Lissabon, 19. Juli 2013 - "Ein Coupé zu entwerfen ist der Traum eines jeden Fahrzeugdesigners", sagt Adrian van Hooydonk, hauptverantwortlich für das Aussehen der aktuellen BMW-Flotte, und lässt den Blick sanft über die muskulösen Flanken seiner neusten Schöpfung gleiten. "Zwei Türen lassen einfach mehr Gestaltungsspielraum als vier. Daher wird die Formensprache einer Modellreihe meist über das Coupé vorangebracht."
Gerade Zahlen
An die Optik des 4ers gewöhnt man sich schnell und gern. Die Proportionen sind elegant, die Schnauze und das Interieur in ähnlicher Form vom 3er bekannt. Nur der Anblick des 435i-Schriftzugs am Heck ist noch gewöhnungsbedürftig. Wobei die Vier nicht die erste gerade Zahl ist, die das Hinterteil eines Bayern ziert: Von 1989 bis 1999 schmückte sich ein BMW Oberklasse-Coupé mit der Rückennummer Acht, bereits 1975 kam die Sechs zum Einsatz und gab seitdem drei verschiedenen Coupé- und Cabrio-Baureihen ihren Namen.
Neue Modelle
Und nun also die Vier für das Coupé und das Cabrio der 3er-Reihe. Ersteres ist ab Oktober dieses Jahres erhältlich, zweiteres folgt Anfang 2014. BMW begründet die Namensänderung mit einer stärkeren technischen Differenzierung zum 3er, die neue Zahl darf wohl aber auch der Übersichtlichkeit dienen, wenn die Modellpalette in den kommenden Jahren um völlig neue Karosserievarianten erweitert wird.
2.000 Euro extra
Machen wir uns nichts vor: Die höhere Zahl soll auch höhere Preise ermöglichen. Für die gut 2.000 Euro Aufpreis gegenüber der 3er Limousine gibt es ein Bilderbuch-Coupé, das auch van Hooydonk zufrieden lächeln lässt. Seine Vorstellungen durchzusetzen war für den Chefdesigner dabei nicht immer leicht: "Am einfachsten ist es für einen Designer, wenn es kein Vorgängermodell gibt, dann hat man einen großen Gestaltungsspielraum. Gibt es einen Vorgänger, wollen die Ingenieure erstmal, dass alles so bleibt wie gehabt". Doch Hooydonk wollte Veränderung, wollte kürzere Überhänge und breitere Flanken.
50 Millimeter mehr Radstand
Er hat sie bekommen. Der 4er ist 26 Millimeter länger als das auslaufende 3er Coupé, hat aber einen 50 Millimeter längeren Radstand und damit einen auffallend kurzen Überhang vorne. In der Breite kamen 43 Millimeter hinzu. Erstmals markiert der Radlauf hinten die breiteste Stelle des Fahrzeugs, die hintere Spur wuchs um satte 80 Millimeter an. Derart proportioniert steht der 4er betont sportlich auf dem Asphalt, die abgesenkte Dachlinie sorgt für die coupétypische Eleganz.
Tiefere Sitzposition
Hinters Steuer gelangt man, indem man sich in die Sportsitze plumpsen lässt - die sind beim von uns gefahrenen 435i Serie. Das Platzangebot ähnelt dem der Limousine, man sitzt jedoch deutlich näher am Asphalt. Etwas beengter geht es im Fond zu: Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag, die Kopffreiheit ist akzeptabel und auch die Knie passen hinter die Lehnen der Vordersitze - auf langen Strecken dürften sich zumindest größer gewachsene Personen trotzdem recht eingeengt fühlen. Macht nichts, wer ein Reisemobil wünscht, möge zum 3er GT greifen.
Technische Schmankerl
Auf Wunsch ist das Mittelklasse-Coupé mit jeder Menge Assistenz- und Unterhaltungssystemen ausgestattet. Ein Head-up-Display hält den Blick des Fahrers auf der Straße. Der Driving Assistant Plus warnt vor Kollisionen mit Fußgängern. Internet und Diktierfunktion machen das Fahrzeug zum mobilen Büro. Serienmäßig ist der 4er mit einer Start-Stopp-Automatik ausgestattet, als erstes BMW-Modell in diesem Segment gibt es das Coupé mit LED-Scheinwerfern.
Segeln? Warum nicht!
Der Eco-Pro-Modus unterstützt den Fahrer beim sparsamen Fahren. Je nach Fahrsituation liefert die Elektronik Tipps für eine möglichst verbrauchsfreundliche Fahrweise, in Verbindung mit dem optionalen Automatikgetriebe steht ein Segelmodus zur Verfügung. Bei Geschwindigkeiten zwischen 50 und 160 km/h wird dabei der Antriebsstrang abgekoppelt, sobald der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt. Dann gleitet das Fahrzeug mit minimalem Spritverbrauch über die Straße. Für alle, die den Verbrauch senken wollen, ist der Eco-Pro-Modus also die richtige Wahl, für Freunde von Fahrspaß empfiehlt sich doch eher die Sport-Einstellung. Dann setzt das Coupé die Gasbefehle des Piloten noch spontaner in Vortrieb um, die Lenkung wird direkter, die Schaltpunkte der Achtgang-Automatik sind deutlich sportlicher ausgeprägt.
