CLA 250+ und CLA 350 4Matic sind die sparsamsten Elektroautos auf dem Markt
Dass das Mercedes CLA Coupé mit EQ-Technologie am 13. März vorgestellt wird, ist nun seit einigen Wochen bekannt. Vieles wurde schon vorab angekündigt, aber mit der Vorstellung wurden doch noch einige wichtige Details verraten, darunter die Maße und die Antriebe. Zum Start werden nur Varianten mit der großen 85-kW-Batterie angeboten, und zwar ein Hecktriebler mit 200 kW und ein Allradler mit 260 kW.
Wie bekannt, basiert der Mercedes CLA auf der 800-Volt-Plattform MMA. So bietet der Wagen schnelles Laden, aber im Vergleich zum Audi A6 e-tron oder Porsche Taycan enttäuschen die Ladezeiten. Mehr dazu aber weiter unten im Abschnitt Antriebe und Akku.
Exterieur/Maße | Interieur | Antriebe/Akkus
Die Proportionen des Mercedes CLA unterscheiden sich kaum vom alten CLA Coupé. Mercedes zählt den Wagen zu den Kompaktmodellen. Mit 4,72 Meter ist das viertürige Coupé allerdings genauso lang wie ein Tesla Model 3 und nur sechs Zentimeter kürzer als ein BMW i4. Zumindest Letzterer gehört als Derivat des BMW 3er sicher in die Mittelklasse.
Optisch ähnelt der Neuling stark der Studie, die Mercedes schon auf der letzten IAA präsentiert hatte. Während der Verbrenner an der Front nur eine illuminierte Grill-Umrandung hat, prangen vorne an der Elektroversion 142 illuminierte Sternchen und mittig ein großer, illuminierter Mercedes-Stern; beides glitzert dank einer Chrom-Optik auch tagsüber.
Um die Markenzugehörigkeit auch nach hinten deutlich zu machen, enthalten auch die Rückleuchten Sterne. Und wenn dann noch nicht klar ist, zu welcher Marke das Auto gehört, kann man Matrix-LED-Scheinwerfer ("Multibeam LED") bestellen, bei denen ebenfalls ein Stern integriert ist. Außerdem hat Mercedes sehr auf die Aerodynamik geachtet: Der cW-Wert ist mit 0,21 kaum schlechter als beim Mercedes EQS (0,20). Die Türen sind rahmenlos, die Räder messen 17 bis 19 Zoll.
Mit der neuesten Generation des optionalen Keyless-Go-Systems wird das Auto automatisch entriegelt, wenn man sich mit dem Schlüssel in der Tasche nähert. Nur in Verbindung mit diesem System gibt es bündig integrierte Türgriffe, die erst bei Annäherung ausfahren.
Innen bietet der Neuling hochwertige Materialien (auch Leder) und viel Technik. So enthält der optionale MBUX Superscreen bis zu drei Displays am Armaturenbrett: 10,25 Zoll für die Instrumente, 14 Zoll fürs Infotainment und 14 Zoll für den Beifahrer oder die Beifahrerin. Optional ergänzt ein Head-up-Display die Ausstattung. Links und rechts werden die Monitore von rot hinterleuchteten, runden Luftausströmern eingerahmt. Und zwischen den Vordersitzen gibt es eine erstaunlich hohe und breite Mittelkonsole:
Alle CLA-Versionen besitzen serienmäßig ein großes, feststehendes Glasdach ohne Rollo mit wärmedämmendem Glas. Der italienische Kollege Flavio fand das Ein- und Aussteigen in den CLA bequem und das Platzangebot an Bord gut; er ist allerdings auch nur 1,68 Meter groß. Eher klein sieht allerdings der Kofferraum aus, und auch die Öffnung ist eng. Zu den 405 Liter Stauvolumen hinten kommt jedoch noch ein 101-Liter-Frunk.
