125 Jahre Automobil: So fing alles an

Am 29. Januar 1886 meldet Carl Benz in Berlin seinen dreirädrigen Motorwagen zum Patent an. Seither gilt dieser Tag als offizieller Geburtstag des Automobils. Das 125-jährige Jubiläum wird im Jahr 2011 groß gefeiert. Benz und Gottlieb Daimler, der ebenfalls 1886 eine Motorkutsche entwickelt, gelten als Erfinder des Autos. Doch auch andere Persönlichkeiten haben das Auto in der Frühphase maßgeblich geprägt. Wir nehmen Sie mit in die wilde Pionierzeit zu Louis Renault, Armand Peugeot, Ferdinand Porsche und Henry Ford. Noch eine interessante Zahl: Laut dem Internetlexikon Wikipedia lag der weltweite motorisierte Fahrzeugbestand im Jahr 2007 bei 918 Millionen Exemplaren, Tendenz steigend. Was einst in Cannstatt und Mannheim begann, hat die Welt geprägt.

Benz Patent-Motorwagen (1886)

Der so genannte "Patent-Motorwagen" von Carl Benz gilt als das erste Auto der Welt. Unverkennbar ist die Nähe zum Fahrrad. Tatsächlich satteln in den ersten Jahrzehnten des Autos viele Fahrradhersteller um, so etwa Opel oder Peugeot.

Benz Patent-Motorwagen (1886) und Patenturkunde

Ende Januar 1886 erhält Carl Benz für seinen Motorwagen das kaiserliche Reichspatent Nummer 37435. Ein interessantes Detail auf unserem Bild ist die Lenkstange mit einer Kurbel.

Benz Patent-Motorwagen (1886)

Das Hauptproblem für Benz und seinen Konkurrenten Daimler ist die Herstellung eines kleinen und leichten Motors. Das Benz-Aggregat holt aus 954 Kubikzentimeter Hubraum 0,75 PS.

Benz Patent-Motorwagen und Daimler-Reitwagen

Ein massives Schwungrad prägt den Motor des Benz-Dreirads. Im Gegensatz zu Daimler verwendet Benz bereits eine elektrische Zündung mit Zündkerze. Die Zündung gehört in der Frühzeit zu den größten Herausforderungen der Automobilpioniere. Im Hintergrund ist der Daimler-Reitwagen von 1885 zu sehen, das erste Motorrad der Welt.

Benz Patent-Motorwagen und Daimler-Motorkutsche

Unabhängig voneinander, aber beinahe zeitgleich, tüfteln Daimler und Benz an ihren Fahrzeugen. Beide treffen sich übrigens nie persönlich. Den 1926 erfolgten Zusammenschluß der beiden großen Namen zu "Daimler-Benz" erlebt Carl Benz (1844-1929) noch, Gottlieb Daimler stirbt bereits im Jahr 1900.

Daimler-Motorkutsche (1886)

Das erste Daimler-Auto entspricht noch einer pferdelosen Kutsche. Der "Standuhr" genannte Motor wiegt nur 92 Kilogramm und leistet 1,1 PS. Ein herkömmlicher Gasmotor von Otto wiegt mehr als das Fünffache.

Benz Patent-Motorwagen (1888)

Carl Benz entwickelt sein Dreirad rasch weiter, im Jahr 1888 stellt er die nächste Evolutionsstufe vor, hier links im Bild. Die Form wirkt erwachsener, die Insassen sitzen höher.

Benz-Patent-Motorwagen Typ III

Hier sehen wir Carl Benz (rechts) höchstpersönlich an der Steuerkurbel seines Motorwagens. Mit diesem Modell soll seine Frau Bertha 1888 ihre legendäre Fahrt von Mannheim nach Pforzheim durchgeführt haben.

Benz-Werbung

Werbung ist schon früh das Gebot der Stunde. Bemerkenswert der Verweis auf die (aus damaliger Sicht) einfache Bedienung. Auch auf die Ersparnis von Pferden und Kutschern wird hingewiesen. Das "Spritzleder" war damals absolut notwendig, staubige Straßen und Pferdemist sorgten für eine rustikale Fahrt.

Peugeot Typ I Dampfwagen (1889)

In den ersten Jahrzehnten konkurrieren verschiedene Antriebsarten miteinander. Beliebt waren unter anderem Dampfwagen, denn Benzin gibt es mangels Tankstellen nur in Apotheken. Der erste Peugeot aus dem Jahr 1889 setzt auf Dampfmotoren der Firma Serpollet. Über die Kippgefahr des gezeigten Vehikels ist nichts überliefert.

