Der deutsche Autokäufer kauft deutsche Autos, und das Volk erwirbt am liebsten Volkswagen: So war es auch im ersten Halbjahr 2015. Laut Zulassungsstatistik des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) wurden in den Monaten Januar bis Juni 2015 in Deutschland 1.618949 Autos neu zugelassen. Das sind rund 80.000 Stück oder 5,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Bestseller der einzelnen Klassen zeigen wir Ihnen in der folgenden Bilderstrecke.
"Minis" heißen beim KBA die Kleinstwagen. Sie sind kürzer als 3,80 Meter und kosten oft nur um die 10.000 Euro. Damit sind die Kleinsten nicht unbedingt die billigsten. Diese Trophäe geht an den Lada Granta (ab 6.750 Euro) und an den Dacia Sandero (ab 6.890 Euro), die beide vom KBA zu den Kompaktwagen gerechnet werden. Übrigens: Der Mini aus dem BMW-Konzern gehört nicht zu den "Minis": Er wird mit 3,82 Meter Länge als Kleinwagen eingestuft.
Wie könnte es auch anders sein: VW führt schon in der kleinsten Klasse, und das mit Abstand: fast 18.000 Neuzulassungen. Der vor allem praktische Up hat die Kunden offenbar ebenso überzeugt wie der Polo, der Golf, der Passat, der Tiguan und, und, und.
Die schicke Fraktion besetzt Rang zwei, denn der hippe Cinquecento ist vor allem, aber nicht nur bei Frauen beliebt. Und das Karosseriedesign ist ja auch eine sehr gelungene Anspielung auf das klassische Vorbild, finden Sie nicht? Das jüngste Facelift hat den Verkaufserfolg nicht hemmen können, denn es ist erst kurz vor dem Marktstart (11./12. Juli 2015) bekannt gegeben worden.
Platz drei geht an den noch recht neuen Opel Adam. Doch die Rüsselsheimer müssen aufpassen: Der Smart Fortwo (12.351 Stück) und der Hyundai i10 (11.125 Stück) folgen dicht auf den Fersen. Der Renault Twingo dagegen, der im Jahr 2014 weit vorne landete, schnitt im ersten Halbjahr mit 9.515 Stück etwas schlechter ab.
Die Kleinwagen sind mit rund 15 Prozent Marktanteil die drittwichtigste Klasse in Deutschland - hinter den Kompaktwagen, die 26 Prozent der gesamten Verkäufe ausmachen, und den SUVs (18 Prozent). Typische B-Segment-Vertreter sind zwischen 3,80 und 4,10 Meter lang und kosten im Einstieg oft 11.000 bis 12.000 Euro. Der günstigste Vertreter ist nach der jüngst verfügten Preissenkung ein Nissan Micra 1.2 mit 80 PS (10.390 Euro), der teuerste wohl der Audi S1 Sportback mit 231 PS für über 30.000 Euro.
Die Nummer eins im Segment ist seit Ewigkeiten der VW Polo. Der Abstand zur Konkurrenz ist deutlich und in den letzten Jahren noch gewachsen, auch wenn er die Klasse nicht so stark dominiert wie der Golf die Kompaktklasse. Das in diesem Frühjahr erfolgte Polo-Facelift, zu dem auch neue Motoren gehören, hat die Position des kleinen, schicken und klassenlosen Wolfsburgers noch gestärkt.
Die Silbermedaille darf sich Opel umhängen, und das auch schon seit etlichen Jahren. Der Abstand zu den folgenden Autos ist allerdings nicht allzu komfortabel. Die aktuelle Corsa-Generation ist schon die fünfte seit der Premiere im Jahr 1982. Das günstigste Modell ist der 70 PS starke Corsa 1.2 für 11.980 Euro. Der Preisabstand des bisher deutlich teureren Polo-Einstiegsmodells sank, denn neben dem 75-PS-Dreizylinder (13.425 Euro) wird nun auch die 60-PS-Variante angeboten (12.600 Euro).
Der deutsche Dreiklang Polo-Corsa-Fiesta auf dem Kleinwagen-Siegerpodest ist seit Jahren konstant. Doch der Skoda Fabia (21.814 Stück) sitzt dem Fiesta dicht im Nacken. Obwohl der Skoda im Vergleich gar nicht mehr unbedingt der "günstige Tscheche" ist: Das 60-PS-Einstiegsmodell des Skoda ist rund 1.000 Euro teurer als das ebenso starke Fiesta-Grundmodell. Und dem Fabia folgt dichtauf der Mini mit rund 20.000 neu zugelassenen Exemplaren.
