Der Zwölfzylinder gilt noch immer als König der Motoren. Ein durstiger, nicht mehr ganz zeitgemäßer König allerdings. Er ist eine stark bedrohte Art, aber eine Handvoll mutiger Hersteller schützt ihn mit anerkennenswertem Einsatz vor den bösen Fängen von CO2-Ausstoß und steigendem Umweltbewusstsein. Surfen Sie durch unsere Bildergalerie und erfahren Sie, wo auch heute noch aus dem Vollen geschöpft wird. Viel Spaß beim Klicken ...
Das muss man sich auch erstmal trauen: Aston Martin hat für seinen unfassbar schönen neuen DB11 (ab 204.900 Euro) doch tatsächlich einen von Grund auf neuen V12 entwickelt. Das Prachtstück hat 5,2 Liter Hubraum, zwei Turbolader, 608 PS, 700 Newtonmeter und einen - trotz Aufladung - nach wie vor ziemlich betörenden Klang. Von 0-100 km/h geht es im 1.800-Kilo-Brocken DB11 in 3,9 Sekunden, maximal sind 322 km/h drin. Den Verbrauch gibt Aston mit 11,4 Liter an. Das schafft man sogar, wenn man seinen Gasfuß komplett zu Hause vergessen hat.
Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Astons, die den großartigen, alten 5,9-Liter-V12-Sauger spazieren jagen (Vanquish, DB9, Rapide S). Exemplarisch für die Güte dieses auslaufenden Klangwunders soll hier jedoch der aufmüpfigste und sportlichste Aston stehen, der V12 Vantage S. Er leistet 573 PS, geht in 3,9 Sekunden auf 100 km/h und verbraucht als Handschalter (ja, seit kurzem gibt es diesen Irrsinn tatsächlich) schlappe 17 Liter. Wen juckts, bei dieser Drehfreude und einem der besten Sounds der Welt? Ihrer für mindestens 181.295 Euro. Aber Beeilung, bitte. Lange wird es den Vantage V12 nicht mehr geben ...
Um ehrlich zu sein, waren wir selber überrascht, dass Audi noch einen Zwölfzylinder im Programm hat. Die A8-Langversion mit 6,3-Liter-W12 und 500 PS ist das Herrschaftlichste, das Ingolstadt derzeit zu bieten hat. Blöderweise ist ein S8 plus mit 145.900 Euro nur 2.000 Euro teurer, aber über 100 PS stärker. Dazu geht er fast eine Sekunde schneller auf 100 km/h und braucht einen Liter weniger Sprit. Sie sehen schon, es sind schwere Zeiten für das seidige Dutzend. Dennoch wird Audi auch beim 2017 erscheinenden Nachfolger weiter auf den W12 bauen. Prestige ist halt auch wichtig. Vor allem in China und den USA.
Klar, dass bei Bentley noch Zwölfzylinder-Hochstimmung herrscht. Vor kurzem erst hat man etliche Spritsparmaßnahmen wie eine Zylinderabschaltung eingeführt. Ziemlich durstig sind die 6,0-Liter-Biturbo-W12s trotzdem. Aber sie schieben wie der Teufel (gerade im 635 PS starken W12 Speed), haben ein Drehmoment, das niemals versiegt und klingen unendlich souverän. Mächtig aber nicht peinlich. Passt ja irgendwie. Übrigens gibt es den W12 auch in der Limousine Flying Spur. Diese ist nochmal deutlich schwerer, aber nicht wirklich langsamer. Herrje.
Im Angesicht des neuen Bentley Bentayga würden sich Öko-Aktivisten wohl vor Scham augenblicklich die nächstmögliche Klippe hinunterstürzen. Ein 2,4-Tonnen-SUV mit 6,0-Liter-Biturbo-W12, 608 PS und 900 Newtonmeter, das in 4,1 Sekunden auf 100 km/h rumpelt und über 300 Sachen fährt. Da schluckt selbst der texanischste Klimawandel-Leugner. Bentley gibt den Verbrauch übrigens mit 12,8 Liter an. Geht ja noch. Falls Sie diese Zahlen trotzdem schockieren: Die Briten haben für den Bentayga gerade ihren allerersten Diesel angekündigt ...
