Fast 2,8 Millionen Einheiten konnte der Hersteller zwischen 1991 und 2003 verkaufen
Es ist mal wieder eines von diesen Jubiläen, die man nicht wirklich auf dem Schirm hat. Der Peugeot 106 wird in diesem Jahr schon 30 Jahre alt und damit H-Kennzeichen-fähig. Der 106. Ein Young- beziehungsweise Oldtimer. Da fühlt man sich doch glatt selbst noch einmal ein paar Jahre älter ...
Wieso wir solche runden Geburtstage nicht wirklich im Kopf haben? Klar, man kennt den 106 und vor allem wenn es um die sportlichen Derivate geht, klingelt es sofort im Oberstübchen, aber der 106 ist hierzulande einfach aus dem Straßenverkehr verschwunden. Seien Sie deshalb ehrlich: Wann haben Sie denn zuletzt einen dieser französischen Kleinstwagen gesehen? Eben! Er ist mittlerweile fast genauso selten geworden wie sein bis 1988 gebauter Vorgänger: der Peugeot 104.
Aber zurück in die Neunziger: Die Markteinführung des Peugeot 106 fand am 12. September 1991 statt. Er wurde der Presse vorgestellt als "ein Feuerwerk der Sympathie, umhüllt von einem Lächeln und gekleidet in Charme, der sich in seinen 3,56 Metern voller Überraschungen und Staunen zu Hause fühlt. Er ist eine Ikone der Eleganz und Verführung, ein Auto mit Frontantrieb und quer eingebautem Motor, das mit dem Know-how und der Tradition von Peugeot entwickelt wurde." Interessant. Marketing-Sprech konnten die Franzosen also auch schon Anfang der 1990er-Jahre.
Das Modell wurde zunächst als Dreitürer und ein Jahr später ab 1992 dann auch als Fünftürer produziert. Das Facelift folgte 1996 und bis zum Ende der Produktion im Jahr 2003 konnte der Hersteller fast 2,8 Millionen Exemplare absetzen. Hergestellt wurde der kleine Franzose hauptsächlich in Mulhouse. Als die Kundennachfrage aber besonders hoch wurde, sind die Fabriken in Sochaux und Aulnay-sous-bois mit in die Produktion eingestiegen.
Der 106 war ein Modell mit Frontantrieb. Erhältlich war er mit 4-Zylinder-Motoren vom Typ "TU". Die Hubräume der Benziner waren zwischen 954 und 1.587 cm3 groß, die Brennraumvolumen der Diesel lagen zwischen 1.360 bis 1.558 cm3.
So unkompliziert die Auswahl der Antriebe damals war, so unübersichtlich gestaltete die Löwenmarke die Ausstattungen. Ja, der 106 ist bis heute eines der Modelle mit den meisten Sonderserien. In zwölf Jahren der Vermarktung kamen so rund 20 Sondereditionen zustande. Zu den kultigsten Auflagen gehören die Modelle Namen wie "Roland Garros" oder "Zenith" von 1993.
Oder erinnern Sie sich an den "106 Kid" und seine Jeanssitze aus dem Jahr 1994 sowie den humoristische "106 Cartoon", der von 1996 bis 1999 von Droopy Dog präsentiert wurde? Hinzu kommen elegante Abwandlungen wie der "Inès de la Fressange" aus dem Jahr 1997 oder der "Enfant Terrible", der im Jahr 2000 auf den Markt kam.
Sportliche Versionen gab es ebenfalls. Beispielsweise der im Jahr 1992 erschienene 106 XSI mit 95 PS oder der 106 S16 aus 1996 mit sagenhaften 120 PS. Das mag nach heutigen Maßstäben nach nicht viel klingen, das Leergewicht der Modelle knackte aber bis zum Produktionsende nie die 1.000-kg-Marke. Der 106 war demnach auch eine gute Basis für Rallye-Fahrzeuge. Der 106 Maxi (1997) wurde ab 1998 deshalb in dieser Sportart eingesetzt und von Lionel Mantagne pilotiert. Im Jahr 2000 wurde er dann von Cédric Robert gefahren, der den 5. Platz in der französischen Rallye Meisterschaft belegte.
Nach dem Peugeot VLV (elektrisches Stadtauto) von 1941 war der 106 zudem das zweite Elektroauto der Marke und hielt bis 2010 den Weltrekord für den Verkauf in diesem Segment. Die elektrifizierte Version wurde fast 3.550 Mal verkauft und richtete sich sowohl an Privat- als auch an Gewerbekunden.
Um den 106 in all seinen Facetten entdecken zu können, widmet ihm das Peugeot Aventure Museum in Sochaux bis Ende des Jahres 2021 eine Ausstellung. Zum Jubiläum werden acht Modelle zu sehen sein: der 106 Rallye (italienische Version) von 1994, der 106 XSI von 1992, der 106 Signature von 1995, der 106 S16 von 1997, der 106 Enfant Terrible von 2002, der 106 Electric von 1996, der 106 Maxi von 1997 und ein Prototyp 106 Cabriolet von 1992.