Der Opel Grandland X Hybrid4 gehört zu den sparsamsten Modellen
1,3 Liter, 1,5 Liter, 1,2 Liter: Die Verbrauchsangaben für Plug-in-Hybride sind zwar verführerisch niedrig, aber wenig aussagekräftig. Denn der Spritverbrauch im realen Straßenverkehr hängt stark vom Nutzungsprofil ab: Wer nur elektrisch fährt, hat logischerweise einen Spritverbrauch von null. Aber wie hoch ist der Verbrauch, wenn der PHEV überhaupt nicht geladen wird? Das kann man aus dem offiziellen Normverbrauch und der elektrischen Reichweite berechnen. Das haben wir für etliche Autos getan und zeigen die Ergebnisse für die NEFZ-Norm und für die neue WLTP-Norm.
Den "Nie-Laden-Verbrauch" nennt der Fachmann "Verbrauch im ladungserhaltenden Modus". Diesen Verbrauch hat ein PHEV auch, wenn man im Battery-Save-Modus fährt. Wenn Sie sich dafür interessieren, wie wir gerechnet haben, erfahren Sie mehr darüber am Ende des Artikels.
Die meisten Hersteller geben für ihre PHEVs nur die NEFZ-Daten an. So verfahren zum Beispiel BMW, Land Rover, Mitsubishi, Porsche und Skoda. Hier ein paar Ergebnisse für Autos mit NEFZ-Daten (besonders gute Werte gefettet):
Es gibt einige Hersteller, die für ihre PHEVs (neben dem NEFZ-Verbrauch) schon den WLTP-Verbrauch und die WLTP-Reichweite angeben, obwohl das erst ab Dezember 2020 Pflicht ist. Auch hier haben wir aus diesen Daten den "Nie-Laden-Verbrauch" berechnet:
Wie man sieht, sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich, sie reichen von etwa sechs Liter beim Opel Grandland X Hybrid4 bis zu fast dem Doppelten beim Ford Tourneo Custom PHEV. Das Beispiel Polestar 1 zeigt, dass auch ein Auto mit sehr hoher elektrischer Reichweite und geringem Normverbrauch der "Nie-Laden-Verbrauch" hoch sein kann. Dazu muss man allerdings bedenken, dass der Polestar mit über 600 PS Leistung auch in einer speziellen Liga spielt.
Allgemein machen wir uns zunutze, dass der offizielle Normverbrauch von Plug-in-Hybriden aus dem Kraftstoffverbrauch im ladungserhaltenden Modus (englisch charge sustaining mode oder CS mode) und dem Verbrauch im ladungsverbrauchenden Modus (charge depleting mode oder CD mode) berechnet wird. Wir drehen die Gleichungen um und rechnen den Verbrauch im CD mode aus, also den "Nie-Laden-Verbrauch".
Sie sind verwirrt? Das muss nicht sein, denn um den Nie-Laden-Verbrauch aus dem NEFZ-Verbrauch und der NEFZ-Reichweite zu berechnen, reichen die vier Grundrechenarten: Man addiert 25 km zur Reichweite (für den BMW 225xe Active Tourer: 57 + 25 = 82). Diesen Wert multipliziert man mit dem Normverbrauch (für den BMW: 82 * 1,9= 155,8) und teilt dieses Ergebnis durch 25. Gerundet erhält man so die angegebenen 6,32 Liter.
Sie wollen wissen, wie wir zu den WLTP-Zahlen kommen und was der Utility Factor in der Tabelle bedeutet? Nun, der Utility Factor soll näherungsweise angeben, wie oft ein Auto wahrscheinlich im elektrischen Modus bewegt wird. Der Faktor ist umso höher, je größer die elektrische Reichweite ist; bei einer Reichweite von mehreren hundert Kilometer geht er gegen 1 (100 Prozent), denn dann würde man praktisch immer elektrisch fahren.
Die meisten heutigen PHEVs haben WLTP-Reichweiten von rund 50 bis 60 km; daraus ergibt sich ein Utility Factor von 0,75 bis 0,80. Den Nie-Laden-Verbrauch ergibt sich aus der Formel WLTP-Normverbrauch/(1-UF). Die Berechnung des Utility Factors ist etwas komplizierter (man muss eine Kurve mathematisch nachmodellieren), aber im Diagramm unten ist zu sehen, wie er sich mit der Reichweite verändert: