Zugegeben, im ersten Moment denkt man beim Stichwort "Legendäre Sportwagen" eher an Produkte aus Deutschland oder Italien. Aber Amerika? Sind US-Sportwagen nicht simple Klötze mit fettem V8 und schlichtem Fahrwerk? Von wegen! Wir zeigen Ihnen die besten Flitzer aller Zeiten. Einige sind bereits ein Mythos, andere auf dem besten Weg dorthin.
Als "kleines, böses Tier, das Mustangs frisst" bezeichnete General Motors einst den Chevrolet Camaro. Beim Z28 steckten 1967 fünf Liter Hubraum unter der Haube, was seinerzeit als "Small Block" betrachtet wurde. Trotzdem war der mit Vierfachvergasern bestückte V8 für 290 PS gut. Oder in der damaligen Muscle-Car-Währung ausgedrückt: 15,1 Sekunden für die Viertelmeile (402,34 Meter).
1969 schickten die USA den ersten Mensch auf den Mond. Kein Wunder, dass Raketen, Düsenjäger und ähnliches beim Volk beliebt waren. Ford nutzte die Gunst der Stunde und brachte den Mustang Mach 1 heraus. Schon optisch zeigte der Mach 1 deutlich, dass die Zeiten des süßen Pony-Cars von einst vorbei waren. Benannt nach der Einheit der Schallgeschwindigkeit, gab es den Mustang Mach 1 mit Hubräumen zwischen 5,8 und sieben Liter. Dieser größte V8 leistete 335 PS. Der Mach 1 traf einen Nerv, in nur einem Jahr verkaufte Ford über 72.000 Exemplare.
Für viele ist die "Sting Ray" genannte Corvette das schönste Modell der gesamten Baureihe. 1962 vorgestellt, erhielt der Chevrolet-Sportwagen seinen Beinamen von einem Rochen. Im letzten Baujahr 1967 war sogar ein Siebenliter-V8 erhältlich, aus dem bis zu 435 PS herausgekitzelt wurden.
Ein legendärer Name und eine legendäre Zahl: Carroll Shelby machte sich einen Namen als Rennfahrer, später verpasste er besonders dem Ford Mustang mehr Leistung. Seine berühmteste Kreation ist aber die Cobra, ein ursprünglich von AC in England entwickelter Roadster. Shelby versenkte einen Siebenliter-V8 unter der Haube, die Ziffer 427 stand für den Hubraum in "Cubic Inches", also Quadratzoll. 425 PS und 641 Newtonmeter Drehmoment trafen auf nur rund eine Tonne Auto, bei Regen ist also größte Vorsicht angebracht. Bis heute werden Replikas der 427er-Cobra gebaut, originale Fahrzeuge erreichen Preise im Millionenbereich.
In den 1960er-Jahren klopfte Ford bei Enzo Ferrari an, ob dessen Firma nicht zu kaufen sei. Doch der "Commendatore" stellte sich stur und sagte "No". Das brachte Henry Ford II derart auf die Palme, dass er beschloss, es Ferrari auf der Rennstrecke zu zeigen. Mittel zum Zweck war der GT40. Er bekam 1966 einen Siebenliter-Motor und holte die ersten drei Plätze in Le Mans vor dem Porsche 906. Nur auf Platz 8 kam der schnellste Ferrari ins Ziel. Erst 1970 konnte die Le-Mans-Siegesserie des Ford von Porsche gestoppt werden.
Viel Leistung für relativ wenig Geld war schon immer das Credo der US-Sportwagen. Kritiker lästerten aber zu Recht über die simplen Fahrwerke, die nur für schnelle Geradeausfahrt taugten. Diese Zeiten sind vorbei, die 649 PS starke Corvette Z06 hat das Zeug zum Porsche-Jäger, ist aber mit 114.500 Euro deutlich preiswerter als ein 911 Turbo.
Noch eine Spur wahnwitziger als die Corvette Z06 ist die ZL1-Version des neuen Camaro. Auch hier wütet der 649 PS starke 6,2-Liter-V8. In den USA kostet das Muscle-Car umgerechnet rund 56.000 Euro. Ob der ZL1 auch den Weg nach Europa schafft, ist noch unklar.
Als Bruder des Chevrolet Camaro konzipierte GM den Pontiac Firebird, der Anfang 1967 erschien. Die zweite Generation ab 1970 sollte etwas italienischer wirken. Sehr amerikanisch waren dagegen die Top-Motorisierungen mit 6,6 und 7,5 Liter Hubraum. Berühmt wurde der Firebird durch die Serie "Detektiv Rockford" und den Film "Ein ausgekochtes Schlitzohr" mit Burt Reynolds.
43.000 Euro: Kein V8 ist hierzulande günstiger zu bekommen als der Ford Mustang. Und es lohnt sich: Erstens ist der 421 PS starke Motor kaum teurer als der Turbo-Vierzylinder. Zweitens muss es im Mustang einfach ein V8 sein. Und drittens sorgt eine Einzelradaufhängung hinten jetzt auch für Spaß in Kurven.
