Was erwartet man von Fahrzeugen aus Italien? Nicht immer unbedingte Zuverlässigkeit, dafür aber ein Design, das einen dem Atem raubt. Genau daran hat es Alfa Romeo in den letzten Jahren eher gehapert. Doch jetzt will man wieder mit toller Optik punkten. Wir blicken zurück auf die formvollendesten Modelle der Marke aus Mailand.
Vor 1945 waren Fahrzeuge von Alfa Romeo eine klare Angelegenheit für die oberen Zehntausend. 6C stand für "sei cilindri", also sechs Zylinder. Dieser 2300 B von 1935 wurde als Cabrio von Castagna eingekleidet, die "Berlinetta" genannte Limousine von Touring.
Ende der 1930er-Jahre verlagerte sich der Designtrend hin zu mehr Aerodynamik. Dieser 6C 2300 B wurde 1938 speziell für die Mille Miglia gestaltet und von Touring eingekleidet.
Diese Motorhaube! Diese Kotflügel! Der 8C 2900 B war Ende der 1930er-Jahre Alfas Topmodell. Für die Berlinetta zeichnete wieder Touring verantwortlich. Der Zusatz "Lungo" bezog sich auf die lange Getriebeübersetzung, die den Wagen bei 175 km/h einbremste.
Ein meisterhaftes Frühwerk von Bertone ist dieser Umbau eines 6C 2500 SS. Die weit unten platzierte Stoßstange erinnert an einen Spoiler.
Nach dem Krieg setzte Alfa Romeo zunächst die Fertigung der alten Modelle fort. Doch die Karosserieschneider wie Touring entwickelten modische Kleider. Besonders gelungen ist der 6C 2500 SS "Villa d`Este" aus dem Jahr 1949.
Schon 1946 entwarf Pininfarina dieses elegante Alfa-Cabriolet auf der Basis des 6C 2500 S. Teile der Formensprache fanden sich später an Lancia-Modellen wieder.
Auf Dauer konnte Alfa Romeo von den exklusiven 6C-Modellen nicht leben. Ein Massenauto musste her, das Resultat war ab 1950 der 1900. Das Design entstand im hauseigenen Zeichenstudio.
Wer Autoformen als sinnlich oder gar erotisch empfindet, wird schnell als Spinner abgetan. Aber sehen Sie sich nur einmal den Alfa 1900 Sprint an: Möchte man ihn nicht spontan streicheln?
Das Auge entdeckt beim 1900 Sport Spider kaum noch eine Verbindung zur braven 1900-Limousine. Ähnlich wie beim zeitgleichen Porsche 550 Spyder diente der Radikal-Roadster für Rennzwecke.
Kurios: Die Giulietta-Limousine erschien erst ein Jahr nach der Coupé-Variante. Die kleine Schwester des 1900 machte Alfa Romeo endgültig zum Großserienhersteller.
Wer sagt, dass Kombis früher nicht schön aussahen? Die Giulietta Giardinetta (auch "Promiscua" genannt) wurde leider nur 91-mal gebaut.
"Coda Tronca" steht übersetzt für das Rundheck der Alfa Giulietta SZ. Bei der hier gezeigten zweiten Ausführung war der Hintern aber nicht mehr rund. Bei Zagato setzte man nun auf ein aerodynamisch günstiges Abrissheck.
Der Alfa-Klassiker schlechthin ist die Giulia. Ihr zeitloses Design überdauerte sagenhafte 16 Jahre.
Nicht jedermann mag die Form der Giulia Sprint Speciale. 1963 präsentiert, führt der Name Giulia etwas in die Irre. Die technische Basis des bis zu 200 km/h schnellen Wagens lieferte die Giulietta.
Offene Autos: Das haben sie bei Alfa Romeo immer schon gekonnt. Der 1955 vorgestellte Giulietta Spider wurde im Laufe der Jahre etwas größer und der Giulia-Baureihe zugeordnet.
Das Alfa-Spitzenmodell der 1960er-Jahre war der 2600. Der namensgebende Sechszylinder brachte es auf 130 PS. Auch hier gab es einen Spider, der aber gerade im Profil recht stark seiner kleineren Giulia-Schwester ähnelte.
