revolution, Diktatur und Staatsteilung konnten die größte Automesse Deutschland nicht stoppen. Bis heute ist die vom Verband der Automobilausstellung (VDA) veranstaltete IAA die Institution der Auto-Branche. Wir haben die spannendsten Neuheiten der letzten Jahrzehnte zusammengestellt.
Der wegen seiner Formen meist Barockengel genannte BMW 501 wurde 1951 auf der IAA vorgestellt und dann von 1952 bis 1964 gebaut (ab 1957 auch als Achtzylindermodell 502). Angetrieben wurde er über die Hinterräder, unter der Haube steckte der weiterentwickelte Reihen-Sechszylinder aus dem Vorkriegsmodell 326.
Der Mercedes 300 - oft auch mit dem markeninternen Kürzel W 186 bezeichnet - wurde 1951 auf der IAA vorgestellt. Das Oberklassemodell mit Sechszylinder-Reihenmotor und zunächst 115 PS wurde zur ersten Repräsentationslimousine von Nachkriegsdeutschland. So bürgerte sich die Bezeichnung "Adenauer-Mercedes" ein.
Der bildschöne Roadster aus den 50er-Jahren gehört zu den Ikonen des Autodesigns. Vorgestellt wurde der spätere Konkurrent des Mercedes 300 SL Roadster im Jahr 1955 in Frankfurt. In der kurzen Produktionszeit von 1956 bis 1959 wurden nur rund 250 Stück gefertigt. Damals hatte man mehr Zylinder, aber weniger PS als heute: Aus acht Töpfen holte der BMW gerade mal 150 PS.
Die Isetta (unser Bild) war ein Meilenstein für BMW wie auch für die Mobilität in der frühen Bundesrepublik. Für BMW bedeutete der Lizenzbau des italienischen Modells vom Motorradhersteller Iso Rivolta einen Ausweg aus der Krise, für viele Deutsche war das Auto mit der kühlschrankartig vorne angebrachten Tür der erste Schritt zum richtigen Auto. Der Winzling wurde von BMW nicht auf der IAA, sondern im Frühjahr 1955 vorgestellt. 1957 folgte eine viersitzige Version namens BMW 600.
Opel zeigte 1959 den Kapitän. Einen Kapitän, um es genauer zu sagen. Denn ein Modell dieses Namens gab es schon 1938, als letztes Vorkriegsmodell von Opel. Das stets von einem Sechszylinder angetriebene Oberklassemodell kam 1959 als Kapitän P 2,6 auf den Markt - und auf die IAA.
Der R 4 war der Star der IAA von 1961. Lange Federwege machten das Auto komfortabel, wenn auch wankempfindlich. Innen gab es für ein so kleines Auto bemerkenswert viel Platz. Der R 4 war außerdem eines der ersten Schrägheckautos und der erste Renault-Pkw mit Frontantrieb. In den 31 Jahren bis zum Produktionsende im Jahr 1992 wurden über acht Millionen Stück verkauft.
Die Geschichte um die Einführung des Elfer ist immer wieder nett: Es begann mit dem 901, den Porsche im Jahre 1963 auf der IAA zeigte. Als das Modell ein Jahr später auf dem Pariser Autosalon stand, wurde Peugeot darauf aufmerksam: Der 901 hatte wie die Modelle des französischen Herstellers eine Null in der Mitte. Porsche reagierte und machte 911 daraus.
Der C111 war zwar nur eine Prototypen-Baureihe, und man könnte ihn deshalb als unwichtig bezeichnen. Doch er ist so bekannt, dass schon so mancher Fünfjährige von dem Auto schwärmt. Die erste Version wurde 1969 auf der IAA vorgestellt. Er hatte eine Glasfaser-Karosserie und einen Wankelmotor mit Direkteinspritzung. Obwohl kurz danach sogar Bestellungen mit unterschriebenen Blankoschecks bei Mercedes eintrudelten, kam der Sportwagen nie auf den Markt.
Der Ur-Passat stand 1973 auf der IAA. VW bezeichnet ihn intern als Passat B1, einfach weil die Mittelklasse konzernintern (Mercedes-Fans bitte kurz weghören) B-Klasse genannt wird und das erste Mittelklassemodell eine Eins bekam. Das Auto war baugleich mit dem wenig zuvor eingeführten Audi 80 B1, hatte aber statt des Stufen- ein Schrägheck.