Das zahlenmäßig bedeutendste Segment in Deutschland ist das C-Segment, die Kompaktklasse. Das ist nicht in allen Ländern so, die Südländer kaufen lieber Kleinwagen, während zum Beispiel das populärste Auto der Schweden ein Volvo V70 ist, und der gehört in die obere Mittelklasse. Typische Kompakte haben eine Länge zwischen 4,20 und 4,50 Meter. Das günstigste Modell ist zur Zeit der Kia Cee'd mit 100-PS-Benziner für 14.990 Euro, das teuerste der Audi RS 3 Sportback mit 367 PS für über 50.000 Euro.
Der Golf ist Jahr für Jahr, Quartal für Quartal das meistverkaufte Auto der Kompaktklasse, ja der meistverkaufte Wagen in Deutschland überhaupt. Die Überlegenheit des Golf fällt auch im ersten Halbjahr 2015 drastisch aus: Mit fast 140.000 Stück wurden über viermal mehr davon verkauft als vom zweitplatzierten Modell. Auch innerhalb der VW-Palette ist der Golf der unumstrittene Bestseller, weit vor Polo und Passat.
Ein wenig überraschend dürfte Rang zwei sein, denn früher stand hier felsenfest der Opel Astra. Aber der Erfolg des A3 ist kein Einzelfall: Auch in den Jahren 2014 und 2013 lag der Premiumwagen aus Ingolstadt auf Platz zwei - ein Beleg dafür, dass in dieser Klasse der Preis keine so große Rolle spielt wie in den Segmenten A und B.
Auch auf Platz drei in der Kompaktklasse gibt es kein Abo mehr. Einst stand hier stets der Ford Focus, doch das hat sich geändert. Im ersten Halbjahr lag der Octavia vorne, noch vor den einstigen Klassenfavoriten Focus und Astra, und auch vor dem verkaufsstarken BMW 1er. Übrigens gehört der Octavia mit einer Länge von 4,66 Meter schon fast in die Mittelklasse.
Das D-Segment ist mit 13 Prozent Marktanteil die viertwichtigste Klasse in Deutschland. Hier spielen Dienstwagen wie der VW Passat, der Audi A4 und der Ford Mondeo eine große Rolle, und rund 80 Prozent der Halter sind Firmen, nicht Privatpersonen. Das Segment wird von deutschen Fabrikaten beherrscht. Asiaten wie der (kürzlich in Deutschland eingestellte) Honda Accord oder der Toyota Avensis haben hier keine Chance. Außerdem dominieren Kombi und Stufenheck statt des Schräghecks wie in den unteren Klassen.
"So souverän wie Sie" lautet der Werbespruch für den VW Passat. Souveräne Führung aber sieht anders aus: Sein Vorsprung ist bei weitem nicht so groß wie der des Golf eine Etage tiefer. Der Volkswagen spürt schon den heißen Atem der Premium-Mitbewerber im Nacken. Wohl auch deshalb will die neue, im Herbst 2014 gestartete Modellgeneration "mehr Premium" sein als bisher.
Auf Platz zwei rangiert die C-Klasse, die seit März 2014 auf den Markt ist. Schon im Jahr 2014 lag der Sternträger vorne, obwohl er kein Schnäppchen ist: Der günstigste Diesel (C 180 d mit 116 PS) liegt schon bei rund 34.000 Euro, während der entsprechende BMW 316d bereits für 32.600 Euro zu haben ist.
Der A4 ist in der Kombiversion einer der beliebtesten Dienstwagen, und auch Privatleute kaufen ihn. Audi darf sich umso mehr freuen, als der zweite Mittelklässler aus Ingolstadt, der auf der gleichen Plattform basierende A5, ebenfalls recht beliebt ist: 9.850 Stück wurden im ersten Halbjahr verkauft. Im laufenden Jahr dürfte sich der A4-Erfolg allerdings eher abschwächen, weil die Kunden auf die im November 2015 startende Nachfolgegeneration warten.
Quantitativ ist sie nicht wichtig: Die obere Mittelklasse macht nicht mal vier Prozent des Gesamtmarkts aus, es werden über doppelt soviele VW Golf verkauft als von allen Autos dieses Segments zusammen. Aber für viele Autofans hat die Obere Mittelklasse Priorität eins. Das Modellangebot ist jedenfalls deutlich schmaler als eine Klasse tiefer. Viele Volumenhersteller haben sich aus dem E-Segment zurückgezogen, zum Beispiel Opel, Ford, Peugeot oder Honda. Denn die Deutschen kaufen ohnehin fast nur inländische Modelle: Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse. Alles andere - auch die Premiumangebote wie Volvo V70 und S80 oder Jaguar XF - fällt schon unter "ferner liefen".
