Ob als Rückblick das erste eigene Auto, Erinnerung an (vermeintlich) bessere Zeiten oder die Erfüllung eines Jugendtraums: Oldtimer haben Konjunktur. Nach 30 Jahren gibt es für gut gepflegtes Altblech die Chance auf das H-Kennzeichen. Seit 2007 hat sich die Zahl der Autos mit "H" mehr als verdoppelt. Damit verringert sich die jährliche Kfz-Steuer auf 191 Euro. Das lohnt sich vor allem für hubraumstarke Klassiker, nicht aber für kleine Autos wie den Trabant. Jetzt hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ermittelt, was die häufigsten Modelle mit H auf dem Nummernschild sind.
Relativ weit hinten rangiert das DDR-Kultauto Trabant. Der Grund liegt auf der Hand: Im "Trabi" arbeitete ein Zweitakter mit nur 600 Kubikzentimeter Hubraum. So kommt der Besitzer einer "Rennpappe" ohne H-Kennzeichen günstiger weg. Nur 13,1 Prozent aller Trabanten tragen das H, weil man damit in die Umweltzonen von Innenstädten darf. Mit insgesamt 13.436 Fahrzeugen, die über 30 Jahre alt sind, läge der Trabi sonst auf Platz vier der Hitliste.
Lange Zeit wurden die Transaxle-Porsche belächelt, jetzt starten 924 und 944 endlich durch. Für sie wurden 2015 über 50 Prozent mehr H-Kennzeichen als im Jahr 2014 beantragt. Ein Grund: Viele spätere Baujahre kommen jetzt in den H-Genuss.
Sowohl der Rekord als auch der Olympia künden von einer Zeit, als Opel ganz dick im Geschäft war. Recht überraschend: Nur 38 Prozent aller Fahrzeuge dieser Baureihen tragen ein H-Kennzeichen.
Von 1966 bis 1993 baute Alfa Romeo die erste Generation des Spider. Viele verbinden mit dem Roadster das "Dolce Vita" und den Film "Die Reifeprüfung". Insgesamt 3.302 H-Spider gab es Ende 2015, fast 700 mehr als noch im Jahr 2014.
Die (damals noch nicht so bezeichnete) Mercedes S-Klasse der 1960er-Jahre setzte auf viel Hubraum. Das sorgt für eine hohe H-Quote bei der Baureihe 108/109. Fast 92 Prozent aller Fahrzeuge sind als Oldtimer angemeldet.
Alte Mercedes-Modelle stehen schon seit langer Zeit hoch in der Gunst der Oldtimer-Freunde. Die Baureihe 116 (1972 bis 1980) schwelgt mit viel Chrom in alten Zeiten. 80 Prozent der schweren Limousinen haben ein H-Kennzeichen.
Einst fuhr das halbe Volk Opel, inzwischen schafft es nur noch der Kadett in die Oldtimer-Top-Ten. Lediglich 36,3 Prozent mit H-Kennzeichen angemeldete Fahrzeuge deuten darauf hin, dass viele Kadett ein ebenfalls steuersenkendes Saison-Kennzeichen haben.
Die erste Golf-Generation bekommt inzwischen komplett das H-Kennzeichen, nun ist die sehr solide zweite Auflage dran. Ob das den sprunghaften Anstieg von 3.344 Fahrzeugen mit H-Kennzeichen im Jahr 2014 auf 4.519 Autos in 2015 erklärt? Wohl eher weniger, denn nur gut 28 Prozent aller Golf über 30 tragen ein H.
Die Mercedes SL mit dem berühmten Beinamen "Pagode" steigen rasant im Wert. Kein anderer Oldtimer trägt so oft ein H-Kennzeichen: 97,5 Prozent aller Pagoden vertrauen auf den Zusatzbuchstaben im Nummernschild.
Ob Taxi-Diesel oder Direktoren-Limousine: Die "Heckflossen" von Mercedes deckten in den 1960er-Jahren eine große Bandbreite ab. Das amerikanisch angehauchte Design hat eine konstant bleibende Fangemeinde.
Und noch einmal Altblech aus Stuttgart: Der "Strich-Acht" wurde schon in den 1990er-Jahren zum Kultobjekt. Besonders die unzerstörbaren Diesel profitieren vom Spareffekt des H-Kennzeichens.
Einst als Lastesel zerschunden, sind alte VW Bulli und Transporter inzwischen sehr gesucht. Das zeigen auch die KBA-Zahlen: 7.736 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen im Jahr 2015 sind ein Zuwachs um 1.700 Autos.
Er ist der Porsche schlechthin und ein Evergreen. Inzwischen werden alte 911 zunehmend als Wertanlage von nicht immer Oldtimer-affinen Kunden gekauft. Die Langlebigkeit des ab 1976 vollverzinkten "Elfers" erklärt ein H-Kennzeichen-Plus von 17 Prozent im Jahr 2015.
Solide und zeitlos geformt: Auch ein SL der Baureihe 107 ist inzwischen nicht mehr günstig zu bekommen. Das H-Kennzeichen macht inzwischen die späten Baujahre des von 1971 bis 1989 gebauten Mercedes interessant.
Um 13 Prozent ist der H-Anteil beim fast schon allgegenwärtigen Mercedes W 123 gestiegen. Der Hauptgrund dürfte sein, dass nun auch das letzte Baujahr 1985 30 Jahre alt und somit H-fähig wurde.
Das ist keine Überraschung: Mit weitem Abstand führt der VW Käfer die Oldtimer-Hitliste an. Und dabei dürfte es wohl auch bleiben, denn bis 2003 liefen über 21 Millionen Käfer vom Band. So werden wohl noch viele der Kult-Krabbler das H-Kennzeichen erhalten.