Was fällt Ihnen zum Thema US-Sportwagen ein? Als erstes sicher die Corvette, dann folgen Chevy Camaro oder der Ford Mustang. Die Corvette feiert 2013 ihr 60-jähriges Jubiläum. Kommen Sie auf eine Zeitreise durch die wechselvolle Geschichte des berühmten Flitzers
Die Idee zur Corvette kommt General-Motors-Chefdesigner Harley Earl im Jahr 1951. Zu dieser Zeit überschwemmen sportliche Roadster aus Europa den US-Markt. Earl sieht einen Jaguar XK 120 und macht sich ans Werk. Vorgestellt wird die Corvette 1953 auf der so genannten "Motorama". Dabei handelte es sich um eine mobile Autoausstellung von GM, die quer durch die USA zieht.
Das Besondere an der Corvette war und ist ihre Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunstharz. Dieser Herr demonstriert anschaulich die Gewichtsvorteile des Materials. Doch 1953 hat man noch nicht viel Erfahrung mit der Verarbeitung, es kommt zu Qualitätsproblemen.
Mit viel Handarbeit entsteht die frühe Corvette. Das funktioniert auch deswegen, weil die Produktionsziffern recht bescheiden sind. Bis 1956 entstehen nie mehr als 3.640 Fahrzeuge pro Jahr. Viele Kunden stört der lahme Sechszylinder mit nur 150 PS.
Als 1955 der Ford Thunderbird präsentiert wird, sackt die Produktion der Corvette auf ganze 700 Fahrzeuge ab. Es droht das Aus. Retter in der Not wird Zora Arkus-Duntov, ein Ex-Rennfahrer in GM-Diensten.
Arkus-Duntov erkennt, woran es bei der Corvette hapert. 1956 wird das überarbeitete Modell vorgestellt. Die Optik gerät deutlich gefälliger und endlich arbeitet unter der Haube der ersehnte V8.
1958 wird die Corvette nochmals modifiziert, erkennbar an den Doppelscheinwerfern. Zwischen 230 und 290 PS liegt nun die Motorleistung. So bekommt die übrigens nur als Cabrio angebotene erste Corvette-Generation einen echten Kick: Im letzten Produktionsjahr 1962 laufen 14.531 Fahrzeuge vom Band.
Wohin die Reise für die Corvette geht, zeigt 1959 die Studie Sting Ray Racer. Sie nutzt erstmals den Namen Stingray, englisch für Stachelrochen. Er wird zunächst getrennt, später aber in einem Wort geschrieben.
Auch im Motorsport ist Chevrolet schon früh mit der Corvette aktiv. Das Bild zeigt eine ganze Corvette-Armada bei den 24 Stunden von Le Mans 1960.
Heute legendär ist das scharfe Design der zweiten Corvette-Generation. Sie geht als "Sting-Ray" in die Geschichte ein. Erstmals gesellt sich zum Cabrio auch ein Coupé.
Berühmt wurde speziell das 1963er Corvette Coupé, das wegen seiner geteilten Heckscheibe auch "Split Window" genannt wird. Der Mittelsteg behinderte allerdings angeblich die Sicht nach hinten, weswegen ab Modelljahr 1964 eine gewöhnliche einteilige Heckscheibe verwendet wurde. Die Inspiration für das besondere Fenster soll der Bugatti 57 SC Atlantic aus den 1930er-Jahren geliefert haben.
Qual der Wahl: In den Absatzzahlen der dritten Generation behält die offene Corvette bis zum Produktionsende 1967 stets die Nase vorn.
Schon im Herbst 1962 lässt Chevrolet die Corvette Nummer drei auf die Rennstrecke. Das Bild entstand am 13. Oktober 1962 in Riverside, wo eine spezielle Z06-Rennversion antrat.
Echte Hai-Lights sind die beiden Studien Mako Shark I von 1961 (hinten) und Mako Shark II von 1965 (vorne). Sowohl bei der Farbgebung als auch im Design stand der Haifisch Pate. Nummer eins nahm das Design der zweiten Corvette-Generation vorweg, aus Nummer zwei entstand 1968 die dritte Generation.
