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Alle reden derzeit über Elektroautos. Dabei geraten Nutzfahrzeuge häufig aus dem Blick: Transporter, Lastwagen und Busse. Doch gerade sie sind häufig in der Stadt unterwegs, oft auf festgelegten Routen, aber stets mit einem Diesel unter der Haube. Hier gibt es also besonders viel Potenzial für Varianten mit Elektroantrieb. Wir zeigen Ihnen, welche Nutzfahrzeuge bereits mit Strom erhältlich sind oder in naher Zukunft kommen.
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Unsere Übersicht zu Nutzfahrzeugen mit Elektroantrieb beginnt mit einer für deutsche Ohren ungewohnte Marke: Fuso. Ursprünglich die Lkw-Sparte von Mitsubishi, gehört Fuso seit 2011 zum Daimler-Konzern. 2019 soll die Großserienprouktion des Fuso eCanter starten. Je nach Aufbau und Einsatzart kann sein Fahrgestell bis zu 4,5 Tonnen tragen. Anstelle eines Diesels gibt es für den 7,5-Tonner einen Elektromotor mit 175 PS Leistung und 420 Newtonmeter Dauerleistung. 600 Kilogramm wiegen die Batterien. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 80 km/h begrenzt, als Reichweite werden über 100 Kilometer genannt. Zielgruppe: leichter Verteilerverkehr.
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Fast jeder kennt ihn aus dem Fernsehen: Den klassischen gelben US-Schulbus mit langer Motorhaube. Sein Hersteller "Thomas Built Buses" bietet ab 2019 eine komplett elektrische Ausführung an. Thomas Built Buses wurde 1916 gegründet, seit den 1940er-Jahren baut man Schulbusse in der so typischen Form. Bei dem Schulbus macht ein Elektroantrieb durchaus Sinn: Platz für Batterien ist genügend da, zudem wird durch das "Aufsammeln" der Kinder häufig abgebremst und wieder angefahren. Technisch nutzt Thomas Komponenten von Daimler: Die Batterie ist ab Werk 160 Kilowattstunden groß und reicht für 160 Kilometer. Bei Bedarf sorgen zusätzliche Batterie-Module für mehr Reichweite.
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Inzwischen gehört MAN zum Volkswagen-Konzern. Dieser Tatsache verdankt die Firma ihren neuen Transporter, den TGE. Bei ihm handelt es sich um den VW Crafter, der nur in Details abgeändert wird. Und so übernimmt der MAN eTGE die Technik des elektrischen Crafter. Die Reichweite liegt bei bis zu 160 Kilometern, die Zuladung variiert von 950 bis 1.700 Kilogramm. Der elektrische TGE kann als 3,5- oder 4,25-Tonner zugelassen werden. Weitere Eckdaten: 136 PS Leistung, 290 Newtonmeter Drehmoment. Die Ladezeiten sind unterschiedlich. Mit einer 40-kW-Ladestation sind in 45 Minuten 80 Prozent der Batterie befüllt. An einer Wallbox mit Drehstrom lässt sich der MAN eTGE nach knapp fünfeinhalb Stunden wieder voll einsetzen. Bei Ladevorgängen mit 220-Volt-Wechselspannung sind ca. neun Stunden für eine vollständige Ladung nötig. Leider ist der Elektro-TGE mit 69.500 Euro nicht ganz billig.
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Auch die großen Lastwagen werden bei MAN unter Strom gesetzt. Im September 2016 präsentierte der Konzern auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover erstmals den neuen MAN eTruck: eine TGS Sattelzugmaschine mit Elektroantrieb. Das lanfristige Ziel ist die Einführung von MAN eTrucks von 18 bis 26 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht im mittleren und schweren Verteilerverkehr . Die Nutzlast soll gegenüber einem herkömmlichen Lastwagen unverändert bleiben. Auf 250 Kilowatt entsprechend 340 PS Leistung kommt der Elektromotor. Die Batterien sind unter dem Fahrerhaus über der Vorderachse und je nach Reichweitenbedarf auch links und rechts am Rahmen angebracht. Bis zu 200 Kilometer sollen so drin sein. 2018 starten erste Praxistests, bis 2021 soll der MAN eTruck serienreif sein.