Der CLA ist das erste Modell mit dem neuen Betriebssystem MB.OS. Das System ist so etwas wie ein Container für viele andere Technologien, darunter ChatGPT4.0o und Gemini. Auch die Einbindung anderer KI-Technologien wie Deepseek soll möglich sein, sagte Mercedes gegenüber Motor1 Italien. Das Navi nutzt die Technologie von Google Maps. Bei der Ladeplanung für längere Strecken werden Steigungen, Umgebungstemperatur, Geschwindigkeit, Heiz- und Kühlbedarf berücksichtigt, und künftig sogar die Windverhältnisse. Die Batterie wird automatisch auf das Schnellladen vorkonditioniert.
Die Sprachsteuerung wertet sogar die Stimmung der Insassen aus und hat ein Kurzzeitgedächtnis. Fragt man zuerst, wann die Kirschblüte in Japan ist, wird auf die Anschlussfrage "Und wann beginnt sie in Deutschland?" verstanden. Auch kann man sich erklären lassen, was ein Schwarzes Loch ist - und zwar auch so, dass es Kinder verstehen. Es ist auch möglich, das zu Hause begonnene Videospiel im Auto weiterzuspielen oder einen Film zu Ende zu sehen.
Wie bekannt, basiert der CLA EQ auf der MMA-Plattform und arbeitet mit 800 Volt. Es gibt eine LFP-Batterie mit 58 kWh und einen NMC-Akku mit 85 kWh, wobei Letztere zur Steigerung der Energiedichte einen hohen Siliciumanteil an der Anode hat. Aufgeladen wird mit bis zu 320 kW. Das ist der Wert für den großen Akku, bei der kleinen Batterie dürfte die Ladeleistung deutlich niedriger sein. Zum Start gibt es wie erwähnt nur die große Batterie, und zwar in Kombination mit zwei Antrieben:
Die einstweilige Basisversion CLA 250+ hat einen 200-kW-Heckantrieb, darunter dürfte es wohl später einen CLA 250 (ohne Plus) mit 150 kW und kleinem Akku geben. Beim CLA 350 4Matic kommt noch eine 80-kW-Maschine an der Vorderachse hinzu, die nur bei Bedarf per Disconnect Unit (DCU) zugeschaltet wird. Die Systemleistung liegt jedoch nicht bei 280 kW, sondern wird auf 260 kW begrenzt. Alle Maschinen sind Permanentmagnet-Synchronmaschinen.
Die WLTP-Reichweiten sind enorm und erreichen fast 800 km. Damit kann man sogar von Bremen nach München fahren, ohne zu laden. Zum Vergleich: Der EQE schafft maximal 690 km, der Mercedes EQS bis zu 816 km. Möglich machen das weniger die Batterien, sondern eher die extrem geringen Verbräuche von bestenfalls 12,2 kWh/100 km. Damit ist der Wagen nicht nur so effizient wie versprochen, sondern stellt das sparsamste Elektroauto überhaupt dar, noch vor dem Fiat 500 Elektro 23 kWh und dem Lucid Air Pure (beide 13,0 kWh/100 km).
Wie bekannt, bekommt der CLA zur Effizienzsteigerung ein Zweigang-Getriebe an der Hinterachse und Siliciumcarbid-Inverter an jeder Antriebsachse. Der erste Gang ist mit 11:1 kurz übersetzt, ermöglicht eine gute Beschleunigung vom Start weg, eine hohe Anhängelast von bis zu 1,8 Tonnen und viel Effizienz bei niedrigem Tempo. Der zweite Gang (Übersetzungsverhältnis: 5:1) ist für hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahn ausgelegt; auch die Höchstgeschwindigkeit wird im zweiten Gang erreicht.