Die Führung im Segment wechselte im Lauf der Jahre immer wieder hin und her. Derzeit hat Audi die Spitzenposition im Segment, und auch im Gesamtjahr 2014 war das so. Doch davor hatten abwechselnd BMW und Mercedes den Hut auf. Auffällig ist: Anders als in den meisten Klassen hat VW hier bislang kein Angebot.
Die aktuelle 5er-Generation ist seit 2010 auf dem Markt, erhielt allerdings 2013 ein Facelift. Das sportlich akzentuierte Modell gibt es ab 40.400 Euro (518d mit 150 PS). Zum Vergleich: Der entsprechende Audi A6 - der 2.0 TDI mit 150 PS für 39.700 Euro - ist günstiger, die E-Klasse teurer: Den E 200 BlueTec mit 136 PS gibt es für 41.412 Euro.
Das Standardauto für Taxifahrer war über Jahrzehnte auch der Bestseller des Segments. Doch um 2005 herum wurde die E-Klasse von den Wettbewerbern A6 und 5er entthront. Ob das am weniger sportlichen Image oder an den hohen Preisen lag? Wohl kaum, denn hier zählt Komfort viel und ein- oder zweitausend Euro Preisunterschied machen den Kohl nicht fett. Übrigens: Das E-Klasse Coupé (3.403 Stück im ersten Halbjahr) wird vom KBA aus unerfindlichen Gründen zu den Sportwagen gerechnet.
In der Oberklasse machten Audi A8, BMW 7er und Mercedes S-Klasse die Sache lange Zeit unter sich aus. Doch das hat sich geändert. Erstens bieten diese drei Hersteller nun mehrere Modelle im Segment an, so kamen Audi A7 und BMW 6er hinzu. Außerdem enterten Porsche mit dem Panamera und VW mit dem Phaeton den Markt. Zu den interessanten Exotenmarken in dieser Klasse gehören zum Beispiel Rolls-Royce, Bentley, Jaguar und Lexus.
Es ist, als wollten die Kunden den Markenclaim von Mercedes unterstreichen: Das Beste oder nichts. Jedenfalls belegt die S-Klasse im Segment den Platz eins. Zu den Vorzügen des Autos gehört, dass hier oft die modernsten Technologien eingeführt werden. Zu den Konkurrenten zählen nicht nur A8 und 7er, sondern auch ähnlich imageträchtige SUVs wie der Audi Q7 oder BMW X5, während sportlich Ambitionierte sich auch mal für den ähnlich teuren Porsche 911 entscheiden.
Richtig, der CLS gehört eigentlich nicht hierher. Sowohl das viertürige Coupé als auch der Kombi namens Shooting Brake basieren auf der E-Klasse, der CLS müsste also eigentlich zur oberen Mittelklasse rechnen. Das KBA kann höchstens damit argumentieren, dass der Wagen mit einem Grundpreis von rund 55.000 Euro preislich höher positioniert ist als die E-Klasse.
A8 und A7 liegen bei den Zulassungszahlen praktisch gleichauf. Im Gesamtjahr 2014 konnte der A8 triumphieren, zum Ausgleich siegt der ersten Jahreshälfte 2015 der A7. Auch der A7 gehört eigentlich nicht zur Oberklasse, da er auf dem A6 basiert. Die direkten Konkurrenten sind der CLS und das BMW 6er Gran Coupé, wobei letzteres in den KBA-Statistiken nicht als eigenes Modell auftaucht.
Vans haben ein Rentnerimage, also kauft man SUV - obwohl viele davon ebenfalls von Rentnern gefahren werden. Jedenfalls sind die SUVs die zweitwichtigste Klasse in Deutschland, gleich nach den Kompakten. Es gibt sie von ganz klein (Opel Mokka) bis ganz groß (Audi Q7). Das KBA teilt die Modelle in "SUVs" und "Geländewagen" ein. Da die Kriterien aber nicht nachvollziehbar sind, haben wir beide Klassen zusammengelegt. Dann umfasst das Doppelsegment rund 18 Prozent der Verkäufe in Deutschland.