Peugeot Typ 21 (1898-1901)

Um 1900 boomt das Auto besonders in Frankreich. Auf dem Bild sieht man, dass die traditionelle Kutschenform auch beim Auto zunächst weiterlebt: Der Chauffeur sitzt "auf dem Bock", während es sich die Herrschaften in der Kabine gemütlich machen.

Daimler-Feuerspritze (1888)

Was Sie hier sehen, ist nichts anderes als das erste Feuerwehrauto der Welt. Klar, wenn schon ein Motor an Bord ist, kann dieser auch gleich die Feuerspritze antreiben.

Daimler Typ Victoria (1896)

Autos sind lange Zeit ein Spielzeug der Reichen. Die Idee des Taxis liegt auf der Hand, um damit mehr Menschen (auto-)mobil zu machen. Der Daimler Typ Victoria ist 1896 das erste Taxi der Welt. In Deutschland gibt es bis in die 1920er-Jahre Widerstand der Droschkenbesitzer gegen die neuen Motor-Taxis, bekanntester Widerständler ist der legendäre "Eiserne Gustav". 1925 ist das Jahr mit der höchsten Pferdedichte in Deutschland.

Benz Dos-à-Dos (1900)

In welcher Anordnung sitzt man am besten auf dem Auto? An dieser Frage wird eifrig experimentiert. Hier sitzen die beteiligten Rücken an Rücken, daher auch "Dos-à-Dos". Das bekannte "Vis-à-Vis" entsteht, wenn sich alle vier ins Gesicht sehen. Achten Sie auch auf das Kleid der Dame vorn, welches der Antriebskette gefährlich nahe kommt.

Carl und Bertha Benz (1894)

Hier sehen wir ein "Vis-à-Vis"-Gefährt mit prominenter Besatzung. Im Vordergrund genießt das Ehepaar Benz die Landpartie.

Benz Velo (1894)

An diesem Benz Velo sind gleich zwei Dinge bemerkemswert. Zu einen die Kotflügel über den Rädern, zum anderen ist der Velo mit gut 300 gebauten Exemplaren das erste Serienautomobil der Welt.

Renault-Ausfahrt (1899)

Die Melone auf dem Kopf ist Pflicht bei der Spritztour der Renault-Brüder im Jahr 1899. Ganz links ist ein Dreirad der damals weltgrößten Autofirma De-Dion-Bouton zu sehen, welche seinerzeit pro Jahr 400 Fahrzeuge herstellte.

Daimler Mannschafts- und Gerätewagen (1908)

Jetzt aber flott! Interessiert beobachtet der Brandmeister, was seine Untergebenen mit der Leiter anstellen. Die Aufnahme entstand 1908 in Russland.

Blitzen-Benz (1909)

Was heute der Bugatti Veyron ist, war vor gut 100 Jahren der "Blitzen-Benz". Das Ungetüm mit 21,5 Liter Hubraum (!) erreicht 1911 mit wahnwitzigen 228 km/h einen Geschwindigkeitsrekord, der acht Jahre ungeschlagen bleibt. Aufgestellt wurde der Bestwert am Strand von Daytona Beach.

Alfa 24 HP (1910)

Viele heute bekannte Automarken entstehen in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Hier der erste Alfa von 1910.

Audi Typ A (1910)

August Horch steht 1910 vor einem Dilemma: Er darf seinen Namen nicht mehr für seine Autos nutzen. Die Lösung findet ein pfiffiger Schüler: Aus dem deutschen "Horch" wird das lateinische "Audi". Die Kinder am Typ A sollen übrigens dessen kinderleichte Bedienung zum Ausdruck bringen.

Mercedes Simplex 40 PS (1902)

Beim Mercedes Simplex, den hier Rennfahrer Jochen Mass bewegt, soll der Name auf die einfache Bedienung hinweisen.

Mercedes 35 PS (1901)

Als Urvater des modernen Automobils gilt der Mercedes 35 PS. Mit ihm verabschiedet sich die Kutschenform, der Motor ist tief im Rahmen eingebaut. Im Jahr 1902 lässt sich Daimler den Markennamen Mercedes schützen.

Mercedes Electrique (1906)

Mercedes bietet schon 1906 eine breite Palette von Elektrofahrzeugen an, darunter sogar Krankenwagen und Omnibusse. Die Electrique-Modelle weisen Radnabenmotoren auf. Produziert werden sie bei der "Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft".