Wussten Sie, dass sich die M GmbH noch nie um den 7er gekümmert hat? Nun gibt es für die neue Schlachtschiff-Generation immerhin die leicht abgeschwächten M-Performance-Weihen. Wobei, was heißt schon "leicht abgeschwächt", immerhin sprechen wir beim M760Li von einem 6,6-Liter-Biturbo-V12 mit 610 PS und 800 Newtonmeter. Er bringt den M-beschürzten 7er in 3,9 Sekunden auf 100 km/h und läuft weiter bis maximal 305 km/h. Das Ganze mit 12,6 Liter Verbrauch und einem Preis von 166.000 Euro. Dafür gibt es zwei 730d.
Das große Ferrari hält die V12-Fahnen noch mit am standhaftesten nach oben. Wobei auch das - dank der Einführung der neuen Biturbo-V8-Motoren - bald ein Ende haben könnte. Einen Hauch "bessere Welt" spendieren die Italiener immerhin mit ihrem Hybrid-Hypercar LaFerrari. Hier arbeitet ein 6,3-Liter-V12 mit einem E-Motor zusammen. Der macht das Auto aber eher schneller als sparsamer. 963 PS und 900 Newtonmeter sorgen für astrale Fahrleistungen und 14,1 Liter Normverbrauch. Bei nur 500 gebauten Exemplaren (plus weiterer 500 LaFerrari Spyder) dürften die Auswirkungen auf die CO2-Bilanz überschaubar bleiben, vor allem, weil die meisten Exemplare eher gut klimatisierte Garagen als die Straße sehen dürften.
Das Roheste, Beängstigendste, was Ferrari derzeit zu bieten hat, ist sicher der F12. Ein gewaltiges Coupé mit 6,3-Liter-Front-Mittelmotor-V12 und Heckantrieb. Bei 740 frei saugenden und sehr hoch drehenden PS kann man schon mal ins Schwitzen kommen. Am besten hat man also immer ein paar Sätze Extra-Reifen rumliegen. Und eine Zapfsäule wäre auch nicht schlecht bei 15 Liter Normverbrauch. Vor allem, wenn man häufiger vorhat, Beschleunigung (0-100 in 3,1 Sekunden) und Höchstgeschwindigkeit (340 km/h) auszukosten.
Der Ferrari FF heißt seit kurzem GTC4Lusso. Geblieben sind vier Sitze, vier angetriebene Räder und (noch) der 6,3-Liter-V12-Sauger mit nun 690 PS und 697 Newtonmeter. Eine Zwölfzylinder-Hochdrehzahl-Familienkutsche, die unter Volllast lauter schreit als das aufgebrachteste Baby, ist wahrlich selten geworden. Ferrari hat für den GTC4Lusso gerade einen heckgetriebenen V8-Biturbo nachgeschoben. Sie sehen schon, wo die Reise künftig hingeht. Bye bye, V12? Schade wäre es schon ...
Kaum ein Hersteller hat eine größere Zwölfzylinder-Tradition als Lamborghini. Die komplette Erfahrung mit hochdrehenden, unfassbar ansprechenden und jenseits von Gut und Böse klingenden V12-Kunstwerken gipfelt derzeit in diesem böse und sehr heckflügelig dreinschauenden Biest. Der Aventador Superveloce hat 750 PS, rennt 350 km/h, braucht 16 Liter und kostet schlappe 390.000 Euro. Nicht aufregend genug? Es gibt auch einen Roadster. Ob der seit 2011 gebaute Aventador der letzte Lambo mit zwölf Zylindern sein wird, ist fraglich. Lamborghini scheint irre genug, das ganz große Spektakel noch eine Weile weiterzuführen.
Einen "richtigen" Maybach gibt es nicht mehr. Eine XXL-S-Klasse vollgestopft mit edelstem Luxus klingt aber auch nicht schlecht. Was da rein muss? Klar, ein V12. Ein Achtzylinder ist zwar ebenfalls erhältlich, aber wer was auf sich hält sie wissen schon. Obwohl der Maybach S 600 gewichtige 2,35 Tonnen auf die Waage bringt, sorgen 6,0 Liter, zwei Turbos und 530 PS für strammen Vortrieb (0-100 km/h in 5,0 Sekunden). Der Verbrauch ist mit 11,7 Liter fast Bio. Der Preis für das ultimative Benz-Erlebnis: ab 188.556 Euro.
