Woran denken Sie bei Volvo? An kantige Kombis aus solidem Schweden-Stahl? An zähe Dauerläufer wie der "Buckel-Volvo"? 2017 wird die Marke 90 Jahre alt. Wir blicken in unserer Bildergalerie zurück auf einige der berühmtesten Modelle aus Göteborg.
Seit 1927 hat Volvo einige Meilensteine auf die Räder gestellt, mit denen die Marke zum Mythos wurde. Der Name "Volvo" ist übrigens lateinisch für "ich rolle".
Der erste Serien-Volvo lief am 14. April 1927 im schwedischen Lundby vom Band. Das konservative, offene Fahrzeug mit vier Zylindern hieß Volvo ÖV4 (für "Öppen Vagn", übersetzt "offener Wagen"). Die Karosserie wurde aus einem Esche- und Buche-Holzrahmen gebaut, der mit einem Blechkleid verdeckt und ausschließlich in einer Farbkombination erhältlich war - dunkelblau mit schwarzen Kotflügeln. Der Volvo ÖV4 trägt den Spitznamen "Jakob", denn einer der zehn Prototypen wurde 1926 am Namenstag von Jakob gebaut.
Bei der Produktion des ersten Volvo-Automobils war noch viel Handarbeit im Spiel. In zwei Jahren entstanden nur 275 Fahrzeuge, davon 205 mit offener Karosserie.
Die erste Limousine, der Volvo PV4 (für "Person Vagn"), rollte im Sommer 1927 auf den Markt. Ab 1928 gab es außerdem den PV4 "Special" mit eleganteren Designlinien. Eine Variante war der sogenannte Handelsreisewagen mit großer seitlich angeschlagener Hecktür - der Vorläufer aller Volvo-Kombis.
Der erste Sechszylinder-Motor von Volvo wurde 1929 präsentiert. Der PV651 nutzte als erstes Modell diesen Antrieb. Der Reihenmotor hatte einen Hubraum von drei Litern und leistete 55 PS. Der PV651 und sein Nachfolger, der PV652, waren länger und breiter als die bisherigen Volvo-Modelle. Ab 1930 verfügte der Volvo PV652 serienmäßig über eine damals außergewöhnliche hydraulische Vierrad-Bremsanlage. Diese ersetzte die mechanische Bremsanlage des Volvo PV651.
Volvo folgte in den 1930er-Jahren dem Trend zum Stromliniendesign und stellte 1935 den aerodynamisch gezeichneten PV36 vor, im Volksmund als "Carioca", einem südamerikanischen Modetanz, bekannt. Die Limousine besaß eine unabhängige Vorderradaufhängung mit Querlenkern und Schraubenfedern sowie eine sehr robuste Stahlkarosserie mit Hinterradverkleidung. Avantgardistisch und robust, aber exorbitant teuer, war der PV36 nicht unumstritten. So wurden nur 500 Einheiten des "Carioca" verkauft. Basierend auf dem Fahrgestell baute Nordbergs Vagnfabrik, ein schwedischer Karossier, ein einziges, traumhaft schönes Cabriolet. Die Höchstgeschwindigkeit des Volvo PV36 lag bei beachtlichen 120 km/h.
Zwei neue Taxis, der Volvo PV801 (mit einer Glastrennscheibe zwischen Fahrer- und Fahrgastraum) und der Volvo PV802 (ohne Glastrennscheibe), wurden 1938 eingeführt. Das Modell war auch als reines Fahrgestell als PV800 und als PV810 mit längerem Radstand erhältlich. Das amerikanisch anmutende Design der PV800-Serie wurde geprägt durch die stromlinienförmige Front in V-Form. Dank ausklappbarer Sitze hatten beide Versionen viel Platz für bis zu acht Personen.