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Ebenfalls auf der Nutzfahrzeug-IAA 2016 stellte MAN einen Elektro-Prototypen seiner "Lion`s City"-Stadtbusreihe vor. Dieses Fahrzeug wurde per Pantograf geladen. Dahinter verbirgt sich (vereinfacht gesagt) die umgekehrte Straßenbahn-Lösung: Von der Ladestation senkt sich ein Stromabnehmer auf das Fahrzeug. Ab 2018 soll eine Vorserienversion des MAN-Busses in mehreren europäischen Städten unter Alltagsbedingungen getestet werden, für 2019 ist auch die MAN-Heimatstadt München im Gespräch. Ende 2019 startet dann die Serienproduktion. MAN schätzt, dass die Marke im Jahr 2030 rund 60 Prozent ihrer Stadtbusse als reine Elektroversionen verkaufen wird.
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Der Mercedes Sprinter ist noch brandneu, 2019 soll die elektrische Version des beliebten Transporters auf den Markt kommen. Der neue eSprinter wird als Kastenwagen mit Hochdach angeboten. Eckdaten: Zulässiges Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen, eine Fahrzeuglänge von 5,93 Meter, ein Radstand von 3,92 Meter und ein maximales Ladevolumen von 10,5 Kubikmeter. Mit einer installierten Batteriekapazität von 55 kWh beträgt die Reichweite des neuen eSprinter rund 150 Kilometer, selbst bei ungünstigen Rahmenbedingungen wie niedrigen Außentemperaturen und voller Beladung. In acht Stunden lassen sich die Batterien an einer Ladesäule oder einer Wallbox mit 7,2 Kilowatt Ladeleistung vollständig aufladen. In dieser Konfiguration beträgt die maximale Zuladung ungefähr 900 Kilogramm. Eine zweite Option steigert die Zuladung zulasten der Reichweite. Hier liegt die installierte Batteriekapazität bei 41 kWh und die Reichweite beträgt rund 115 Kilometer. Im Gegenzug steigt die maximale Zuladung auf ungefähr 1040 Kilogramm. Wie die Diesel-Einstiegsvariante leistet auch der Elektroantrieb 84 Kilowatt (entsprechend 114 PS) mit einem Drehmoment von bis zu 300 Newtonmeter. Bei der Höchstgeschwindigkeit haben Kunden die Wahl zwischen einem Maximaltempo von 80 oder 120 km/h.
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Bereits seit November 2017 kann der Mercedes eVito bestellt werden. Ab der zweiten Jahreshälfte 2018 sollen die Auslieferungen starten. Er ist in seinen Abmessungen unterhalb des Sprinter angesiedelt. Vom großen Bruder übernimmt er die kleinere Batterie-Konfiguration mit 41,4 Kilowattstunden, was beim eVito für rund 150 Kilometer reicht. Inklusive Mehrwertsteuer kostet der eVito 46.388 Euro.
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Als schwerer Elektro-Lkw mit zwei und drei Achsen ist der Mercedes eActros konzipiert. Ab 2021 soll er im innerstädtischen Verteilerverkehr punkten. Bereits erproben Pilotkunden wie zum Beispiel Edeka den eActros in der Praxis. Der Antrieb erfolgt über zwei Elektromotoren nahe den Radnaben der Hinterachse. Ihre Leistung beläuft sich auf jeweils 125 Kilowatt gleich 170 PS, das maximale Drehmoment liegt bei jeweils 485 Newtonmeter. Die maximal zulässige Achslast liegt bei den üblichen 11,5 Tonnen. Energie für bis zu 200 Kilometer Reichweite liefern Lithium-ionen-Batterien mit 240 Kilowattstunden Kapazität. Ladezeiten? Drei bis elf Stunden.
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Sehr häufig trifft man bei Linienbussen den Citaro von Mercedes an. Eine Elektroversion dieser Baureihe wird bereits Kälte- und Hitzetests unterzogen. Ende 2018 soll die Serienfertigung starten. Allzu sehr in die Details geht Mercedes noch nicht: Man spricht von einem modularen Batteriepaket für unterschiedliche Ansprüche, auf Wunsch wird es unterschiedliche Systeme für Zwischenladungen geben. Angesichts des noch getarnten Dachs scheint eine Pantografen-Lösung denkbar. Der Antrieb erfolgt über eine Hinterachse mit radnabennahen Elektromotoren.
