Am 29. Januar 1886 meldete der im badischen Karlsruhe geborene Carl Benz unter der Patentnummer 3 74 35 offiziell das erste Benzinfahrzeug an. Das Bundesland Baden-Württemberg feiert daher mit dem Automobilsommer 2011 den 125. Geburtstag des Automobils. 125 Tage lang widmet das Ländle diesem Jubiläum zahlreiche Events. Zur Auftaktveranstaltung in der Landeshauptstadt Stuttgart am 7. und 8. Mai 2011 präsentierten die drei Autohersteller Mercedes, Porsche und Audi automobile Schätze aus 125 Jahren. Nach einem Korso waren die ausgewählten Stücke auf dem Stuttgarter Schlossplatz versammelt. Ob Porsche 550 Spyder, Mercedes 600 Pullman oder Audi S1: Wir zeigen ihnen die schönsten und spektakulärsten Exponate.
Zwischen 1935 und 1938 baute Audi den 225 als Limousine, Cabrio und Roadster. Besonders der Roadster (im Bild) gilt als eines der schönsten Audi-Modelle. Was man ihm von außen nicht ansieht: Angetrieben werden die Vorderräder. Sie bringen die 50 PS auf die Straße, die der verbaute 2,3-Liter-Reihensechzylinder generiert. 120 km/h Höchstgeschwindigkeit sind drin.
Einen Horch zu fahren, hieß im Fall des 830 BL Sedan Cabriolet 1939 auch V8 zu fahren. Das 3,8 Liter große Triebwerk leistet 92 PS. Der 2,1-Tonner erreicht so eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h.
Wer jemals einen Ford Thunderbird aus den Baujahren 1955 bis 1957 gesehen hat, erkennt sofort das Vorbild des Auto Union 1000 Sp Coupé von 1960. Die schöne Karosserie stammt von Baur in Stuttgart. Während das US-Designvorbild mit dicken V8-Motoren ausgestattet wurde, musste der deutschen Kopie ein Einliter-Dreizylinder-Zweitakter mit 55 PS genügen. Das reichte für maximal 140 km/h. Wegen seines typischen Zweitaktmotorengeräuschs nannte ein zeitgenössischer Journalist das 1000 Sp Coupé auch "Thunderbird mit Sprachfehler".
Die Rennsemmel der 1960er-Jahre schlechthin war der NSU Prinz 1000 TTS. Sein Einliter-Vierzylindermotor im Heck leistete 70 PS. Diese trafen auf ein Leergewicht von nur 650 Kilogramm. 150 km/h Spitze und ein besonders agiles Handling machten den TTS zum gefürchteten Gegner.
Der Auto Union 1000 S Coupé de Luxe auf dem Bild stammt von 1963 und hatte seinen Ursprung im DKW F 9 von 1939. Der 1000 S rollte mit einem Einliter-Dreizylinder-Zweitaktmotor vom Band. 50 PS trieben das Coupé auf 135 km/h. Die vier Ringe im Kühler, die heute für Audi stehen, waren zunächst das Markensymbol der Auto Union. Sie wurde ursprünglich bereits vor dem zweiten Weltkrieg in Sachsen gegründet und nach 1949 in Ingolstadt neu aufgebaut. Die Ringe symbolisieren die Vorkriegsmarken Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer. Zunächst kaufte Daimler-Benz die Auto Union, 1966 wurde sie komplett von Volkswagen übernommen.
Mit der alten Neckarsulmer Marke NSU schlägt der bayerische Hersteller Audi als Aussteller auf dem Automobilsommer 2011 die Brücke zu Baden-Württemberg. Der Ro 80, gebaut von 1967 bis 1977 (das Bild zeigt ein Exemplar von 1975), gilt mit seiner damals sehr modernen Karosserie als wegweisend. Die Parallelen zu späteren Audi-Modellen sind nicht von der Hand zu weisen. Auch technisch ging der Ro 80 andere Wege: NSU setzte auf einen Wankelmotor mit stattlichen 115 PS. Das Ro im Namen stand für "Rotationskolbenmotor". Ein hoher Sprit- und Ölverbrauch, insbesondere in der Frühphase der Produktion, sowie mit der Technik überforderte Werkstätten schädigten den Ruf des Modells allerdings nachhaltig.
