Hier fahren Sie besser!
Neu- und Gebrauchtwagen auf automobile.at

Renault 19 (1988-1997): Kennen Sie den noch?

Der Golf-Gegner wurde nach 1989 vor allem im Osten zum Kassenschlager

Motor1.com Deutschland: Auto-Tests, Auto-News und Analysen
Marke wählen

Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Mit dem 1988 präsentierten Renault 19 landete der Konzern einen der größten Erfolge der Unternehmensgeschichte. Insgesamt 3,2 Millionen Exemplare des Kompaktmodells produzierte der französische Automobilhersteller bis 1995. In Deutschland gelang dem Renault 19 ein besonderes Kunststück: Nach der Wiedervereinigung verkaufte sich der Franzose in den neuen Bundesländern zeitweise besser als der VW Golf.

Rund eine Milliarde Euro hatte Renault in die Entwicklung und Fertigung des Renault 19 investiert, der die Modelle 9 und 11 ersetzen sollte. Im November 1983 begannen die ersten Entwicklungsarbeiten am Renault 19. Unter dem Code X-53 gab es dann je nach Modelltyp des R19 noch andere Codenamen: B53 für den Fünftürer, C53 für den Dreitürer, L53 für den Chamade und D53 für das Cabrio.

Nach acht Monaten stand die Karosserieform fest und nach dreizehn Monaten der Innenraum. Bis zum April 1986 wurde der Innenraum immer wieder angepasst und mit Testfahrzeugen ca. 7,5 Millionen Kilometer gefahren.

Die Produktion wurde nach japanischen Qualitätsmaßstäben aufgebaut, für die Formgebung engagierte der Hersteller den italienischen Stardesigner Giorgetto Giugiaro. Der Maestro konzipierte eine schnörkellose, aerodynamisch ausgefeilte Karosserie mit leichter Keilform und einem Luftwiderstandsbeiwert (cw-Wert) von 0,31.

Verkaufsfördernd waren außerdem durchzugsstarke, sparsame Motoren und Details wie der große Kofferraum mit asymmetrisch umklappbarer Rückbanklehne, damals noch eine echte Rarität. Mit nur wenigen Handgriffen ließ sich das Gepäckabteil auf bis zu 1.310 Liter vergrößern. Zudem war der Renault 19 recht gut gegen Rost geschützt.

Nach Deutschland kam der Renault 19 im Januar 1989, ein halbes Jahr nach seinem Marktdebüt in Frankreich. Im September 1989 folgte die Stufenheckversion Chamade, auf Deutsch: "Herzklopfen". Speziell diese Variante kam in den damals neuen Bundesländern extrem gut an. Dort mochte man kompakte Stufenheck-Limousinen, zudem bot der 19 ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Zusätzlich zum exzellenten technischen Fundament begünstigte die Wiedervereinigung die Karriere des letzten Renault mit Ziffer am Heck: 1989 fiel die Mauer, und der französische Hersteller nutzte die Gunst der Stunde zum sofortigen Aufbau eines Händler- und Servicenetzes im Osten Deutschlands. Das Zugpferd für die Marke dort war die Nummer 19, übrigens das letzte Renault Modell mit einer Ziffer als Name.

Zudem wurden die Rivalen VW Golf und Opel Astra erst Ende 1991 erneuert. In den Jahren 1990 bis 1994 war der Renault 19 das meistverkaufte Importauto in Deutschland und wurde 1991 (97.262) und 1992 (97.086) jeweils fast 100.000-mal verkauft.

1991 brachte Renault das 19 Cabriolet heraus. Anders als bei vielen Wettbewerbern wurde die Linienführung des Frischluft-Renault durch keinen feststehenden Überrollbügel beeinträchtigt. Ebenfalls ab 1991 rundete der 135 PS starke und 212 km/h schnelle Renault 19 16V die Palette nach oben ab.

Viermal in Folge holte sich der Renault 19 den Titel "meistgekauftes Importauto in Deutschland". 1992 gewann er außerdem das "Goldene Lenkrad" der "Bild am Sonntag". Als die Produktion 1995 auslief, hatte Renault zwischen Alpen und Ostsee über 460.000 Fahrzeuge des Typs abgesetzt. In der Türkei und Südamerika lief der 19 noch bis zum Jahr 2000 vom Band, insgesamt sollen fast sechs Millionen Exemplare gebaut worden sein. Wie auch immer: Dieses Auto hat fraglos die Marke Renault gerettet.

© Motor1.com