Königsmörder, Auto des Jahres, nicht passend zur Marke: Der Porsche 928 schwankte zeit seines Lebens zwischen Bewunderung und Ablehnung. Jetzt wird der Sportwagen 40 Jahre alt. Für uns Grund genug, auf die Karriere des 928 zurückzublicken.
18 Jahre lang, zwischen 1977 und 1995, baute Porsche den 928. Danach blieb er lange eine Randerscheinung, ehe sich Fans für seinen zeitlosen Auftritt begeistern konnten.
Noch heute wirkt das Design des Porsche 928 modern. Erste Überlegungen zu einem großen Gran Turismo gab es Anfang der 1970er-Jahre. Als Gründe wurden schärfere Normen für Crashtests und Abgase ins Feld geführt, hinzu kamen gestiegene Komfortwünsche der ausländischen Kundschaft. Damit war Porsche keineswegs alleine: 1976, also ein Jahr vor dem 928, brachte Ferrari den viersitzigen 400 GT heraus.
Die Optik des 928 blieb stets ein umstrittenes Thema. Federführend war Porsche-Designchef Anatole Lapine. Er setzte durch eine lange Motorhaube einen bewussten Kontrast zum 911 mit Heckmotor. Während die 928-Fans die Eleganz ihres Wagens feierten, monierten die Gegner eine Rundlichkeit und eine zu große Nähe am "Hausfrauen-Porsche" 924. Von "hässlich" und "aufgebläht" war die Rede.
Besonders modern wirkte das glattflächige Heck. Statt einer klassischen Stoßstange gab es hier einen Kunststoffstoßfänger. Er sollte bei leichten Rangierschäden selbsttätig zurück in seine Form kommen.
Als bislang einziger Sportwagen entschied der Porsche 928 die Wahl zum europäischen "Auto des Jahres" für sich. Schauen wir kurz auf die Abmessungen der Urversion: 4,44 Meter lang, aber 1,83 Meter breit und 1,31 Meter flach.
Acht Zylinder, 240 PS und 350 Newtonmeter. So lauteten die Eckdaten des 4,5-Liter-Benziners im ersten Porsche 928. Wie im kleineren 924 kam auch hier das Transaxle-Prinzip zum Tragen: Der Motor wurde mittels einer in einem starren Rohr laufenden Welle mit dem hinten montierten Getriebe verbunden. Vorteile: eine ausgeglichene Gewichtsverteilung und ein gutes Fahrverhalten.
Schon zwei Jahre nach dem 928-Start legte Porsche im Jahr 1979 nach. Und zwar kräftig: Im 928 S brachte es der V8 auf stramme 300 PS. Kritisiert wurde am bisherigen Motor, dass er zwar laufruhig sei, aber wenig Biss habe. Den lieferte der S: 6,6 Sekunden auf 100 km/h und 250 km/h Spitze.
Zugunsten von mehr Leistung stieg der Hubraum beim 928 S auf 4,7 Liter an. Was man hier kaum erkennt, aber für Gebrauchtwagen-Käufer wichtig ist: Der Zahnriemen ist enorm lang und treibt die Nockenwellen, die Wasser- sowie die Ölpumpen an. Ein Wechsel geht deshalb ins Geld.
Zum Erkennungszeichen der S-Version wurde der schwarze Heckspoiler, auch vorne gab es ein zusätzliches Leitwerk. Als Folge sank der cW-Wert auf 0,38. Im Jahr 1982 stellte Porsche die Produktion des normalen 928 ein und baute nur noch den S.
Ferry Porsche schätzte den 928 im Gegensatz zu vielen seiner Kunden. Besonders die 911-Fahrer nahmen es übel, dass die Porsche-Führung offen den 928 zum Nachfolger des "Elfer" erklärt hatten.
In der Werbung präsentierte Porsche den 928 als Gefährt für vielarbeitende Geschäftsmänner. Nicht ohne Grund, denn einen 928 konnte man sich nur mit dickem Gehalt leisten. Im Frühjahr 1980 kostete das Normalmodell 56.900 Mark, der S 75.750 Mark. Zum Vergleich: Einen VW Golf gab es für rund 13.000 DM.
Ab dem Modelljahr 1984 legte Porsche beim 928 S noch eine Schippe drauf und steigerte die Leistung auf 310 PS. Überschaubar blieben die Verkäufe dennoch: Nur zweimal wurden jährlich mehr als 5.000 Fahrzeuge gebaut.
Auch wenn der Porsche 928 sogar in Le Mans antrat, so blieb die Motorsport-Karriere doch überschaubar. Stattdessen gab es Spar-Rekordfahrten, die unter anderem von Stuttgart bis an den Polarkreis führten.