Benz auf der IAA 1911

Vor 100 Jahren geht es auf der IAA, damals in Berlin, noch beschaulich zu. Statt scharfer Girls und riesigen Leinwänden gibt es auf dem Benz-Stand Blumen und Teppiche. Im Mittelpunkt steht der Blitzen-Benz.

Daimler-Lkw (1898)

Schon früh sind Autofirmen wie Daimler bestrebt, eine breite Produktpalette anzubieten, so beispielsweise auch Lastwagen. Auf dieser Demonstrationsfahrt für französische Kunden sehen wir ganz links Gottlieb Daimler höchstpersönlich.

Daimler-Schmiede Untertürkheim (1904)

Im Jahr 1904 ist an heutige Produktionszahlen noch nicht zu denken, jedes Auto ist reine Handarbeit. Hier ein Blick in die Untertürkheimer Daimler-Fabrik.

Daimler-Magirus-Drehleiter (1910)

So wie bei diesem Daimler-Feuerwehrauto mit Magirus-Drehleiter ist die Rechtslenkung seinerzeit auch außerhalb von England üblich. Das gezeigte Fahrzeug wurde 1910 nach Breslau ausgeliefert.

Ford Quadricycle (1896)

Bescheidene Anfänge eines Auto-Helden: Das vierrädrige "Quadricycle" ist 1896 das erste, von Henry Ford entwickelte Auto. Seine erste eigene Firma geht 1902 nach nur einem Jahr pleite. Erst im zweiten Anlauf wird die Marke Ford zur Legende.

Ford Model T (1909)

Mit dem berühmten T-Modell revolutioniert Henry Ford den Automarkt. Obwohl er das Fließband zwar nicht erfindet, optimiert Ford den Produktionsprozeß und macht so den T für jedermann erschwinglich. Viele Jahre gibt es das T-Modell nur in Schwarz, weil hier der Lack am schnellsten trocknet. Die frühen Modelle wie auf dem Bild sind noch bunt.

Ford Model T (1911)

Als einer der ersten Anbieter hat Ford bereits ab Werk diverse Karosserievarianten im Angebot, wie die Werbung von 1911 zeigt. In Europa werden damals noch viele Autos als Fahrgestelle geliefert und von Karossiebauern eingekleidet.

Henry Ford (1921)

Der Meister und sein wichtigstes Werk: Von 1908 bis 1927 rollen über 15 Millionen "Tin Lizzies" vom Band. Erst der VW Käfer kann 1972 diesen Rekord knacken.

Fiat Typ 3 2HP (1899)

Im Jahr 1899 macht Italien mobil: In diesem Jahr entsteht die "Fabbrica Italiana Automobili Torino", kurz Fiat.

Austro-Daimler Kaiserwagen (1910)

Die Politik beeinflusst schon bald das Auto: Kaiser Franz-Joseph von Österreich lässt sich 1910 in diesem Austro-Daimler chauffieren. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. steht dem Auto lange reserviert gegenüber, während sein Bruder, Prinz Heinrich, ein Autonarr ist und den Scheibenwischer erfunden haben soll. Nach ihm wird eine Fernfahrt benannt, die vor 1914 zu den härtesten Prüfungen für deutsche Autohersteller gehört.

Lancia Alpha (1907-1909)

Lateinische Buchstaben haben bei Lancia Tradition, das erste Auto der 1906 gegründeten Marke heißt schlicht "Alpha". Die Marke macht später mit innovativen Neuerungen von sich reden, darunter die Einzelradaufhängung und die selbsttragende Karosserie.

Lohner-Porsche (1900)

Das Elektroauto ist keine neue Erfindung, ganz im Gegenteil, nach 1900 konkurriert es auf Augenhöhe mit Dampf- und Benzinautos. Hauptvorteil der E-Autos ist die einfache Bedienung, während das hohe Gewicht schon damals ein Problem ist. So wiegt der fortschrittliche Lohner-Porsche von 1900 stolze 1.205 Kilogramm. Elektromotoren in den Radnaben der Vorderräder bringen 2,5 PS und eine Spitze von 50 km/h. Der Konstrukteur: ein gewisser Ferdinand Porsche.

Louis Renault (1899)

Bemerkenswert winzig sieht das erste Auto mit dem Namen Renault aus, dafür ist es relativ preiswert. Schon im Jahr 1900 arbeiten rund 100 Beschäftige bei Renault.