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Hinter Nikola Motors steckt Trevor Milton, der den Namen seiner Firma bewusst ausgewählt hat. Besser gesagt: Den Vornamen von Elektro-Pionier Nikola Tesla. Damit ist die Zielrichtung klar: Man plant ebenso wie die Elektroauto-Marke Tesla den Einstieg ins elektrische Nutzfahrzeug-Geschäft. Bei der Technik arbeitet Nikola mit Bosch zusammen. Bis 2021 will man die beiden Elektro-Schwerlaster One und Two auf den Markt bringen. Sie unterscheiden sich vor allem durch die Dimension des Fahrerhauses. Ansonsten sollen sie mit über 1.000 PS und rund 2.700 Newtonmeter Drehmoment fast doppelt so stark wie aktuelle Sattelschlepper sein. Auch die weiteren geplanten Eckdaten beeindrucken: Voll beladen rund 30 Sekunden von null auf 100 km/h. 105 km/h mit 36 Tonnen Gesamtgewicht bei sechs Prozent Steigung und Rekuperation bei Bergabfahrt. Die Batterien bringen es auf eine Kapazität von 320 Kilowattstunden. Muss der Lkw-Fahrer der Zukunft also ewige Ladezeiten befürchten? Nein, sagt Nikola Motors, denn eine Brennstoffzelle soll Reichweiten zwischen 1.300 und 1.900 Kilometern ermöglichen. 15 Minuten veranschlagt man für eine Tankfüllung.
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Seit 2013 produziert Nissan den e-NV200, einen Elektro-Kastenwagen. Er liegt größenmäßig leicht unter dem VW T6, die Variante zur Personenbeförderung heißt e-NV200 Evalia. Jetzt gibt es eine größere Batterie mit 40 Kilowattstunden Kapazität. So kommt der e-NV200 rund 200 Kilometer weit. Die Preise beginnen bei 38.663 Euro.
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Mit dem neuen Master Z.E. erweitert Renault sein Elektrofahrzeugangebot um einen großen Transporter. Mit 3,1 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, einer Zuladung von bis zu 1.377 Kilogramm (je nach Aufbau) und einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern zielt die batterieelektrische Variante vor allem auf den innerstädtischen Lieferverkehr direkt zum Kunden ("letzte Meile). 33 Kilowattstunden Kapazität stecken in der Batterie, maximal 100 km/h beträgt die Höchstgeschwindigkeit. Der Elektrotransporter wird in Deutschland zum Einstiegspreis ab 59.900 Euro inklusive Batterie für den Kastenwagen in der Variante L1H1 starten. Renault testet den Master Z.E. zuvor im Feldversuch mit Großkunden.
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Bestimmt haben Sie schon einmal den StreetScooter Work oder Work L gesehen: Die Deutsche Post hat bereits über 5.500 der kompakten Elektrotransporter im Einsatz. Seit Sommer 2017 können auch externe Kunden zugreifen. Im Angebot sind die Versionen Pure (Fahrgestell mit Kabine), Pick-up (Pritschenfahrzeug) und Box (Kofferfahrzeug mit vier respektive acht Kubikmeter Volumen). Die 1.420 Kilogramm schweren Autos, die mit bis zu 650 Kilogramm beladen werden können, werden von einem Elektromotor angetrieben. Dieser beschleunigt die Transporter auf maximal 80 km/h - elektronisch begrenzt. Die Batteriekapazität von 20,4 kWh genügt für eine Reichweite von bis zu 113 Kilometer, je nach Beladung. 80 Prozent der Akkuladung sind nach 4,5 Stunden Ladezeit erreicht. Abzüglich der staatlichen Elektroauto-Prämie von 4.000 Euro beginnt der StreetScooter bei 40.400 Euro.