Geht doch: Freude am Fahren
Aber ob mit oder ohne Sport-Modus, der von uns gefahrene 435i beweist einmal mehr, wie viel Spaß ein Sechszylinder machen kann. Die 400 Newtonmeter liegen bereits bei 1.250 Umdrehungen an und lassen den Bayern kraftvoll nach vorne preschen, während der Motor unter der Haube herrlich kernig vor sich hin dröhnt. Durch die serienmäßige Tieferlegung um zehn Millimeter im Vergleich zur Limousine und dem damit deutlich abgesenkten Schwerpunkt, liegt das Coupé extrem satt auf der Straße und nimmt jede Kurve völlig unbeeindruckt. Das Fahrwerk ist merklich straffer, aber keineswegs zu straff, die Lenkung reagiert unmittelbar und sensibel auf Befehle. Insgesamt macht der 1.600 Kilo schwere Münchner einen unglaublich agilen und fein ausbalancierten Eindruck.
Start im Oktober 2013
Zum Marktstart im Oktober 2013 bringen den 4er erstmal die stärkeren Motoren in Schwung: Bei den Benzinern sind das ein Vierzylinder-Turbo mit 245 PS im 428i und ein 306 PS starker Reihensechszylinder im 435i. Dazu kommt der Einstiegsdiesel 420d, der 184 PS leistet und mit durchschnittlich 4,7 Liter das sparsamste Aggregat ist. Voraussichtlich ab November gesellen sich dazu der ebenfalls 184 PS starke kleine Ottomotor im 420i und zwei größere Selbstzünder mit 258 PS (430d) und 313 PS (435d xDrive). Letzterer verfügt serienmäßig über Allradantrieb. Die Preisliste beginnt mit 35.750 Euro für den später erhältlichen Einstiegsbenziner, für den von uns getesteten 435i müssen mindestens 47.800 Euro auf den Tisch gelegt werden.
Gesamtwertung
Der neue BMW 4er ist nicht nur schön, er macht auch richtig Spaß. Spätestens wenn man von den Sportmöbeln gehalten tief im Wagen sitzt und den Neuling mit absoluter Präzision um die Kurven treibt, während ein an Rennwagen erinnernder Sechszylinder-Klang ins Ohr dringt, ist die neue Nummer vergessen. Motor, Lenkung, Straßenlage und nicht zuletzt die Proportionen überzeugen. Da möchte man trotz des recht straff abgestimmten Fahrwerks noch lange weiterfahren.
+ schickes Blechgewand, satte Straßenlage, präzise Lenkung, kraftvoller Motor
- bedingt langstreckentaugliches Fahrwerk, etwas beengte Verhältnisse im Fond
Modell |
BMW 435i Coupé Automatik |
Motor
|
Bauart |
Reihen- Ottomotor |
Zylinder / Ventile |
6 / 4 |
Antrieb |
Hinterradantrieb |
Getriebe |
Automatik |
Gänge |
8 |
Hubraum |
2.979 cm³ |
Leistung |
225 kW bei 5.800 - 6.000 U/min |
max. Drehmoment |
400 Nm bei 1.200 - 5.000 U/min |
Fahrwerk
|
Bremsen vorn |
Scheiben, innenbelüftet |
Bremsen hinten |
Scheiben, innenbelüftet |
Lenkung |
Elektromechanische Zahnstangen- Servolenkung (EPS) mit Servotronic Funktion |
Radaufhängung vorn |
Doppelgelenk- Federbeinachse |
Radaufhängung hinten |
Fünflenkerachse |
Räder vorn |
225/50 R17 |
Räder hinten |
225/50 R17 |
Spurweite vorn |
1.545 mm |
Spurweite hinten |
1.594 mm |
Wendekreis |
11,3 m |
Maße
|
Länge |
4.638 mm |
Breite |
1.825 mm |
Höhe |
1.362 mm |
Radstand |
2.810 mm |
Leergewicht |
1.600 kg |
max. Zuladung |
520 kg |
Anhängelast (gebremst) |
1.700 kg |
Dachlast |
75 kg |
Kofferraumvolumen |
445 l |
Tank |
60 l |
Kraftstoffart |
Super |
Messwerte
|
Höchstgeschwindigkeit |
250 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) |
5,1 s |
Verbrauch gesamt |
7,2 l/100 km |
Verbrauch innerorts |
10,2 l/100 km |
Verbrauch außerorts |
5,5 l/100 km |
CO2-Emission |
169 g/km |
Schadstoffklasse |
Euro 6 |
Stand: Juli 2013
Modell |
BMW 435i Coupé Automatik |
Grundpreis |
49.950 € |
Ausstattung
|
ABS |
Serie |
Beifahrerairbag |
Serie |
Fahrerairbag |
Serie |
Anhängerkupplung |
1.000 € |
ASR |
Serie |
Navigationssystem |
1.490 € |
CD-Radio |
Serie |
elektr. Fensterheber hinten |
Serie |
elektr. Fensterheber vorn |
Serie |
elektr. Schiebedach |
1.100 € |
elektr. verst. Außenspiegel |
Serie |
ESP |
Serie |
Klimaautomatik |
Serie |
Kopfairbag hinten |
Serie |
Kopfairbag vorne |
Serie |
Kurvenlicht |
1.900 € (in Kombination mit adaptiven LED-Scheinwerfern) |
Lederausstattung |
1.820 € |
Leichtmetallfelgen |
Serie |
Metalliclackierung |
840 € |
MP3-Radio |
Serie |
Nebelscheinwerfer |
Serie |
Seitenairbag vorne |
Serie |
Sitzhöheneinstellung |
Serie |
Tempomat |
Serie |
Xenonlicht |
Serie |
Zentralverriegelung |
Serie |
M Sportfahrwerk |
390 € |
Adaptives Fahrwerk |
1.100 € |
Sportsitze vorne |
550 € |
Aktive Geschwindigkeitsregelung |
890 € |
Head-up-Display |
980 € |
Parksensoren vorne und hinten |
790 € |
Rückfahrkamera |
420 € |
Internet (In Verbindung mit Navigationssystem Professional und ConncectedDrive-Services bzw. Navigationspaket ConnectedDrive) |
100 € |
Stand: Juli 2013