Der NSU Prinz II mit 30 PS wurde von 1959 bis 1960 gebaut. Als Antrieb diente Zweizylindermotor mit 600 Kubikzentimeter Hubraum. Bis zu 130 km/h Spitze schaffte der Knirps.
Die Marke NSU hielt besonders in den 1960er-Jahren fleißig die Wankel-Flagge hoch. Der Wankel Spider, der zwischen 1964 und 1967 gebaut wurde, war sogar das erste Auto der Welt, das von dieser Art Verbrennungsmotor angetrieben wurde. Das Einscheiben-Aggregat mit rund 500 Kubikzentimeter Hubraum leistete ab Werk 50 PS. Für Renneinsätze wurde die Leistung mehr als verdoppelt. Der Renn-Spider produzierte rasante 105 PS und lief atemberaubende 170 km/h.
Was heute der Wolf auf Basis des Mercedes G-Modells für die Bundeswehr ist, war zuvor der DKW Munga. Er wurde von 1956 bis 1968 gebaut. Der Geländewagen wurde von einem Dreizylinder-Zweitaktmotor mit 0,9 oder einem Liter Hubraum angetrieben. Leistung: zwischen 39 und 43 PS.
Rallye-Weltmeister wurde er zwar nicht auf diesem Modell, aber der Name Walter Röhrl ist untrennbar mit dem Audi Sport quattro S1 verbunden. Er sagte über das in der legendären Rallye-Gruppe B eingesetzte Auto einst: "Im Prinzip bist du bei dem Auto mit dem Denken schon zu langsam. Der Turbo-Monster - unter der Haube steckte ein aufgeladener 2,14-Liter-Motor - leistete 530 PS. Mit Porsche-Doppelkupplungsgetriebe stürmte das Tier in 2,6 Sekunden von null auf 100 km/h.
Spätestens als Filmauto "Herbie", das die Startnummer 53 trägt, erlangte der VW Käfer weltweit Kultstatus. Das Original stammt aus dem Baujahr 1963 und ist mit einem Sonnendach ausgestattet. Den Antrieb besorgt ein 1,2-Liter-Boxer-Vierzylinder mit 30 PS.
Karbon-Finnen, ein Heckspoiler sowie ein 5,2-Liter-V10-Motor charakterisieren anno 2011 den Audi R8 GT. 560 PS beschleunigen den Ingolstädter Flachmann bis auf 320 km/h. Von null auf 200 km/h sprintet das Geschoss in 10,8 Sekunden - andere sind in der Zeit nicht einmal auf 100.
Für Renneinsätze konzipiert ist der Mercedes-Benz SLS AMG GT 3. Den Antrieb besorgt ein 6,3-Liter-V-Motor, der an ein Sechsgang-Renngetriebe mit sequenzieller Schaltung gekoppelt ist.
Die Höchstgeschwindigkeit des SLS AMG GT 3 ist abhängig von der Übersetzung des Getriebes. 300 km/h sind in der Regel drin. Von null auf 100 geht es in unter 3,8 Sekunden. Eingesetzt wird der Renn-SLS beispielsweise in der ADAC-GT-Masters-Serie.
Als eines der schönsten Fahrzeuge aller Zeiten gilt der Mercedes SL 300 Flügeltürer. Wegweisend war die Motortechnik: Der Dreiliter-Reihensechszylinder verfügte 1954 bereits über eine Benzindirekteinspritzung. 215 PS reichten - je nach Getriebeübersetzung - für eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 260 km/h.
