Hier fahren Sie besser!
Neu- und Gebrauchtwagen auf automobile.at

DS 4 (2024) im Test: Warum kauft niemand diesen noblen Franzosen?

Auch ihn gibt es jetzt mit dem 136 PS starken MHEV-Antrieb aus dem Stellantis-Universum ...

Motor1.com Deutschland: Auto-Tests, Auto-News und Analysen
Marke wählen

Es gibt Autos, die mit solidem Handwerk überzeugen. Und dann gibt es den DS 4. Ein Fahrzeug, das sich eher wie ein exquisites Fünf-Gänge-Menü präsentiert, bei dem der Koch eine Prise Extravaganz nicht scheut. Während die Basiszutat - die EMP2-Plattform von Stellantis - bereits im Peugeot 308 und im Opel Astra eine gute Figur macht, schafft es der DS 4, diese in ein opulentes Meisterwerk zu verwandeln.

Das Problem bei der ganzen Sache? Auf so viel Extravaganz scheint die Automobilkundschaft im Kompaktwagensegment nicht unbedingt gewartet zu haben, denn das in Rüsselsheim produzierte Modell ist eher ein Ladenhüter. Nicht einmal 3.000 Einheiten des DS 4 konnten seit der Markteinführung Ende 2021 in Deutschland neu zugelassen werden.

DS 4 Hybrid 136 (2024) im Test

Woran liegt das? Wir haben uns auf die Suche nach den Gründen dafür gemacht und sind dafür eine Zeit lang mit dem Modell in seiner neuesten Version unterwegs gewesen - dem DS 4 Hybrid 136 in der prunkvollen Topausstattung "Étoile + Nappa". C'est la vie ...

Schnelle DatenDS 4 Hybrid 136 (2024)Motor1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner + 48-Volt-MHEV-SystemGetriebeElektrifiziertes 6-Gang-DoppelkupplungsgetriebeAntriebFrontantriebLeistung136 PS bei 5.500 U/minDrehmoment230 Nm bei 1.750 U/minPreisab 38.240 Euro (Pallas) / ab 47.240 Euro (Étoile + Nappa)

Exterieur | Interieur | Antrieb & Fahrbericht | Wissenswertes | Preise | Fazit


Exterieur

Der DS 4 gibt sich große Mühe, aus der Masse herauszustechen - und das gelingt ihm auch. Allerdings auf eine Weise, die etwas polarisiert. Wie ein absichtlich schief aufgehängtes Gemälde in der Kunstgalerie: Die einen sehen ein Meisterwerk, die anderen fragen, ob das weg kann.

Mit seiner kantigen Linienführung, dem markanten Grill und der coupéhaften Dachlinie sieht er für unseren Geschmack aber schon ziemlich cool aus. Dazu schmale LED-Leuchten vorne und hinten mit aufwändigen Grafiken, hier und da etwas Chrom und ausfahrende Türgriffe. Perfekt.

Mit 4,40 Metern Länge positioniert sich der DS 4 im Kompaktwagen-Segment. Eigentlich logisch, aber das extravagante Äußere lässt fast vergessen, dass dieses Auto auf der gleichen Plattform wie der Opel Astra und der Peugeot 308 steht. Doch während seine Brüder eher als bodenständige Hausmannskost durchgehen, ist der DS 4 eben die Haute Cuisine.

Abmessungen & GewichteDS 4 Hybrid 136 (2024)Länge x Breite x Höhe4.400 mm x 1.866 mm x 1.470 mmRadstand2.675 mmSitzplätze5Kofferraumvolumen430 - 1.240 LiterLeergewicht1.486 kgZuladung434 kgAnhängelast710 kg (ungebremst) / 1.100 kg (gebremst)

Der Radstand von 2,68 Metern lässt ihn außen sportlich-kompakt wirken, innen aber sorgt die coupéhafte Dachlinie für Kopfkratzmomente im Fond. Der Kofferraum? Durchschnittlich für die Klasse. Und obwohl er eher dynamisch auftritt, gibt es für das Modell mit der hier gefahrenen Basismotorisierung keine 20-Zoll-Felgen. Bei 19 Zoll ist Schluss.