Auf der IAA 1965 glänzte der Alfa Romeo 2600 SZ im Rampenlicht. Das Z im Namen weist auf die Gestaltung durch Zagato hin. Lediglich 54 Exemplare des exklusiven Luxusliners wurden gebaut.
Ein Ferrari 250 GTO? Falsch. Dieser krasse Flachmann war eine auf wenig Gewicht getrimmte Rennversion der Giulia. 170 PS beschleunigten den TZ2 auf bis zu 250 km/h.
Als "Bertone-GT" ist die Coupé-Version der Giulia heute landläufig bekannt und begehrt. Damit ist klar, wer für die hübschen Linien verantwortlich ist. Offiziell debütierte der Wagen aber 1963 als Giulia Sprint GT.
Während seines 27 Jahre währenden Lebens wurde der erste Alfa Spider oft modifiziert. Für viele ist die Rundheck-Version von 1966 am schönsten. Seinerzeit war das noch anders: Der 1969 vorgestellte Fastback-Spider mit hinterer Abrisskante fand mehr Anklang.
Zagato hatte beim Giulia Coupé GT Junior Z seine kantige Phase. Auf Touren gebracht wurde der kleine Wagen von einem 89 PS starken Benziner mit doppelter Nockenwelle.
Aus einem Rennwagen entstand 1968 der Supersportler 33 Stradale, dessen Name auf die Straßentauglichkeit hinweist. Leider entstanden nur 18 Exemplare der rasenden Skulptur.
Ziviler als der 33 Stradale war der Alfa Romeo Montreal. Der ungewöhnliche Name leitet sich von der Weltausstellung in der kanadischen Stadt ab, wo erste Prototypen gezeigt wurden. Der V8-Motor mit 200 PS war vom 33 Stradale abgeleitet.
Auch in den zweckmäßigen 1970er-Jahren schaffte es Alfa, elegante Limousinen herauszubringen. Zwischen 1972 und 1984 entstanden fast eine halbe Million Exemplare der Alfetta.
Kein Geringerer als Golf-Gestalter Giorgio Giugiaro schuf auch das Design der Alfetta GT. Wie der Golf I kam der Alfa ebenfalls 1974 heraus und besticht bis heute durch klare Linien.
Mit dem berühmt-berüchtigten Alfasud setzte Alfa Romeo schon 1972 Maßstäbe in der Kompaktklasse. Beim 1976 erschienenden Coupé des Alfasud sind die optischen Parallelen zur Alfetta GT unübersehbar, aber auch etwas VW Scirocco I schimmert durch. Kein Wunder, stammen alle drei doch aus dem Stift von Giugiaro.
In den 1970er- und 1980er-Jahren bot Alfa Romeo optisch nicht unbedingt Meisterleistungen. Vollends überzeugen konnte erst der von Pininfarina entworfene 164. Er war das eleganteste Mitglied eines technischen Quartetts aus 164, Fiat Chroma, Lancia Thema und Saab 9000.
Schön oder nicht schön? Am keilfömigen Alfa Spider von 1995 scheiden sich bis heute die Geister. Immerhin half auch hier Pininfarina bei der Formgebung.
Ein echter Knaller war 1997 der neue Alfa 156. Das sehr gelungene Design stammt von Walter de` Silva, der später zu VW wechselte. Dank versteckter hinterer Türgriffe störte kaum etwas die elegante Linienführung.
In der Traditionslinie des alten 1750 sah Alfa den 159. Tatsächlich gab es Motoren mit 1.750 Kubikzentimeter Hubraum. Aber das flotte Äußere konnte nicht kaschieren, dass die Raumausnutzung eher bescheiden war.
8C: Dieses Kürzel verwies beim 450 PS starken 8C des Jahres 2006 nicht nur auf den Achtzylinder, sondern auch auf die nostalgischen 8C-Modelle. Das Design zitierte eifrig die Vergangenheit der Marke.
Als kleiner Bruder des 8C gilt der aktuelle 4C. 240 PS treffen in dem Mittelmotor-Flitzer auf nur 895 Kilogramm Leergewicht. Da ist Fahrspaß vorprogrammiert.
Holt ein legendärer Name Alfa Romeo zurück in die Erfolgsspur? Die Giulia des Jahres 2015 sorgt mit tollem Design und bis zu 510 PS für Furore. Weitere neue Alfas sind bereits fest eingeplant.