Der 300 SLS (Super Leicht Sport) basiert auf dem 300 SL und wurde ursprünglich für die amerikanische Sportwagen-Meisterschaft entworfen. Nachdem sich Mercedes aus dem US-Sport zurückzog, wurden die beiden eingesetzten Prototypen verkauft und gelten als verschollen. Das Fahrzeug auf dem Bild wurde 1994 von Daimler-Benz Classic auf Basis eines ehemaligen 300-SL-Versuchswagens nachgefertigt. Der Dreiliter-Reihensechszylindermotor leistet wie im Original 235 bis 240 PS statt 215 wie im normalen 300 SL. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 260 km/h.
Der Mercedes Simplex von 1902 war für die damalige Zeit üppig motorisiert. Sein 6,5 Liter großer Reihenvierzylindermotor leistete 40 PS. Dies ermöglichte ihm eine Höchstgeschwindigkeit von 111,8 km/h, die bei einer Rekordfahrt erreicht wurden. Fahrer war damals der amerikanische Milliardär und Autoenthusiast William K. Vanderbilt Jr., der das Fahrzeug kurz zuvor in Cannstatt bei Stuttgart persönlich abholte.
Der Mercedes-Benz 500 K "Luxus Roadster" wird von einem Reihenachtzylindermotor mit fünf Liter Hubraum angetrieben. Von einem Kompressor aufgeladen bringt er 160 PS - genug, um das 1934 gebaute Auto auf 160 km/h zu bringen. Nur 29 Stück der Variante "Luxus Roadster" wurden gebaut.
Ein legendäres Modell in der Mercedes-Historie ist der SSK. Sein Reihensechzylinder schöpft aus 7,1 Liter Hubraum samt Kompressoraufladung 225 PS. Damit fährt der SSK 192 km/h schnell.
Man glaubt es kaum, auch der Mercedes 280 E der Baureihe W123 musste sich im harten Rallye-Einsatz beweisen. Das seriennahe Modell holte sich sogar den Gesamtsieg des London-Sydney-Marathons. 30.000 Kilometer über Stock und Stein mussten die um 35 Millimeter höhergelegten Fahrzeuge damals ertragen. Der 2,8-Liter-Reihensechser leistet im Renneinsatz 1977 etwas mehr als in der Serie: 205 statt 185 PS. Der Sicherheit halber wurden beispielsweise ein Überrollkäfig eingebaut und Plexiglas für die Seitenscheiben sowie die Heckscheibe verwendet.
Mit der "roten Sau", einem für Renneinsätze präparierten Mercedes SEL 300 6.3 hinterließ die Mercedes-Sportabteilung AMG ihre erste Duftmarke. Leistete der 6,3-Liter-V8 im Serien-SEL noch 250 PS, presste die Truppe aus Affalterbach 420 PS heraus. Dafür wurde der Hubraum kurzerhand auf 6,8-Liter aufgebohrt. 1971 erreichte das Dickschiff mit dem Monstermotor einen zweiten Gesamtrang beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps in Belgien.
Wer 1955 in Deutschland zeigen wollte, dass er Geld wie Heu besaß, orderte bei Mercedes - am besten einen 300er. Auch als Staatskarosse wurde der große, seit 1951 gebaute Mercedes eingesetzt. Sein Reihensechszylinder hat drei Liter Hubraum und leistet 125 PS - genug für 163 km/h Spitze. Das reichte, um die meisten anderen Verkehrteilnehmer von der linken Spur zu scheuchen.
Der Mercedes-Benz 600 Pullmann wurde zwischen 1963 und 1981 gebaut. Der Antrieb bestand aus einem 6,3 Liter großen V8 mit 250 PS.
Besonders rar ist die Landaulet-Ausführung des 600 Pullman. Nur 59 Exemplare wurden davon gebaut. Das abgebildete Exemplar stammt von 1972.