Auch in diesem Segment dominiert VW, und das, obwohl die Wolfsburger hier lange gar nicht präsent waren. Aber der Tiguan hat sich nach seiner Einführung im Herbst 2007 sehr schnell auf Platz eins gehievt. Schon im Gesamtjahr 2008 führte das Auto deutlich, und düpierte die damaligen Klassenleader BMW X3, BMW X5 und Mercedes M-Klasse.
Der erst seit drei Jahren angebotene Mokka hat sich zu einem Lebenselixier für Opel entwickelt. Und das kleine SUV auf Basis des Corsa steht auf Platz zwei des Segments. Warum sich das Auto so gut verkauft? Spötter sagen: weil VW noch kein kleines SUV anbietet. Und das, obwohl mit dem Skoda Yeti ja eine Basis vorhanden wäre.
Nicht weit hinter dem Mokka taucht ein Modell auf, dem man das eigentlich gar nicht so recht zutraut: der Ford Kuga. Wann haben Sie zum letzten Mal einen Kuga gesehen? Eben. Das mag daran liegen, dass das Modell nicht auffällt. Im ersten Halbjahr 2015 (und auch im Gesamtjahr 2014) wurden jedenfalls mehr Exemplare vom Kuga zugelassen als vom Nissan Qashqai, BMW X1, Skoda Yeti oder Audi Q3.
Das Segment der Sportwagen ist mit anderthalb Prozent vom Gesamtmarkt nicht gerade volumenstark, aber umso mehr Aufmerksamkeit bekommen die exklusiven Autos in den Medien. Trotz der geringen Verkaufszahlen ist die Zahl der Angebote groß, man denke nur an all die Ferraris, Aston Martins, Porsches und so fort.
Hier ist was passiert: Bestverkaufter Sportwagen war lange der 911. Aber da der neue TT im Frühjahr 2014 eingeführt wurde, drängt er sich nun an dem Zuffenhausener Traditionsmodell vorbei. Im Gesamtjahr 2014 lag übrigens (neben dem 911) auch noch der Mercedes SLK vor dem TT. Der dritte Roadster im Bunde, der BMW Z4, hat mit nur 1.101 Stück im ersten Halbjahr 2015 nicht viel zu melden.
Der Elfer landet knapp hinter dem TT. Aber blicken wir zurück ins Gesamtjahr 2007, da bot sich folgendes Bild: Audi TT (rund 14.000 Stück) vor Porsche 911 (etwa 8.500 Stück) vor Mercedes CLK (knapp 8.000 Stück).
Tja, auf Platz drei landet das Coupé der E-Klasse. Obwohl nicht klar ist, warum dann ein BMW 6er oder ein Audi A5 nicht zu den Sportwagen gerechnet werden. Wenn dieser KBA-Missgriff nicht wäre, würde der Mercedes SLK mit 2.660 Stück auf Platz drei stehen.
Die hochvariablen Vans mögen praktisch sein, aber nach allgemeiner Übereinkunft sind sie "out": Im Jahr 2007 brachten Vans noch fast 20 Prozent der Verkäufe. Heute sind es nur noch 13 Prozent. Das Segment, das vom KBA noch in Mini-Vans und Großraum-Vans unterteilt wird, ist damit auch deutlich weniger verkaufsstark als der SUV-Markt (18 Prozent).
Überraschung! Der Van-Bestseller ist ein VW. Wie in so vielen anderen Segmenten auch. Der Touran basiert auf dem VW Golf. Die neue Generation - nach VW-Zählung ist es die dritte - startet im September 2015. Der langjährige Segmentbestseller Opel Zafira schneidet derzeit schlecht ab: 6.749 Stück reichten in den ersten sechs Monaten des Jahres gerade mal für Platz acht.
Ob sich Mercedes immer noch so ärgert, wenn man die B-Klasse als Van bezeichnet? Offiziell wird das Auto jedenfalls immer noch als "Sports Tourer" bezeichnet. Aber hier liegt das KBA mal richtig: Die B-Klasse kann man mit Recht als Kompaktvan einstufen. Sie verkauft sich gut und erreichte wie im Gesamtjahr 2014 Platz zwei.
Der Sharan bekommt ein Facelift, doch das alte Modell rückte noch schnell auf Platz drei auf. Im Jahr 2014 stand der große VW noch auf Platz sechs hinter VW Touran, Mercedes B-Klasse, Opel Zafira, Opel Meriva und Renault Scénic. Man sieht: Hier und da gibt es doch immer wieder Überraschungen bei der Rangfolge.