Schon ein Jahr nach der Einführung des VW Golf I kam der erste Golf GTI auf die IAA. Die Buchstaben standen für Grand Turismo Injection. Denn unter der Haube arbeitete ein Einspritzmotor, keiner mit Vergaser. Der 1,6-Liter-Motor brachte 110 PS und machte das Auto so flott wie damalige Sportwagen: 9,2 Sekunden dauerte der Normsprint.
Der 3er ist eindeutig das wichtigste BMW-Modell. Der erste Vertreter der Reihe, intern mit dem Kürzel E21 bezeichnet, wurde im Sommer 1975 vorgestellt und stand danach auf der IAA. Wie der Vorgänger BMW 02 hatte der E21 nur zwei Türen. Allein vom ersten Dreier wurden fast 1,4 Millionen Stück gebaut.
Mit dem F40 feierte Ferrari seinen vierzigsten Geburtstag. Nach der Messepremiere auf der IAA wurde das Auto von 1987 bis 1992 rund 1.300-mal gebaut. Er war das letzte Modell, das unter der Ägide von Enzo Ferrari entstand - der Unternehmensgründer starb 1988. Der Supersportler hatte einen etwa 480 PS starken V8. Bei dieser Leistung musste die Lichthupe sicher öfter betätigt werden. Daher hat Ferrari neben den Klappscheinwerfern noch ein weiteres Paar verglaste Leuchten hinzugefügt.
Der MX-5 war ein Highlight der IAA des Jahres 1989. Er löste die Roadster-Revolution aus: Auf einmal waren kleine offene Zweisitzer begehrt.
Der Nachfolger des (auf dem Ascona basierenden) Manta ist 1989 auf der IAA zu sehen. Das Sportcoupé teilt sich die Plattform mit dem Ascona-Nachfolger Vectra und hat anders als der Manta Frontantrieb.
Die Entwicklung des Audi TT begann 1994 - unter der Leitung des heutigen Hyundai-Kia-Designers Peter Schreyer. 1995 stand das Auto als Coupé-Studie auf der IAA und kam ein Jahr danach ohne große Änderungen auf den Markt.
In den frühen 90er-Jahren vom Schweizer Unternehmer Nicolas Hayek als Swatch-Auto geplant, wurde das ungewöhnliche Mini-Auto in Kooperation mit Mercedes Wirklichkeit. 1995 wurde das Wägelchen für "zwei Personen und einen Kasten Wasser" als Studie auf der IAA vorgestellt. Auf den Markt kam es erst drei Jahre später.
Die Hinwendung von BMW zu kleineren Autos mit Frontantrieb hat ein Vorbild: Mercedes führte seinen ersten Fronttriebler, die A-Klasse, 1997 ein - kurz nach Präsentation des Autos auf der IAA. Mit dem Auto wurde die Sternmarke auch zum Vorreiter in Sachen Minivans, also Kleinwagen mit viel Innenraum.
Ein Megaseller wie in Japan ist der Prius bei uns nie geworden (genauso wenig wie andere Hybridautos), aber jede Autogeschichte wäre unvollständig ohne ihn. In Japan schon seit 1997 auf dem Markt, war der seltsam gestaltete Kompaktwagen 1999 auf der IAA zu sehen.
Vierzig Jahre nach der Präsentation des ersten japanischen Autos auf der IAA steht das erste China-Mobil in Frankfurt. Obwohl Brilliance mehrere Modelle auf den Markt brachte, wurde keine Zeitenwende daraus: Bisher kaufen die Chinesen lieber deutsche Autos, als dass deutsche Kunden nach chinesischen Wagen fragen.
Nachdem der MX-5 so erfolgreich war, entschied man sich in Zuffenhausen, auch einen Roadster zu bauen. Als Äquivalent zum 1996 gestarteten Boxster folgte etliche Zeit später eine Coupévariante - der Cayman. Premiere hatte das Auto auf der IAA 2005, kurz danach kam es auf den Markt.
Wohl eines der gelungensten Beispiele für Retrodesign überhaupt ist der neue Cinquecento, der mit seiner rundlichen Karosserie nicht nur die ansprach, die das Original aus den 50er-Jahren kannten. Der Verkauf begann kurz nach der Messepremiere auf der IAA 2007.
Heute ist fast jedes fünfte neue Auto in Deutschland ein SUV, doch bis 2007 hatte VW kein einziges Fahrzeug in diesem Segment. Das Geschäft machten Toyota mit dem RAV4 und Mercedes mit der M-Klasse. Doch eigentlich beginnt der Siegeszug der SUVs erst 2007, als Nissan den Qashqai und VW den Tiguan brachten. Der Tiguan hat im gleichen Jahr Messepremiere.