Als sogenanntes "Friedensfahrzeug" feierte der Volvo PV444 im September 1944 seine Weltpremiere in Stockholm, die Fertigung begann aber erst 1947. Der Preis für das neue Modell betrug sensationell günstige 4.800 Schwedische Kronen - genauso viel wie 1927 für den ÖV4, das erste Auto des Unternehmens, berechnet wurde. Wie bei fast allen Volvo-Modellen jener Jahrzehnte beeinflussten amerikanische Designmerkmale das Äußere des Volvo PV444, der in Deutschland bald liebevoll "Buckel-Volvo genannt wurde. Er war der erste Volvo mit selbsttragender Karosserie und etablierte Verbundglasschreiben als wichtige Sicherheitsinnovation. Der Verkaufserfolg des PV444 war überwältigend: Aus ursprünglich 8.000 geplanten Einheiten wurden rund 200.000 produzierte Autos, bevor im Jahr 1958 der PV544 aus dem PV444 hervorging.
Der Volvo PV60 war die letzte schwedische Sechszylinder-Limousine mit seitlich stehenden Ventilen. Sein Design galt nicht als besonders modern, zumal sich die Linienführung der damals stilprägenden amerikanischen Autos während des Zweiten Weltkriegs drastisch verändert hatte. Trotzdem war der PV60 sehr beliebt, bot er doch erschwinglichen Komfort und eine hohe Solidität. Den größten Verkaufserfolg erzielten die PV60-Modelle Ende der 1940er-Jahre.
Im Jahr 1950 wurde eine gründlich überarbeitete Version der Taxis der Volvo 800er-Serie vorgestellt. Auf den ersten Blick erkennen konnte man die neue Generation an einer gefälligeren Frontgestaltung im Stil des populären PV444. Die Modelle PV831 (mit Trennscheibe zwischen Fahrer- und Fahrgastraum) und PV832 (ohne Trennscheibe) wurden wegen ihrer Geräumigkeit und großen Kopffreiheit als Taxis sehr geschätzt. Eine Repräsentationslimousine der 800er-Serie erschien 1953 mit dem Namenszusatz "Disponent. Mit ihm sollten Firmen ihre wichtigsten Geschäftskunden chauffieren lassen.
Es glich einer Sensation, als Volvo 1954 einen offenen zweisitzigen Sportwagen mit Glasfaserverstärkter Kunststoffkarosserie präsentierte. Erst 1956 begann die Produktion des Sport P1900, und endete nach diversen Problemen schon im Folgejahr. Bis dahin waren nur 67 Einheiten gebaut worden. Ursprünglich war der Sport P1900 nur für den Export bestimmt, Firmengründer Assar Gabrielsson wollte mit dem offenen Sportler vor allem die Verkaufszahlen in den USA ankurbeln. Außerdem glaubte man, ein Cabrio sei ohnehin nicht das Richtige für das schwedische Klima. Trotzdem wurden die meisten Volvo Sport P1900 auf dem Heimatmarkt zugelassen.
Von 1949 bis 1953 bildete der Volvo PV445 die Basis für Pick-ups, Lieferwagen, Kombis und einige wenige wunderschöne Cabrios. Keine dieser Aufbauten lief aber bei Volvo vom Band, sondern bei unabhängigen Karossiers. Im Herbst 1953 startete dann bei Volvo auf Basis des Fahrgestells die Produktion des PV445 Duett. Noch während der fast zwei Jahrzehnte dauernden Produktionszeit (ab 1960 unter dem Namen Volvo P210 Duett) erlangte der Lademeister mit Platz für bis zu sieben Passagiere Kultstatus.
Im August 1958 wurde der Volvo PV544 als moderner Nachfolger des PV444 vorgestellt. Mit der Namensänderung ging die umfassendste Überarbeitung seit der Einführung des "Buckel-Volvo" im Jahr 1944 einher. Die Robustheit war legendär. Eindrucksvoll wurde sie von Joginder Singh bei seinem Sieg auf der Safari Rallye 1965 unter Beweis gestellt.
1956 feierte der Prototyp eines neuen Volvo-Pkw seine Premiere. Daraus ging der schwedische Bestseller "Amazon" (so sein Name auf dem Heimatmarkt) respektive Volvo 121/122S (Exportbezeichnung) hervor. Der Typencode Volvo 122S kennzeichnete eine stärker motorisierte Version.