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Die emissionsfreie Sendungszustellung soll noch ausgeweitet werden. Aus diesem Grund hat die Post zusammen mit Ford gemeinsam einen neuen und vor allem noch größeren E-Transporter entwickelt: den StreetScooter Work XL. Basis des Fahrzeugs ist ein Ford-Transit-Fahrgestell, das mit einem batterieelektrischen Antriebsstrang und einem Karosserieaufbau nach Vorgaben der Deutschen Post ausgestattet wird. Der Laderaum mit Regalen ist vom Fahrerhaus aus begehbar. Er fasst 20 Kubikmeter (was in etwa 200 durchschnittlichen Paketen entspricht). Das Batteriesystem ist mit 30 bis 90 Kilowattstunden modular und soll Reichweiten zwischen 80 und 200 Kilometer ermöglichen. Die Ladeleistung liegt bei 22 Kilowatt. So könnte der Work XL nach durchschnittlich drei Stunden an der Steckdose wieder einsatzbereit sein.
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Die Produktion des Tesla Model 3 läuft nicht so an wie erhofft und auch die Qualität des Fahrzeugs steht in der Kritik. Doch Tesla-Boss Elon Musk wirft deswegen noch lange nicht die Flinte ins Korn und zeigt zwei neue Elektroauto-Highlights, darunter den Semi: Ein Strom-Lastwagen, der 2020 auf den Markt kommen soll. Wie so oft bei Tesla lassen einen die Fahrleistungen staunen: Fünf Sekunden von null auf 60 Meilen (96 km/h) sind Sportwagenwerte. Zugegeben, es handelt sich um den "Bobtail"-Wert. So nennen US-Trucker den Zustand ohne Auflieger. Schön und gut, aber wie sieht es inklusive kompletter Beladung aus? Hier sagt Tesla, dass mit angehängten 36,2 Tonnen die 60-Meilen-Marke nach 20 Sekunden fällt. Mit Blick auf diese Masse ein phänomenaler Wert. Für Trucker ebenfalls interessant: Der Semi soll eine fünfprozentige Steigung mit konstant 105 km/h (65 Meilen, ein typisches Highway-Tempo in den USA) bewältigen. Wie steht es mit der Reichweite? Tesla gibt 500 Meilen bei US-Highway-Tempo an, das sind gut 800 Kilometer. Dabei helfen aerodynamische Abdeckungen und ein flacher Unterboden. So weit, so gut, aber wie lange muss der termingeplagte Trucker an der Ladestation warten? Tesla will an "Truck Stops" (vergleichbar unseren Autohöfen) Schnellladepunkte errichten. Mit ihnen können die Batterien in 30 Minuten genug Saft für 400 Meilen (644 Kilometer) bekommen.
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Toyota geht einen anderen Weg als die deutschen Bushersteller und zeigte auf der Tokyo Motor Show 2017 den neuen Brennstoffzellenbus Sora. Das Konzeptfahrzeug mit Wasserstoff-Antrieb kommt bereits 2018 auf den Markt. Die zehn 700-bar-Wasserstofftanks haben zusammen ein Volumen von 600 Liter, die Reichweite wird nicht angegeben. Der 10,53 Meter lange Bus verfügt über 22 Sitz- und 56 Stehplätze. Bei den Olympischen und Paralympischen Spielen 2020 in Tokio sollen dann schon über 100 Brennstoffzellenbusse Gäste befördern.
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Tropos Motors, ansässig im kalifornischen San José, befasst sich mit kleinen elektrischen Nutzfahrzeugen, sogenannten eCUVs ("electric Commercial Utility Vehicles"). Kunden sind Einsatzkräfte, Baufirmen oder die Landwirtschaft. Auch für Lieferdienste und den Einsatz auf großen Firmengeländen sind die Tropos-Fahrzeuge geeignet. An Kraft mangelt es nicht, satte 1.050 Newtonmeter Drehmoment sollen von der Hinterachse kommen. Die Zuladung beträgt 500 Kilogramm, bis zu 64 km/h kann der Able Sweeper schnell werden.
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Ende 2018 wird ein elektrischer Müllwagen auf Basis des Volvo FE in Hamburg seinen Dienst antreten. Zu diesem zweck haben sich die Schweden mit der deutschen Firma Faun zusammengetan. Zwei Elektromotoren liefern jeweils 260 Kilowatt entsprechend 354 PS Dauerleistung und 850 Newtonmeter Drehmoment. Die Batterien weisen eine Kapazität zwischen 200 und 300 Kilowattstunden auf. Reichweite? Bis zu 200 Kilometer.
