Winnenden, 16. Juli 2009 - Wir schreiben das Jahr 1975: Die Ölkrise war gerade einmal zwei Jahre her, große Autokonzerne wie VW häufen Millionenverluste auf. In dieser Situation setzt Mercedes ein Signal der besonderen Art und präsentiert den 450 SEL 6.9.
Eigentumswohnung auf vier Rädern
Unter der Haube der Über-S-Klasse arbeitete ein V8-Triebwerk mit fast sieben Liter Hubraum, das aus der Staatslimousine 600 stammte. Bis heute ist das Aggregat mit seinen 6.834 Kubikzentimetern der größte Motor, der jemals in einen Mercedes-Personenwagen eingebaut wurde. Die Folgen sind selbst heute noch beeindruckend: ein maximales Drehmoment von 550 Newtonmeter, 286 PS und eine Spitze von 225 km/h. Nach 7,4 Sekunden sind 100 km/h erreicht und das auf den serienmäßigen 205er-Serienreifen! Mit immensen 70.000 Mark Grundpreis und einem Verbrauch von rund 20 Litern war der Big-Benz damals ein klarer Fall für Besserverdienende.
Eine Frage des Geschmacks
Trotz aller Perfektion hatte der "Sechs-Neuner", wie ihn die Fans nennen, auch ein Problem: Äußerlich wirkte er wie jede andere S-Klasse. Abhilfe versprach der Tuner Lorinser: So wurden die wuchtigen Chromstoßstangen durch breite eckige Kunststoffschürzen ersetzt, hinzu kamen Seitenschweller, BBS-Leichtmetallräder und ein Sportlenkrad. Exakt einen solchen Umbau bietet Lorinser nun nach über 30 Jahren zum Verkauf an, das Fahrzeug von 1977 stammt aus erster Hand. Zugegeben, die echten Mercedes-Fans werden wohl bei dem Anblick des gepimpten SEL betreten schweigen, andererseits hat zeitgenössisches Tuning auch schon einen akzeptierten Platz in der Oldtimerszene. Wer auf den Geschmack gekommen ist, sollte ungefähr den damaligen Neupreis bereithalten, denn Lorinser möchte 33.899 Euro für das edle Stück haben.