Dieses schicke Sportcoupé wurde zunächst unter der Modellbezeichnung Volvo P 1800 bekannt. Ab 1963 hieß der vielleicht schönste Volvo aller Zeiten 1800 S, wobei das S für Sverige (Schweden) und damit den neuen Produktionsort stand. Die Serienfertigung lief bereits 1961 in Großbritannien an. Die schottische Firma Pressed Steel lieferte die Karosserieteile, während die Endmontage in England bei Jensen Motors Ltd. erfolgte. Zwei Jahre später wurde der Montagestandort aus Qualitätsgründen nach Göteborg verlegt.
Quasi der Mercedes W 123 Schwedens war der Volvo 144. Die letzte Zahl wies auf die Anzahl der Türen hin, die insbesondere von Taxifahrern geschätzt wurde. Im August 1966 präsentierte Volvo mit dem 144 die erste Version einer völlig neuen Modellfamilie, die bis 1974 zur meistverkauften Baureihe des Unternehmens wurde. Die Formensprache des 144 war so zeitlos, dass sie in weiterentwickelter Form - nämlich in der 240er-Baureihe - bis in die 1990er-Jahre hinein erfolgreich verkauft wurde.
Im Herbst 1968 präsentierte Volvo das neue Spitzenmodell Volvo 164. Dabei handelte es sich um eine repräsentative Weiterentwicklung des Erfolgsmodells Volvo 144. Kennzeichnend für den 164 waren der um zehn Zentimeter verlängerte Radstand, die edlen Ausstattungsdetails im Interieur und der kultivierte Antrieb. Während bei der 140er-Reihe Vierzylinder für Vortrieb sorgten, wurde das Topmodell von einem 3,0-Liter-Reihensechszylinder angetrieben. Aber auch äußerlich gab es beim exklusiven 164 entscheidende Modifikationen gegenüber den Vierzylinder-Modellen. So war die Frontpartie verlängert, um Platz für den größeren Motor zu schaffen, der markante, große Kühlergrill erinnerte an den des P1900 Sport.
Seine große Glasklappe machte ihn berühmt und zum Urvater moderner Shooting Brakes. Dabei war der im August 1971 präsentierte Volvo 1800 ES eigentlich eine Weiterentwicklung des in seiner ersten Version bereits 1960 vorgestellten Volvo 1800. "Schneewittchensarg" nannten Presse und Publikum den extravaganten Wagen mit der großen gläsernen Heckklappe ohne Rahmen, aber auffällig platziertem Chromgriff. Nach nur zwei Jahren wurde der Volvo 1800 ES eingestellt, neue US-Sicherheitsvorschriften forderten zu hohe Nachrüstinvestitionen. Dennoch konnten über 8.000 Exemplare verkauft werden, die meisten nach Amerika.
Ende November 1967 wurde die 140er-Baureihe komplettiert durch die Einführung einer dritten Variante, den Volvo 145. Der Kombi hatte eine beinahe senkrechte Heckklappe und serienmäßig vier Türen. Der Grund für die etwas krumm verlaufende hintere Fensterlinie: Die Fondtüren stammten von der Limousine.
Anfang der 1970er Jahre suchte Volvo nach Möglichkeiten, das Modellprogramm um Kleinwagen zu erweitern. So übernahm Volvo Ende 1972 ein Drittel der Anteile der niederländischen DAF Car BV, die damals als innovativer Kleinwagenhersteller galt. Bereits 1958 ließ DAF eine stufenlose CVT-Automatik in Großserie gehen. 1975 wurde aus dem DAF 66 der Volvo 66 entwickelt und als zweitürige Stufenhecklimousine und als dreitüriger Kombi angeboten.
Der Kombi Volvo 245 feierte seine Markteinführung 1974 - im gleichen Jahr wie die zwei- und viertürigen Limousinen (Volvo 242 und 244) der neuen Baureihe Volvo 240/260. Ein Kuriosum waren die extralangen "Transfer"-Modelle als Vorläufer heutiger Großraum-Taxis.