Bis 2009 waren japanische Autos wie der Toyota Prius im Wesentlichen die einzigen Autos mit Hybridantrieb. Doch dann zeigte Opel auf der IAA den Ampera. Die Bezeichnung Hybrid wurde vehement abgelehnt, der Ampera sollte ein waschechtes Elektroauto (mit Reichweitenverlängerer) sein. Derzeit läuft das Modell aus, doch es soll einen Nachfolger geben - wahrscheinlich eine deutsche Version der Studie Chevrolet Bolt.
Der i8 war auf der IAA 2009 als Studie zu sehen, erst 2013 folgte das Serienfahrzeug. Der sportliche Plug-in-Hybrid mit Dreizylinder-Turbobenziner und Soundgenerator kam dann im Frühjahr 2014 auf den Markt und verkaufte sich in den ersten zwölf Monaten 553-mal - und damit besser als etwa der Audi R8.
Bei den Kleinstwagen hatte VW nie so recht Erfolg. Auf den 1999 gestarteten Lupo - der als erstes richtiges "Dreiliterauto" galt - folgte 2005 der Fox. Von beiden wird behauptet, dass VW kein Geld mit ihnen verdiente. Der 2011 gestartete Up avancierte zumindest schnell zum Segment-Bestseller. Wie es um die Profitabilität steht, weiß wohl nur VW so ganz genau, doch auch hier keimt ein Verdacht ...
Mit dem Elektro- und Hybridauto i3 ging BMW keinen einfachen Weg: Der stets als sportliche Marke wahrgenommene Hersteller schwenkte auf einmal auf eine Ökolinie ein. 2011 auf der IAA stellte BMW-Chef Norbert Reithofer das Modell als Studie vor und versuchte zu erklären, warum man auf einmal gewaltige Summen in Carbonkarosserien und Elektroantrieb investierte. Nach dem Marktstart Ende 2013 verkaufte sich der Wagen in Deutschland im ersten vollen Jahr 2.233-mal - damit war das Auto immerhin begehrter als etwa der Z4. Ein direkter Flop ist der Wagen also nicht, aber sicher auch kein Riesenerfolg.
Mit dem Q3 stieg endlich auch Audi 2011 ins Segment der Kompakt-SUVs ein. Kurz vor der deutschen Markteinführung stand der Tiguan-Ableger auf der IAA. Einen Fronttriebler als günstiges Einstiegsmodell gab es beim Q3 von Anfang an.
Beim Gedanken an einen Van aus dem eigenen Haus hätten sich vor ein paar Jahren noch bei vielen BMWlern die Haare gesträubt. Doch nun ist er da, der 2er Active Tourer und 2er Gran Tourer. Erstmals war das Auto als Outdoor-Studie auf der IAA 2013 zu sehen.
In dem Bemühen, auch noch Nischen zu schließen, die kaum jemand vermutet hätte, bringt Mercedes ein A-Klasse-Derivat nach dem anderen auf den Markt. Aber das Konzept geht prächtig auf. So kommt auch der 2013 auf der IAA vorgestellte GLA sehr gut an. Von dem Kleinwagen mit einer SUV-Coupé-Mischoptik wurden im ersten vollen Jahr über 14.000 Stück verkauft. Rechnet man die knapp 11.000 Stück CLA und die 37.000 Stück der A-Klasse hinzu, kommt man auf über 60.000 Autos. Zum Vergleich: 2012 wurden nur rund 32.000 Stück von der A-Klasse abgesetzt (plus 400 der ersten CLA).
Der derzeit wieder stark beworbene Cactus war 2013 erstmals als Studie auf der IAA zu sehen. Die meisten Besucher glaubten damals, dass sie das Auto auf der Messe zum ersten und zum letzten Mal sehen würden - wie Dutzende andere Citroën-Studien auch. Schon die kauzige Idee der Airbumps schien das zu verbürgen. Weit gefehlt, das Derivat des C3 (nicht C4) kam 2014 auf den Markt und gehört seither zu den Imageträgern der Marke.
Bentley plant ein SUV, Lamborghini und Aston Martin auch, also muss Jaguar auch eins haben: 2013 debütierte das Auto als Studie C-X17 auf der IAA (unser Bild). Auf die Serienversion müssen wir nicht mehr lange warten: Sie ist 2015 in Frankfurt zu sehen. Der Wagen wird längenmäßig zwischen BMW X3 und X5 liegen.