Interieur

Wer in den DS 4 einsteigt, wird von einer luxuriösen Atmosphäre empfangen, die sich anfühlt, als würde man in einer Louis-Vuitton-Boutique Platz nehmen. Gestepptes Leder, Chrom, offenporiges Holz und raffinierte Designelemente dominieren den Innenraum. In der erwähnten Topausstattung ist das Ganze sogar so edel, dass die deutsche Premium-Konkurrenz dagegen an manchen Stellen so wirkt, als hätte man die Einrichtung bei Möbeldiscountern zusammengeklaut.

Etwas kriminell wird es aber auch im DS 4. Und zwar bei der Bedienung. Die ist nämlich in etwa so intuitiv wie eine französische Speisekarte für deutsche Touristen. Ohne Bilder. Ein kleiner Touchscreen vor dem Automatik-Wählhebel lässt sich zwar mit Schnellwahl-Icons bestücken, doch bis man herausfindet, wie das funktioniert, vergeht mehr Zeit, als wir für unseren Test hatten. Immerhin entschädigen Features wie das gut aufgelöste und übersichtliche Kombiinstrument, das Head-up-Display oder der optionale Nachtsicht-Assistent für diese kleinen Rätsel.

Leider geht die Liebe zur Ästhetik also manchmal zu Lasten der Funktionalität. Wir hätten uns beispielsweise mehr Klimasteuerung über echte Knöpfe gewünscht. Funktioniert in der pragmatischeren Kompakt-Konzern-Konkurrenz ja auch.

Trotzdem bleibt der Innenraum ein echter Hingucker, der auch noch überaus bequem ist. So bieten die Vordersitze mit ihren Massagefunktionen beispielsweise ein Spa-Erlebnis für unterwegs. Bis allerdings die Sitzheizung durch das dicke Nappa-Leder gedrungen ist, braucht es etwas Zeit.

Antrieb & Fahrbericht

Der DS 4 ist nicht nur ein modisches Statement, sondern auch technisch auf der Höhe der Zeit. Neben einem der letzten modernen Diesel im Konzern sowie einer 225 PS starken PHEV-Version ist das Modell noch mit einer neuen Mildhybrid-Variante erhältlich.

Wie bei allen anderen teilelektrifizierten Stellantis-Abwandlungen wird dabei ein 1,2-Liter-Benziner von einem Elektromotor unterstützt. Das System leistet 136 PS und produziert ein maximales Drehmoment von 230 Nm. Der Elektromotor ist in das 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe e-DCS6 integriert und stellt 21 kW und 55 Nm Drehmoment zur Verfügung.

Die 48-Volt-Batterie mit 0,9 kWh ermöglicht theoretisch auch rein elektrisches Fahren. Unter idealen Bedingungen kann der DS 4 so laut Hersteller bis zu 40 % Kraftstoff einsparen. Gemerkt haben wir davon im Test tatsächlich relativ wenig. Irgendwie war der unterstützende Akku so gut wie immer leer. Unsere Verbrauchswerte lagen im Durchschnitt deshalb bei rund 6,5 l/100km. Ein akzeptabler, aber kein herausragender Wert.

Auch bei den Fahrleistungen sorgt der motorische Neuzugang unter der 4er-Haube nur für halbherzige Freudensprünge. Mit 9,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist der Franzose zwar schneller geworden als mit dem ausrangierten Benziner, aber ein entsprechender Astra ist immer noch gut eine halbe Sekunde schneller. Viel Luxus wiegt halt viel. 1,5 Tonnen im Falle des DS. Uff.