Der Volvo 343 (als Fünftürer 345 genannt) war bei der Übernahme von DAF fast fertig und sollte eigentlich als DAF 77 erscheinen. Nun wurden die Pläne geändert und das Fahrzeug zu einem Volvo. Im Februar 1976 kam der 343 auf den Markt, 1979 folgte der 345. Technische Besonderheiten: CVT-Getriebe und Transaxle-Antrieb. Insgesamt wurden bis 1991 rund 1,1 Millionen Einheiten der 300er-Serie produziert.
Der Volvo 740 ergänzte 1984 das Programm der 700er-Serie, die zwei Jahre zuvor mit dem sechszylindrigen 760 gestartet war. In den USA hatten die sehr kantigen Fahrzeuge schnell ihren Spitznamen weg: "Swedish Brick", der schwedische Ziegelstein. Äußerst exklusiv war innerhalb der 700er-Familie das im Jahr 1985 präsentierte Coupé Volvo 780, welches nicht offiziell in Deutschland angeboten wurde. Insgesamt liefen bis 1992 über 1,2 Millionen 700er vom Band, dann übernahmen die Weiterentwicklungen Volvo 940 und Volvo 960 die Flaggschiff-Funktion.
Seine Weltpremiere feierte der Volvo 480 ES im Jahr 1985, die Produktion lief allerdings erst 1986 an. Für den schwedischen Hersteller war der Wagen ein technischer Meilenstein, ging er doch als erster Volvo mit Vorderradantrieb und quer eingebautem Vierzylinder-Motor in Serie. Das Design erinnerte an den P1800 ES "Schneewittchensarg". Kurios: Obwohl eigentlich für die USA konstruiert, wurde aus wirtschaftlichen Gründen von einem Amerika-Export des 480 ES abgesehen.
Abgesehen vom 480 ES umfasste die Volvo 400er-Serie noch die 1988 eingeführte fünftürige Schräghecklimousine Volvo 440 und ab 1989 die viertürige Stufenhecklimousine Volvo 460. 1996 löste der S40 den 440 ab.
Während seiner fast 20-jährigen Bauzeit erhielt der Volvo 245/240 zwei größere Facelifts, nämlich zu den Modelljahren 1981 und 1986. Schon immer äußerst populär, wurde der Kombi in seinen letzten Produktionsjahren Kultobjekt und sogar Statussymbol. 1993 lief der letzte Volvo 240 Kombi vom Band, ein extrakurzes Einzelstück und erhielt einen Ehrenplatz im Volvo-Museum in Göteborg.
Auf die Idee, mit einem Kombi im Rennsport anzutreten, muss man erst einmal kommen. Doch Volvo machte das Mitte der 1990er-Jahre in Gestalt des 850. Er sorgte in der britischen Tourenwagen-Meisterschaft für Aufsehen.
Zu den sicherlich schönsten Volvo-Modellen der Firmengeschichte zählt das C70 Coupé. Die technische Entwicklung des im schwedischen Uddevalla produzierten C70 erfolgte in Kooperation zwischen Volvo und dem britischen Unternehmen TWR (Tom Walkinshaw Racing), das bereits seit 1994 die Volvo-Renneinsätze in der britischen BTCC-Serie vorbereitete und über langjährige Erfahrung in der Entwicklung sowie Produktion von Supersportwagen verfügte. Rund 27.000 Exemplare entstanden bis 2002 vom ersten C70.
Mittlerweile ist Volvo im Besitz des chinesischen Geely-Konzerns. Doch das scheint sich für die Schweden auszuzahlen. Der XC90 startete 2015 auf einer ganz neuen Plattform. Hinzu kam eine moderne, unterkühlt-sachliche Formensprache, die auch S90, V90 und der XC60 tragen.
Wie geht es in nächster Zukunft bei Volvo weiter? 2016 zeigte das recht konkret die Studie "Concept 40.1". Sie nutzt eine neue Kompakt-Plattform und kommt spätestens 2018 als XC40 zum Händler.