Mercedes-Benz ohne Zwölfzylinder ist irgendwie unvorstellbar. Deshalb gibt es bei den Schwaben auch noch eine ganze Reihe von V12-Schlachtrössern. Insgesamt sieben Stück, um genau zu sein. Exemplarisch steht hier die ultimative S-Klasse, der AMG S 65. Er kostet knapp 80.000 Euro mehr als der achtzylindrige AMG S 63. Wirklich mehr können tut er nicht. Außer zu zeigen, dass Geld keine Rolle spielt, natürlich. Viel schneller, entspannter und souveräner kann man kaum reisen. Burnouts und qualmige Drifts sind dank 630 PS und 1.000 (!) Newtonmeter aber auch kein Problem. Der Preis für so viel Spektakel: 236.215 Euro.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit haben wir SL 65, S 65 Coupé und S 65 Cabrio dezent übergangen und widmen uns nun der Mutter allen Schwachsinns, dem Mercedes-AMG G 65. Dank 6,0-Liter-Biturbo-V12, 630 PS und 1.000 Newtonmeter Drehmoment katapultiert sich diese archaische 2,6-Tonnen-Schrankwand in 5,3 Sekunden auf 100 km/h und schafft 230 km/h Spitze. Das ist lustig und sehr beängstigend zugleich. Mercedes verkauft weltweit über 50 Prozent aller G-Klassen als AMG-Modell. Sprich: Neben dem kaum weniger absurden (aber 130.000 Euro günstigeren) G 63 wird auch das hier relativ häufig bestellt. Trotz mindestens 17 Liter Verbrauch und 273.938 Euro Grundpreis. Verrückte Welt.
Als der Pagani Huayra 2012 auf den Markt kam, arbeiteten bei Pagani 56 Menschen. In der AMG-Abteilung, die sich um den 6,0-Liter-Biturbo-V12 des Huayra kümmert, waren es 57. Die Maschine - mit all ihrem Carbon und Gold - raubt einem schon optisch den Atem. Wenn die 730 PS und 1.000 Newtonmeter mit den nur 1.350 Huayra-Kilo unter wildestem Turbo-Gefauche das Spielen anfangen, ist das ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Seit Kurzem gibt es auch eine 800 PS starke Spezialversion namens Huayra BC, die nur knapp 1.200 Kilo bewegen muss. Herr im Himmel ...
Selbstverständlich steckt im derzeit größten Rolls-Royce ein V12. Er hat 6,7 Liter Hubraum, keine Turbos und 460 PS. Auf die Frage "wie schnell?" heißt es bei Rolls ja traditionell "ausreichend". Nach heutigen Maßstäben könnte man beim Phantom ergänzen "mehr aber auch nicht". Die 2,5 Tonnen Edelblech wuchtet der Zwölfender in 5,9 Sekunden auf 100 km/h, bei 240 Sachen wird elektronisch abgeregelt. Nun, wer im Rolls rasen will, hat wohl ohnehin nichts kapiert. Der Verbrauch? Knapp 16 Liter laut Norm. Scheint aber egaler als irgendwo sonst, bei einem Fahrzeugpreis von gut über 400.000 Euro.
Deutlich sportlicher sieht es beim allerneuesten Mitglied der elitären Rolls-Royce-Familie aus. Das "kleine" Cabrio namens Dawn ist die offene Version des Coupés Wraith. Natürlich auch mit V12, allerdings mit 6,6 Liter Hubraum und der nicht ganz unwichtigen Beigabe von zwei Turboladern. 571 PS und 780 Newtonmeter gehen über eine Achtgang-Automatik an die Hinterräder. Im Wraith sind es sogar 632 PS und 800 Newtonmeter. Die mehr als ordentlichen Fahrleistungen (0-100 km/h in 4,9 Sekunden, 250 km/h Spitze) sollen eher die Selberfahrer von Bentley Continental GTC oder dem Mercedes S-Klasse Cabrio weglocken. Falls Sie sich noch entscheiden müssen: Der Rolls ist mit 329.630 Euro "geringfügig" teurer als die beiden Konkurrenten.