Fahrleistungen & VerbrauchDS 4 Hybrid 136 (2024)0-100 km/h9,4 Sek.Höchstgeschwindigkeit203 km/hVerbrauch5,2 l/100km (WLTP) / 6,5 l/100km (Testverbrauch)CO2-Emissionen117 g/kmTankinhalt52 Liter

Allgemein punktet der DS 4 aber mit einer souveränen Straßenlage und einer bemerkenswert leisen Kabine. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten. Die wahre Krönung ist dann die "Active Scan Suspension". Dieses kamerabasierte Fahrwerk scannt die Straße vor dem Fahrzeug und passt die Dämpfung an, bevor das Rad über Schlaglöcher rumpelt. Ein Hauch von Hydropneumatik der alten Citroën-Zeiten schwingt (im wahrsten Sinne des Wortes) mit.

Wissenswertes

Der DS 4 ist mit dem System "DS Iris" ausgestattet, einer KI-basierten Sprachsteuerung (ChatGBT und so), die erstaunlich gut zuhört. Wenn Sie also jemals auf die Idee kommen, "die beste Pizzeria in der Nähe" zu suchen, ist Ihr Auto plötzlich besser informiert als Sie selbst.

Die "DS Matrix LED Vision"-Scheinwerfer passen sich dynamisch an die Lichtverhältnisse an. Außerdem liefern sie beim Schließen oder Öffnen des Fahrzeugs eine schicke Show ab. Braucht man nicht, sieht aber cool aus.

Genauso wie die ausfahrenden Türgriffe des DS 4. Sie wirken auf den ersten Blick futuristisch und erinnern an die neuesten Elektroautos, entpuppen sich aber schnell als komplizierte Aerodynamik-Antwort auf eine Frage, die bei einem Verbrenner niemand gestellt hat. Sie fahren aus, wenn man sich dem Auto nähern, aber wehe, der Sensor reagiert nicht sofort - dann steht man da, wie jemand, der versucht, mit Gesten ein Hightech-Gerät zu beruhigen. Schick? Vielleicht. Praktisch? Naja.

Preise

Der DS 4 bietet eine gehobene Preisstruktur, die sich eindeutig an Premiumkunden richtet. Der Basispreis in der Pallas-Ausstattung liegt für die Hybrid 136-Variante bei happigen 38.240 Euro. Die getestete Étoile-Version mit Nappa-Leder setzt dem Preisgefüge aber die Krone auf. Mit mindestens 47.240 Euro muss man dann rechnen. Allerdings sind hier auch schon zusätzliche Luxus-Features wie die Matrix-Scheinwerfer und beispielsweise das Head-up-Display serienmäßig.

Im Vergleich dazu starten der Opel und der Peugeot aber bei deutlich niedrigeren Preisen: Die Basisversionen rangieren jeweils rund 5.000 Euro unter denen des DS-Modells. Und diese Differenz zieht sich durch bis in die vollausgestatteten Versionen. So kostet ein Astra oder ein 308 mit voller MHEV-Hütte rund 42.000 Euro. Da trennt sich die Spreu vom Weizen, denn anscheinend finden sich nicht viele Kundinnen und Kunden, die bereit sind, diesen Aufpreis für ein wenig mehr Stellantis-Exklusivität zu zahlen.

Fazit: 7/10

Der DS 4 in der Hybrid-136-Ausführung mit schicker Étoile + Nappa-Ausstattung ist wie ein elegantes Parfüm: edel, exklusiv und für die meisten letztlich unnötig. Die Fahrleistungen? Solide, aber unspektakulär. Der Komfort? Gewollt luxuriös, aber teils überambitioniert. Der Preis? Ziemlich stolz.

Warum kauft ihn also niemand? Ganz einfach: Für die vernünftigen Pragmatiker gibt es die Plattform-Zwillinge Opel Astra oder Peugeot 308 einfach günstiger. Und die Luxus-Lifestyle-Liebhaber mit Premium-Anspruch und ohne finanzielle Nöte finden wohl Audi, BMW oder Mercedes-Benz attraktiver. Es braucht gerade hier in Deutschland einen sehr speziellen Kundencharakter, damit man französischen Charme über deutsches Premium stellt - und den hat wohl kaum einer beim Autokauf. Schade eigentlich.

© Motor1.com