Um Rennwagen zu transportieren, baute Mercedes 1955 den Schnelltransporter. Er wurde von einem Dreiliter-Reihensechszylinder aus dem 300 SL angetrieben. Das 192 PS starke Aggregat machte den Transporter satte 165 km/h schnell.
"Universal-Motor-Gerät", Unimog nennt Mercedes nach wie vor das ultimative Arbeitsgerät für Bauern, Stadtwerke und das Militär. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Unimog entwickelt und bei der Firma Boehringer gebaut. Nach der Übernahme des Unimog-Bereichs durch Daimler-Benz verließ am 3. Juni 1951 der Typ 2010 die Produktionshallen. Er wurde wenig später 401 genannt und leistet zarte 25 PS.
Aus dem Jahr 1900 stammt der von Ferdinand Porsche konstruierte Lohner-Porsche "Semper Vivus". Zwei an Einzylinder-Benzinmotoren gekoppelte Generatoren bilden hier eine Ladeeinheit, die Radnabenmotoren und Batterien mit Strom versorgt. Das Hybridauto ist also im Prinzip ein alter Zopf. Mit 2,7 PS konnte der Semper Vivus 35 km/h schnell fahren.
Im Frühjahr 1948 verließ der erste 356 Roadster die Porsche-Hallen. Sein 1,1-Liter-Vierzylinderboxer, im Prinzip ein VW-Aggregat, leistete 35 PS und beschleunigte den Zweisitzer auf 135 km/h.
Beim Carrera 2 handelt es sich um das Topmodell der 356er-Baureihe und den ersten Serien-Porsche mit Scheibenbremsen. Sein Zweiliter-Boxermotor leistet 130 PS. Die Zeit für den Sprint von null auf Tempo 100 gab Porsche damals mit 8,9 Sekunden an.
Traurige Berühmtheit erlangte der Porsche 550 A Spyder durch den darin ums Leben gekommenen James Dean. Der Schauspieler liebte schnelle Autos und kaufte sich daher den bis zu 240 km/h schnellen Sportwagen, der von einem 1,5-Liter-Vierzylinderboxer mit 135 PS angetrieben wurde. Dean wurde nicht die Leistung seines 550 zum Verhängnis, sondern ein anderer Autofahrer, der ihm auf dem Weg zur Rennstrecke die Vorfahrt nahm.
Wenn von Carlo Abarth die Rede ist, denkt man zuerst an getunte Fiat-Modelle. Dass aber auch Porsche-Modelle von der italienischen Firma neu eingekleidet wurden, weiß kaum jemand. 1960 entstand der 356 B 1600 GS Carrera GTL Abarth. Sein 1,6-Liter-Vierzylinder-Boxermotor leistet 135 PS, die das seltene Gefährt - nur 21 wurden gebaut - 220 km/h schnell macht.
Am 14. Juni 1970 gelang Porsche beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans der erste von bislang insgesamt 16 Gesamtsiegen. Nach 4.607,811 Kilometer oder 343 Runden überquerten Hans Herrmann und Richard Attwood im legendären Porsche 917 KH vom Team Porsche Salzburg mit der Startnummer 23 als Erste die Ziellinie. Der 4,5-Liter-Zwölfzylinder des Boliden leistete 580 PS.
Wer im 924 eine satte Leistung haben wollte, konnte Anfang der 1980er-Jahre das Sportmodell GTS ordern. Sein Vierzylinder-Reihenaggregat, das ursprünglich von Audi stammte, leistete dank Turboaufladung 245 PS. Die trieben den 924 GTS auf 250 km/h. Der Rennwagen für die Straße kostete damals deftige 110.000 DM.
Schnell und gute Traktion: Der ab 1995 gebaute Turbo war das damalige Topmodell der Baureihe 993. Er kombinierte einen Allradantrieb mit der Power eines turboaufgeladenen 3,6-Liter-Sechzylinderboxers. 408 PS gab es in der Serie. Mit der Werksleistungssteigerung waren bis zu 450 PS drin.