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Der kleinere Bruder des Volvo FE ist der FL, ein 16-Tonner. Auch er wird elektrifiziert, allerdings begnügt er sich mit einem 185 Kilowatt gleich 252 PS starken Motor, der 425 Newtonmeter liefert. Je nach Batteriegröße ist eine Reichweite von bis zu 300 Kilometer möglich.
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Es ist soweit: Die ersten Großkunden testen bis Mitte 2018 den neuen VW e-Crafter. Bei ihnen legen die Transporter pro Tag zwischen 70 und 100 Kilometer zurück. Der 100 Kilowatt gleich 136 PS starke e-Crafter ist in der Höchstgeschwindigkeit auf 90 km/h begrenzt, um die maximale Reichweite von 160 Kilometer nicht wegzuknabbern. Durch die Integration der Batterie in den Unterboden bleibt das Ladevolumen von 10,7 Kubikmeter unverändert. Knapp 36 Kilowattstunden Energie passen in den Akku, die Ladezeiten betragen zwischen 45 Minuten und 5:20 Stunden. Im September 2018 wird der VW e-Crafter auf den Markt kommen.
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Blicken wir zum Abschluss unserer Galerie in die Vergangenheit: 1969 stand auf der Automesse IAA mit dem Mercedes OE 302 der erste Hybridbus der Welt (Bild: Mitte). Das "E" in der Typenbezeichnung deutete auf den zusätzlichen Elektroantrieb hin. Der Gleichstrom-Fahrmotor erreicht eine Dauerleistung von 115 kW (156 PS) und eine Spitzenleistung von 150 kW (205 PS), für einen Stadtbus in diesen Jahren üppig. Gespeist wird der Fahrmotor von fünf Batterieblöcken mit 189 Zellen, einer Gesamtbetriebsspannung von 380 Volt und einer Kapazität von 91 Kilowattstunden. 70 km/h Höchstgeschwindigkeit und eine Reichweite im Linienbetrieb von etwa 55 Kilometer beschreiben die Grenzen des Konzepts, ebenso das Batteriegewicht von 3,5 Tonnen.
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Im Jahr 1972 stellte Mercedes den Elektrotransporter LE 306 vor. Bei den Olympischen Spielen im gleichen Jahr wurde eine Flotte von Versuchsfahrzeugen eingesetzt. Wenig später folgte ein Großversuch mit insgesamt 58 Fahrzeugen. Der LE 306 wurde von einem fremderregten Gleichstrom-Nebenschlussmotor mit 35 bis 56 Kilowatt Leistung angetrieben. Dieser erhielt seine Energie aus einer 860 Kilogramm schweren Batterie mit 144 Volt Spannung und einer Kapazität von 22 Kilowattstunden. Das genügte, um den Leichttransporter mit einer Tonne Nutzlast bis zu 80 km/h schnell zwischen 50 und 100 Kilometer weit fahren zu lassen. Um die Reichweite auf einen praktikablen Einsatzbereich zu vergrößern, dachten sich die Ingenieure ein Wechselsystem für den Energiespeicher aus: Die "Durchschiebe-Querwechseltechnik" ermöglichte einen Austausch der Batterie binnen weniger Minuten. "Die entladene Batterie wird in einer Ladestation seitlich herausgezogen, während ein neuer Satz von der anderen Seite gleichzeitig eingeschoben wird. Das dauert nicht länger als ein normaler Tankvorgang", hieß es in einem Mercedes-Prospekt aus dem Jahr 1974 zum LE 306.
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Aus den Erfahrungen mit dem LE 306 entwickelte Mercedes im Jahr 1980 den Posttransporter 307 E mit 1,45 Tonnen Nutzlast und 70 Kilometer Reichweite. Der Fahrmotor brachte es auf eine Leistung von 30 Kilowatt. Die Bremsenergie ließ sich in die Batterien zurückspeisen. 22 Fahrzeuge des 307 E setzte die damalige Bundespost in Bonn 1983 in einem Praxistest ein. Das Ergebnis fiel allerdings eher ernüchternd aus: Die Energiekosten lagen seinerzeit fast doppelt so hoch wie bei vergleichbaren Dieselfahrzeugen.