1987 brachte Porsche den Nachfolger des 928 S auf den Markt, den S4. Namensgebend war das nun fünf Liter große V8-Aggregat mit vier Ventilen pro Zylinder. Die Leistung stieg auf 320 PS an. Optisch konnte man den S4 an den neu gestalteten Leuchten an Front und Heck erkennen. Die Scheinwerfer blieben stets gleich: Sie lagen in der Motorhaube und stellten sich bei Bedarf auf.
Besonders signifikant wurden die Änderungen beim 928 S4 am Heck. Neben einem anderen Spoiler gab es nun deutlich größere Lampen, die aber das originale 928-Design etwas verwässerten.
Der 928 S4 konnte sowohl mit Fünfgang-Schaltgetriebe als auch mit Viergang-Automatik bestellt werden. Der größte Teil der Kunden bevorzugte die Variante mit Automatikgetriebe. Auch deswegen blickten 911-Fahrer hämisch auf die verweichlichten 928-Fahrer, nicht wissend, dass die "Tiptronic" für den kommenden Elfer bereits in Arbeit war.
Einen offenen 928 gab es offiziell nie, hier sehen wir den einzigen vom Werk entwickelten Prototypen auf S4-Basis. Private Firmen boten hingegen entsprechende Umbauten an.
Der einzige 928 mit vier Türen, der jemals werksseitig für den Straßenverkehr zugelassen wurde, entstand 1987 auf Initiative von Ferry Porsche in Zusammenarbeit mit American Specialty Cars (ASC). Erst 30 Jahre später sollte mit dem Panamera Sport Turismo ein Kombi-Porsche Wirklichkeit werden.
Im Jahr 1988 wurde von Porsche eine sportliche Version des 928 S4 herausgebracht. Dieser Wagen hatte die Bezeichnung 928 S4 Clubsport und war gegenüber der Serienversion um über 120 kg leichter. Ausschließlich mit Fünfgang-Schaltgetriebe ausgerüstet, sorgte die Diät für mehr Spritzigkeit. 5,7 Sekunden von null auf 100 km/h klingen heute beinahe normal, damals wurden sie gefeiert.
Der Kunde ist König, insbesondere bei Marken wie Porsche. Ab 1989 wurde das 928-Programm aufgesplittet: Der S4 für komfortliebende Käufer, der ausschließlich handgeschaltete GT mit 330 PS für sportliche Naturen. Schon 1991 beendete Porsche die Zweigleisigkeit wieder.
Porsche in der Krise, 928 in der Krise: 1992 sackten die Verkaufszahlen des 928 auf unter 1.000 Exemplare ab. Nach 15 Jahren auf dem Markt kein Wunder. Zum Lebensende mixte Porsche den S4 und den GT zum GTS.
Zum Finale holte Porsche noch einmal alles aus dem Achtzylinder des 928 heraus. Der Hubraum stieg auf 5,4 Liter an, die Leistung auf 350 PS. Maximal waren 275 km/h möglich, auch wenn die optionale Viergang-Automatik bestellt wurde.
Ein durchgehendes Leuchtenband kennzeichnete die letzte Serie des Porsche 928. Im Preis von fast 160.000 DM für den GTS waren zwei Airbags inklusive. Im Jahr 1995 endete die 928-Produktion. Erst 2009 wurde bei Porsche das Konzept eines sehr schnellen Reisewagens wieder aufgegriffen, das Ergebnis war der viertürige Panamera.
Haben Sie Lust auf einen Porsche 928 bekommen? Leider haben die Preise mittlerweile angezogen, weshalb umfangreiche Informationen nicht schaden können. Diese gibt es unter anderem im 208 Seiten starken 928-Buch von Brian Long, das 2016 ins Deutsche übersetzt wurden. (ISBN: 978-3-667-10465-6, Preis: 39,90 Euro)
Porsche feiert den 40. Geburtstag des 928 auf dem AvD-Oldtimer-Grand-Prix 2017. Vom 11. bis 13. August präsentiert der Sportwagenhersteller am Nürburgring seinen ersten Gran Turismo aus ganz verschiedenen Perspektiven. Ein komplett restaurierter 928 der ersten Generation zeigt den serienmäßigen Originalzustand. Hinzu kommen Einzelstücke wie der viertürige 928 und die Studie eines Cabriolets. Zwei weitere Exponate wurden im klassischen Motorsport und für eine Weltumrundung eingesetzt. Als prominenter Gast wird der Porsche-Sammler Magnus Walker erwartet. Eine Autogrammstunde findet am Samstag um 15 Uhr und am Sonntag um 11 Uhr statt.