Mitsubishi Modell A (1917)

Stolz posiert diese Schar glücklicher Japaner im Jahr 1917 vor dem Mitsubishi Model A. Er ist das erste Serienautomobil Japans. Es soll aber noch gut 50 Jahre dauern, bis der Aufstiegs Nippons zur Auto-Großmacht beginnt.

Heinrich von Opel (1901)

Angesichts der gemütlichen Decke über den Beinen mag man kaum glauben, dass wir hier die Sieger eines Bergrennens vor uns haben. An Bord ist Heinrich von Opel. 1899 startet die Marke Opel mit dem Bau des ersten Patentmotorwagens nach einer Konstruktion des Dessauers Friedrich Lutzmann.

Opel Doktorwagen (1909)

Am Aufstieg von Opel zum größten deutschen Autohersteller ist der so genannte "Doktorwagen" maßgeblich beteiligt. Seinen Spitznamen verdankt der acht PS starke Wagen seinem für damaligen Verhältnisse relativ günstigen Preis. 3.950 Mark investieren viele Ärzte, um ihre Hausbesuche zu erledigen.

Rolls-Royce Silver Ghost (1906-1925)

Unter dem Namen "Silver Ghost" wird die Rolls-Royce-Baureihe 40/50 hp zum Synonym für Luxus. Auf dem Bild ist der zwölfte Wagen der Serie zu sehen, der einzig wahre "Silver Ghost". Sein Spitzname wies auf die ungewöhnliche Laufruhe des Sechszylinders hin.

Spyker-Rennwagen 60 HP

16.000 Kilometer von Paris nach Peking und das im Jahr 1907. Die extremste Wettfahrt jener Tage stellt die Autos vor eine harte Prüfung. Nach fast drei Monaten geht ein Wagen der niederländischen Luxusmarke Spyker als Zweitplatzierter durchs Ziel, der Werbeeffekt ist enorm.

Renault-Taxi Berlin 1907

Den Durchbruch zum großen Industriekonzern schafft Renault im Jahr 1906, als ein Pariser Taxiunternehmen 250 Taxis bei Renault bestellt. Auch in Berlin gibt es Renault-Taxen im einheitlichen Look. Der Fahrer sitzt wettergeschützt in der Kabine.

Renault Marne-Taxi (1914)

Die Renault-Taxis schreiben 1914 Weltgeschichte: Als die deutsche Armee kurz vor Paris steht, werden die Pariser Taxen zusammengetrommelt, um 6.000 französische Soldaten zur Front zu bringen. Der schnelle Nachschub sorgt für das "Wunder an der Marne". Bereits vorher rückt das Kraftfahrzeug in den Mittelpunkt: Der Mord am österreichischen Thronfolger im Auto löst den ersten Weltkrieg aus.

VW Käfer (1938-2003)

Zum Abschluß noch ein Blick auf weitere Auto-Legenden aus Gegenwart und Zukunft. Der von Ferdinand Porsche konstruierte VW Käfer wurde nicht nur rekordverdächtige sechs Jahrzehnte gebaut. Er hält mit rund 21,5 Millionen Exemplaren auch den Stückzahlrekord bei den optisch nicht veränderten Autos.

VW Golf (1974 bis heute)

Inzwischen hat der VW Golf den Käfer zwar bei den Stückzahlen überholt, doch seine Form hat sich stets gewandelt, nur der Name blieb gleich.

Toyota Prius (1997 bis heute)

Dem Toyota Prius gebührt ohne Frage ein Platz in der automobilen Ruhmeshalle. Anfangs noch belächelt, verhalf er der Hybridtechnik durch hohe Stückzahlen zum Durchbruch.

Tesla Roadster (2008 bis heute)

Keine Frage, der Tesla Roadster ist teuer. Doch das schnittige Elektroauto hat gezeigt, dass saubere Fortbewegung auch sehr viel Spaß machen kann.

VW XL1 (2011)

Wie vor gut 100 Jahren steht die Systemfrage im Mittelpunkt und ist aktueller denn je. Neben Hybrid-, Elektro- oder Wasserstoffantrieb bietet auch der Verbrennungsmotor noch Potenzial, wie VW mit einer neuen Version seines Ein-Liter-Autos zeigt. Der XL1 soll mit 0,9 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer auskommen. Der Antrieb besteht aus einem Zweizylinder-TDI mit 48 PS, einem Elektromotor mit 20 Kilowatt (27 PS), einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und einer Lithium-Ionen-Batterie.