Nicht nur das Design ist bei der dritten Corvette-Generation komplett neu. Erstmals wurde die Corvette mit zwei herausnehmbaren Dachhälften ausgestattet und der Beiname "Stingray" nun in einem Wort geschrieben. Unter der Haube wüteten auf Wunsch bis zu 435 PS.
Ende der 1960er-Jahre befindet sich die USA im Weltraumfieber, die Mondlandung steht bevor. Passend dazu zeigte Chevrolet die "Astro-Vette", eine Studie mit verlängerter Front- und Heckpartie.
Die Ölkrise von 1973 wirkt sich auf die Verkaufszahlen der Corvette nicht aus, im Gegenteil, sie steigen kontinuierlich, obwohl 1975 das Cabrio aus Sicherheitsgründen gestrichen wird. Aus den gleichen Gründen gibt es ab 1974 fiese Kunststoffstoßfänger. Die Leistung sinkt und beträgt zum Produktionsende 1983 maximal 230 PS. In Kalifornien wurde die Corvette sogar mit nur 180 PS angeboten.
Im Frühjahr 1983 debütiert die vierte Corvette-Generation. Immer neue Sicherheits- und Abgasbestimmungen verlängern die Entwicklungszeit. Der bisherige Leiterrahmen entfällt, was eine niedrigere Sitzposition ermöglicht.
Ab Anfang 1986 gibt es wieder ein Corvette Cabrio. Leistungsmäßig steigert sich die vierte Modellgeneration von zunächst 205 PS auf bis zu 405 PS.
Auch die Kleinsten haben schon ihren Spaß an der Corvette. Die Chancen, sich irgendwann einmal das Original kaufen zu können, stehen gut: In Sachen Preis-Leistungsverhältnis liegt die Corvette weit vorn.
Auf der Detroit Auto Show 1988 sorgt die Studie Corvette Indy, offiziell "CERV III" genannt, für Aufsehen. Das Fahrzeug mit Vierradantrieb wurde gemeinsam mit Lotus gebaut. Den Antrieb übernimmt ein Ilmor-Chevrolet-Rennmotor, der für Indianapolis vorgesehen ist.
Ob Karosserie, Motor oder Fahrwerk: Bei der fünften Corvette-Generation wurde fast alles neu entwickelt. Dadurch bekam die Corvette auch erstmals Anerkennung seitens europäischer Fachmedien, die den US-Sportler bis dato als zu schwammig und unverbindlich betrachten.
Ein fast schon traditioneller Brauch ist die Tatsache, dass jede Corvette-Generation mindestens einmal als Pace Car bei den legendären 500 Meilen von Indianapolis voran fährt.
Erkennen Sie die Unterschiede? Gegenüber dem Vorgängermodell wurde Corvette Nummer Sechs optisch dezent weiterentwickelt. Die deutlichste Differenz gibt es bei den Scheinwerfern, die nun fest eingebaut waren.
Rund 1,6 Millionen Corvette wurden bislang gebaut. Bei der sechsten Generation liegt das Cabrio klar hinter dem geschlossenen Pendant zurück.
Monster-Corvette ab Werk: Die ZR1 jagt 647 PS und 823 Newtonmeter maximales Drehmoment auf die Hinterräder. In 3,4 Sekunden geht es auf Tempo 100, netterweise ist ein dreistufiges, abschaltbares ESP an Bord.
Die Corvette und ihr kleiner Bruder, der Camaro. Gemeinsamkeiten gibt es unter anderem bei den Motoren. Ihren Namen hat die Corvette übrigens vom so bezeichneten Schiffstyp.
2010 feierte Chevrolet das 50-jährige Jubiläum der Corvette in Le Mans. Wer jemals beim 24-Stunden-Rennen vor Ort war, wird den brüllenden Sound der gelben Flundern nicht vergessen.
Wohin der Weg für die Corvette ging, zeigte General Motors schon 2009 mit der Studie Stingray Concept. Unübersehbar sind die markanten Kotflügel im Stil der dritten Generation.
Sieben auf einen Streich: Die brandneue Corvette der siebten Generation im Kreise ihrer Vorgänger. Den Antrieb übernimmt beim Basismodell künftig ein 455 PS starker 6,2-Liter-V8. Im dritten Quartal 2013 soll die künftige Corvette auch zu uns kommen.