Während die angegebene maximale Ladeleistung mit 320 kW genauso hoch ist wie beim Porsche Taycan, sind die angegebenen Ladezeiten eher enttäuschend: 22 min sind vier Minuten länger als bei Porsche oder beim Hyundai Ioniq 5, der Audi A6 e-tron liegt bei 21 min. Auch die von uns berechnete Ladegeschwindigkeit von 2,7 kWh pro Minute bleibt hinter den Rivalen zurück, die im Fall des Taycan bis zu 3,8 kWh/min erreichen, beim Ioniq 5 bis zu 3,1 und beim Audi bis zu 3,2 kWh/min. Dagegen brilliert der CLA beim Reichweite-Nachladen: Die 25 Kilometer Reichweite, die man pro Minute nachladen kann, sind ein guter Wert (Porsche bis zu 26 km/min, Hyundai bis 21 km/min und Audi bis 24 km/min).
Die Rekuperation erfolgt mit bis zu 200 kW, wobei man wie von anderen Mercedes-Modellen bekannt zwischen den Modi DAuto, D+, D und D- wählen kann. Dies geschieht durch Ziehen oder Drücken an dem Lenkstockhebel, mit dem man auch die Fahrmodi P, N, R und D auswählt. Im Automatikmodus DAuto wird auch vor langsameren Fahrzeugen sowie Kreisverkehren, scharfen Kurven, Abzweigungen, T-Kreuzungen, Gefällen sowie Tempolimits stärker rekuperiert.
Das Brake-by-Wire-System ermittelt bei jedem Bremsvorgang die ideale Mischung aus Reibbremsung über die Scheiben und elektromagnetischer Bremsung. Das Bremsgefühl soll dabei immer gleich bleiben, verspricht Mercedes. "Prinzipiell" sei auch eine Rekuperationsbremsung bis zum Stand möglich - das klingt nicht so, als wäre das der Normalfall.
Der CLA ist auch für das bidirektionale Laden vorbereitet; die Funktion wird später per Over-the-Air-Update freigeschaltet. Zur weiteren Technik gehört eine Multi-Source-Wärmepumpe, die nicht nur die Abwärme von Batterie und Antrieb, sondern auch die in der Umgebungsluft enthaltene Wärme nutzen kann. Neu ist auch ein Sensor, der die Batterie im abgestellten Zustand überwacht. Zudem bietet das Auto einen unterstützten Spurwechsel und einen Mittenairbag. Letzterer verhindert, dass die Frontpassagiere bei einem Seitencrash mit den Köpfen aneinanderstoßen.
Die Preise wurden noch nicht offiziell genannt. Sie dürften unter dem höher positionierten Mercedes EQE liegen, den es ab rund 80.000 Euro gibt. Der 400-Volt-Konkurrent BMW i4 wird mit 210-kW-Heckantrieb für 57.500 Euro angeboten; der etwas größere Audi A6 Sportback e-tron mit 800-Volt-Technik kostet mit ähnlichem Antrieb knapp 64.000 Euro. Daher vermuten wir, dass der CLA 250+ zwischen 60.000 und 65.000 Euro kosten wird.
Weitere batterieelektrische Varianten sollen Ende des Jahrs folgen - vermutlich mit der kleinen LFP-Batterie. Da wird es nochmal spannend, denn noch bleibt unklar, wie sich LFP (bekannt für geringe Ladegeschwindigkeiten) mit der 800-Volt-Technik (hohe Laderaten) verträgt.
Unter dem Strich
Nach detaillierten Darstellungen der MMA-Plattform mit ihren zahlreichen technischen Feinheiten sowie etlichen Teasern zur Optik verrät Mercedes nun die letzten Geheimnisse zum CLA EQ. Vor allem sind das die Abmessungen und die Antriebe. Besonders beeindruckend sind die extrem geringen Verbräuche, die zu extremen Reichweiten in der Nähe von 800 km führen. Die Ladegeschwindigkeit ist für ein 800-Volt-System eher moderat, aber beim Reichweite-Nachladen brilliert das Auto dank der niedrigen Verbräuche wieder. Letzter unklarer Punkt sind die Preise.