Dieser Flügel! Kaum ein anderes Serienfahrzeug hatte solch ein gigantisches Heckleitwerk wie der Plymouth Road Runner Superbird. Doch der Spoiler war nicht nur Dekoration, denn der Superbird trat in der NASCAR-Rennserie an. Zivile Kunden bekamen bis zu 425 PS und eine Hupe, deren Geräusch an die namensgebende Road-Runner-Comicfigur erinnerte.
Sehr böse und sehr schwarz: Der Auftritt als Ganoven-Auto in der berühmten Verfolgungsjagd des Films "Bullitt" mit Steve McQueen in der Hauptrolle machte den Dodge Charger zur Legende. Die 375 PS jener R/T-Version reichten aber nicht, um dem Ford Mustang von Bullitt zu entkommen.
Man hat es heute fast vergessen: Ende der 1980er-Jahre, als die Dodge Viper entwickelt wurde, gehörte Lamborghini zu Chrysler. Also schickte man einen mächtigen V10-Motor zur Verfeinerung nach Italien. Heraus kamen 408 PS und 664 Newtonmeter maximales Drehmoment. Ein ABS oder gar ESP gibt es nicht. Bei Regen ist also Zurückhaltung geboten, um die markante Karosserie heil nach Hause zu bringen.
Wie macht man aus einem eher biederen Auto wie dem Buick Regal der 1980er-Jahre einen heißes Ofen? Logisch: In dem man einen fetten Motor einbaut. Wobei dieser für US-Verhältnisse so fett nicht war. Der nur 1987 gebaute Regal GNX holte seine 276 PS aus einem 3,8-Liter-Turbo-V6. An seiner Entwicklung war McLaren beteiligt. Auf der Viertelmeile war der GNX sogar schneller als ein Ferrari F40.
Lassen wir diese Zahlen kurz auf uns wirken: 6,2 Liter Hubraum, 717 PS, 881 Newtonmeter Drehmoment. Solch eine fast abartige Leistung bieten die Hellcat-Versionen des Dodge Challenger (Bild) und Charger. Das lässt den Challenger Hellcat in 10,8 Sekunden über die Viertel-Meile sprinten und ihn dabei eine Geschwindigkeit von 203 km/h erreichen. Der Dodge wird mit zwei Schlüsseln ausgeliefert, einer ist rot, der andere schwarz. Und nur der rote Schlüssel schaltet die volle Leistung frei. Wer die Höllenkatze an Sohn oder Tochter verleiht, sollte das schwarze Teil mitgeben: Dann schickt der Motor "nur" 500 PS auf die Räder.
Die Namensgleichheit zum Ferrari 250 GTO ist durchaus Absicht: Der Pontiac GTO kam 1964 als das erste "Muscle Car" auf den US-Markt. Verantwortlich war kein Geringerer als John Z. DeLorean, damals Manager bei GM. 6,4 Liter Hubraum und 325 PS in einer eher biederen Hülle hatte bis dato niemand gewagt. 1966 bekam die Karosserie einen Hüftschwung und übereinanderliegende Scheinwerfer. 1974 endete die GTO-Produktion, 2003 ließ Pontiac die Bezeichnung noch einmal kurz aufleben.
Zum 50. Jubiläum des ersten Le-Mans-Sieges des GT40 beschenkt sich Ford selbst und bringt einen neuen GT. Nur 250 Exemplare sollen jährlich entstehen. Die handverlesenen Kunden erhalten neben der scharfen Optik einen aufgeladenen 3,5-Liter-V6 mit über 600 PS.
Die 1980er-Jahre waren keine gute Zeit für US-Sportwagen. Leistungsmäßig kastriert, waren viele klangvolle Namen von einst nur noch ein Schatten ihrer selbst. Doch 1989 stellte Chevrolet die Corvette ZR-1 vor, deren sogenannter LT5-Aluminium-V8 gemeinsam mit Lotus entwickelt worden war. Anfangs 385 PS reichten für eine Sprintzeit von 4,4 Sekunden auf Tempo 100.
Ist der DeLorean DMC-12 ein US-Sportwagen? Kluge Leser werden jetzt einwenden, dass der Flügeltürer in Nordirland gebaut wurde. Und auch der Begriff "Sportwagen" ist angesichts von schütteren 132 PS sehr relativ zu sehen. Aber die "DeLorean Motor Company" hatte ihren Sitz in Detroit, also hat der DMC-12 seinen Platz in dieser Galerie verdient. Zum Kultauto wurde die Edelstahlflunder durch die Filmreihe "Zurück in die Zukunft".
Ob Corvette oder Panoz, in Le Mans sorgten US-Rennwagen immer für den meisten Lärm. Der Esperante wurde von Don Panoz als GT1-Sportler konzipiert, im Jahr 2000 folgten die zivilen Ausführungen. 309 PS leistete die Standardvariante, per Kompressor waren aber auch über 420 PS möglich.